Année politique Suisse 1995 : Sozialpolitik / Bevölkerung und Arbeit
Arbeitswelt
Wie das BFS in einer Sozialstruktur-Untersuchung anhand der Volkszählung von 1990 herausfand, teilen sich die Berufstätigen in der Schweiz in vier Grobkategorien ein. Die grösste Gruppe bilden mit 37% die qualifizierten Berufsleute. Deren Anteil nimmt allerdings mit zunehmendem Alter ab. Die nicht-manuellen Berufe sind dabei doppelt so stark vertreten wie die handwerklichen. Mehr als ein Fünftel der Erwerbstätigen gehört zur Kategorie der ungelernten Arbeitskräfte. Unter ihnen ist der Prozentsatz der 50- bis 64jährigen besonders hoch. Zum obersten Segment - Topmanagement, freie und akademische Berufe, andere Selbständigerwerbende und oberes Kader - können 20,7% der Arbeitenden gerechnet werden. Ein weiteres Fünftel der Erwerbstätigen zählt zu den intermediären Berufen, gehört dem mittleren Kader an oder verfügt über eine höhere Fach- oder Berufsausbildung.
Wie das BFS weiter feststellte, sind bei den freien Berufen die Frauen mit 16,5% der Erwerbstätigen deutlich untervertreten. Auch bei den anderen Selbständigerwerbenden sind 77,8% Männer. In akademischen Berufen und im oberen Kader sind die Männer ebenfalls mit rund 81% deutlich in der Überzahl. Noch krasser wird es beim obersten Management: Mit 90,6% bleiben die männlichen Chefs nahezu unter sich. Die meisten Frauen sind in den qualifizierten nicht-manuellen Berufen anzutreffen. 1990 stellten sie in dieser Kategorie rund zwei Drittel aller Beschäftigten.
Während in
Stadt- und Zentrumskantonen der Anteil des obersten Managements über dem Gesamtdurchschnitt von 1,4% liegt, weisen die Landkantone hier einen unterdurchschnittlichen Prozentsatz aus. In den Stadtkantonen liegt dagegen der Anteil der qualifizierten manuellen Berufe deutlich unter dem Landesmittel von 12,9%. Die Sozialstruktur weist aber auch einen Unterschied zwischen Zentren und Randregionen aus. Ausserhalb der wirtschaftlichen Zentren ist der Anteil von ungelernten Angestellten und Arbeitern deutlich höher als im Durchschnitt
[4].
Mit Stichtag 29. September wurde die achte
Betriebszählung seit 1905 durchgeführt. Die Erhebung bezieht sich jeweils auf alle Arbeitsstätten und Unternehmen des sekundären und tertiären Wirtschaftssektors sowie auf die Betriebe der Fischerei und der Forstwirtschaft, während die Landwirtschaft in einer besonderen Untersuchung erfasst wird. Im Mittelpunkt der Betriebszählungen steht die Frage nach der Zahl der Beschäftigten, gegliedert nach verschiedenen Kriterien wie Vollzeit/Teilzeit, Geschlecht, Nationalität usw. Im Berichtsjahr wurden zudem erstmals die Export- und Importtätigkeiten der Unternehmen sowie die Umsätze vollumfänglich erhoben
[5].
Eine von einem privaten Forschungs- und Beratungsunternehmen vorgelegte Studie zeigte, dass die
Telearbeit in der Bevölkerung immer mehr auf Akzeptanz stösst, obgleich das Wissen über diese Form der Arbeit in der Schweizer Öffentlichkeit gegenüber dem Ausland nach wie vor erstaunlich beschränkt ist. Unter Telearbeit versteht man einen Arbeitsplatz, der - mit Bildschirm ausgerüstet - zuhause oder in der Nähe des Wohnortes eingerichtet ist und eine Telekommunikationsverbindung zu einem räumlich entfernten Standort des Arbeit- oder Auftraggebers unterhält. Gemäss der Studie wurden als wichtigste persönliche Vorteile die Flexibilisierung der Arbeit und der Arbeitszeit, mehr Freizeit sowie der Wegfall des Arbeitswegs genannt. Als bedeutendster Nachteil wurde dagegen die Gefahr der sozialen Isolierung angeführt
[6].
[4]
Lit. Joye; Presse vom 3.11.95. Siehe dazu auch E. Piguet, "Die jüngste Zunahme der selbständigen Erwerbstätigkeit in der Schweiz", in
Die Volkswirtschaft, 69/1996, Nr. 5, S. 64 ff.4
[5]
Die Volkswirtschaft, 68/1995, Nr. 10, S. 4.5
[6]
Bund, 11.10. und 14.10.95.6
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