Année politique Suisse 1995 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Parteien
 
Freiheits-Partei (FPS)
Die autofreundliche Freiheits-Partei feierte im Berichtsjahr ihr 10jähriges Bestehen. An ihrem Jubiläumsparteitag sprach sie sich für die Abkehr vom Konkordanzprinzip und der Zauberformel aus und warf dem Bundesrat und den bürgerlichen Bundesratsparteien politische Misswirtschaft vor [47].
In einer Resolution "Neat: Das Ganze halt!" forderten die Freiheitlichen eine neue Volksabstimmung über die Neat, da die Zustimmung der Stimmbürger auf heute nicht mehr richtigen Grundlagen bezüglich Kosten und benötigten Schienenkapazitäten basiert habe [48].
In den eidgenössischen Wahlkampf zog die Partei vorab mit einer aggressiven Politik gegen Ausländer und Asylsuchende unter dem umstrittenen, da historisch gewichtig besetzten Motto "Das Boot säuft ab". Hauptforderungen waren der vollständige Einwanderungs- und Aufnahmestopp für Asylbewerber, die Kündigung des Genfer Flüchtlingsabkommens sowie eine Reduktion des Ausländerbestandes auf EU-Niveau. Heftigen Widerstand meldete die FPS gegen den EU-Beitritt oder Zugeständnisse im freien Personenverkehr an. Eine harte Linie fuhr die Partei auch in Drogenfragen, wo sie der Liberalisierung den Kampf ansagte. Nach wie vor eliminieren will sie zudem die direkte Bundessteuer [49].
Entgegen günstigen Prognosen verpasste die Freiheits-Partei bei den eidgenössischen Wahlen nicht nur ihr Ziel, stärkste Nichtregierungspartei zu werden, sondern sie verlor sogar Wählerprozente und einen Nationalratssitz. Danach kam es zu parteiinternen Spannungen um den Stil der Partei, gegen den insbesondere Nationalrat Giezendanner (AG) protestierte [50].
 
[47] Kritische Würdigungen des FPS-Jubiläums: WoZ, 7.4.95; Bund, 25.8.95; TA, 26.8.95.47
[48] NZZ, 22.5.95.48
[49] NZZ, 28.8.95.49
[50] Bund, 22.11.95.50