Année politique Suisse 1995 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Eidgenössische Wahlen
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Wahlverhalten
Gegenüber den Wahlen von 1991 verringerte sich die Wahlbeteiligung nochmals um 3,7 Prozentpunkte auf 42,3%, den historisch niedrigsten Beteiligungswert seit Einführung des Proporzes. Nur gerade in fünf Kantonen (UR, OW, NW, AR und BS) lag die Wahlbeteiligung gegenüber den Nationalratswahlen 1991 höher. Einen bisher noch in keinem Kanton erreichten Tiefstwert musste mit 17,5% Appenzell-Innerrhoden verzeichnen, während Schaffhausen seinen Spitzenplatz mit 64,4% behielt. Gesamthaft reduzierte sich die Wahlbeteiligung in der Romandie um 4%, in der deutschsprachigen Schweiz um 6%. Drastisch - um 15 Prozentpunkte - sank die traditionell hohe Wahlbeteiligung im Tessin, was damit zusammenhängen dürfte, dass die Protestbewegung Lega dei Ticinesi nicht mehr die selbe Dynamik wie 1991 in die Wahlen einbringen konnte. Erstmals waren auch die Auslandschweizer zu den eidgenössischen Wahlen zugelassen. Von rund 392 000 wahlberechtigten Auslandschweizern hatten sich 59 868 (15,3%) bei den Gemeinden zur Wahlteilnahme eingeschrieben. Eine Wahlanalyse der Auslandschweizer ist aber insofern schwierig, als nur gerade die Kantone Genf, Luzern und Waadt die Auslandschweizer separat erfassten. In diesen drei Kantonen zusammen unterschieden sich die Auslandschweizer bezüglich Beteiligung und politischen Präferenzen nicht wesentlich von den Einheimischen. Laut einer Stichprobenumfrage der Schweizerischen Depeschenagentur dürfte die durchschnittliche Beteiligung der eingeschriebenen Auslandschweizer rund 38% betragen haben. Erstmals galt in der ganzen Schweiz die Möglichkeit der Briefwahl, die allerdings nicht zum erhofften Anstieg der Wahlbeteiligung geführt hat [22].
Als Hauptmotiv für die Wahlabstinenz gaben Nichtwählende die Anonymität und die fehlende oder nicht hinreichende Glaubwürdigkeit der politischen Akteure sowie fehlendes politisches Interesse an. Erst danach folgte das Argument der Komplexität des Wahlsystems. Die Wählenden gaben als Hauptmotiv die Möglichkeit zur Mitbestimmung an. Untervertreten an der Urne waren diejenigen Wählerinnen und Wähler, die sich in der politischen Mitte einordnen. Die städtische und die ländliche Bevölkerung ging ungefähr gleich stark zur Urne. Eine grosse Mehrheit der Wählenden wie auch der Nichtwählenden beurteilte die Wichtigkeit von Wahlen im Vergleich zu Sachabstimmungen klar als zweitrangig [23].
Rund zwei Drittel der Wählenden nahmen Listenveränderungen vor, wobei am meisten kumuliert wurde, gefolgt vom Streichen und dem Panaschieren. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Parteien waren gering. Als Hauptgrund für die Wahl oder Nichtwahl eines Kandidaten wurde die Vertretung der Interessen des Wählenden sowie die Persönlichkeit und die bisherigen Leistungen der Kandidaten genannt. Mit deutlichem Abstand folgen die namentliche Bekanntheit und die Parteizugehörigkeit sowie das Geschlecht des Kandidaten [24].
 
[22] Lit. SDA/SRG. Auslandschweizer: BaZ, 15.11.95.22
[23] Lit. Farago.23
[24] Lit. Farago.24