Année politique Suisse 1995 : Sozialpolitik / Gesundheit, Sozialhilfe, Sport
 
Sport
Die Kandidatur Sions für die Durchführung der Olympischen Winterspiele 2002 kam zwar zusammen mit Östersund (Sd), Salt Lake City (USA) und Québec (Ka) in die engere Wahl, unterlag in der Endausscheidung jedoch klar Salt Lake City. Über die Unterstützung der Landesregierung konnten sich die Walliser nicht beklagen, reisten doch sowohl Bundesrätin Dreifuss wie Bundesrat Ogi an die entscheidende Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees in Budapest, um den Willen der Schweiz zu bekunden, würdige und ökologisch vertretbare Spiele durchzuführen [51].
Für die Verfechter einer Walliser Kandidatur war rasch klar, dass sie trotz diesem Misserfolg die Bewerbung Sittens - allerdings neu für das Jahr 2006 - aufrechterhalten würden. Dabei wollen sie auch das Konzept überarbeiten. Die Austragungsorte für die Wettkämpfe sollen nicht mehr auf den ganzen Kanton verteilt, sondern auf einige wenige Orte konzentriert werden, weshalb die Organisatoren schon bald mit den Bauarbeiten für neue Infrastrukturanlagen beginnen möchten. Die Kosten für das neue Projekt wurden auf rund eine Milliarde Franken veranschlagt, 50% mehr als für die Kandidatur von 2002. Bei ihrem zweiten Anlauf wollen sich die Verantwortlichen nicht mehr mit einer einmaligen Leistung und Defizitgarantien der öffentlichen Hand begnügen, sondern auf längerfristige Subventionen setzen. Nachdem der Walliser Staatsrat seine moralische und finanzielle Unterstützung zugesagt hatte, beschloss der Gemeinderat von Sion einstimmig, für die Winterspiele 2006 zu kandidieren [52]. Das Exekutivkomitee des Schweizerischen Olympischen Komitees stellte sich hinter die Kandidatur Sittens und sprach sich damit gegen Interlaken (BE) und Raron (VS) aus, welche von privaten Trägerschaften ins Gespräch gebracht worden waren [53].
Der vom Verein Solothurner Polittage jährlich vergebene "Wengistein", eine Auszeichnung für "exemplarische Zivilcourage" ging dieses Jahr an die Schweizer Fussballnationalmannschaft. Die Fussballer wurden dafür ausgezeichnet, dass sie die internationale Medienpräsenz eines Länderspiels gegen Schweden dafür nutzten, um gegen die vom neuen französischen Staatspräsidenten Chirac angeordnete Wiederaufnahme der unterirdischen Atomtests im Südpazifik zu demonstrieren [54].
Für die Bestrebungen der Sportvereine, von der Mehrwertsteuer ausgenommen zu werden, siehe oben, Teil I, 5 (Bundesfinanzordnung).
 
[51] Presse vom 25.1., 16.6. und 17.6.95. Anfangs Jahr schlossen die Promotoren der Spiele mit dem Kanton Wallis und vier Umweltschutzorganisationen den sogenannten "Natur-Vertrag", der garantieren sollte, dass den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung Rechnung getragen wird (Presse vom 17.1.95). Für parlamentarische Vorstösse, welche noch im Vorfeld des IOC-Entscheides in den Kammern behandelt wurden, siehe Amtl. Bull. StR, 1995, S. 308 f. und Amtl. Bull. NR, 1995, S. 1040. Vgl. auch SPJ 1994, S. 214 f.51
[52] Presse vom 17.6. und 21.9.95; NF, 23.11. und 24.11.95. Bereits eine Woche nach dem Entscheid von Budapest reichte NR Comby (fdp, VS) eine - diesmal allerdings nur von 56 Ratsmitgliedern mitunterzeichnete - Motion ein, welche den BR auffordert, die erneute Kandidatur technisch und finanziell zu unterstützen (Verhandl. B.vers., 1995, V, S. 76). Für eine weitere Motion Comby, welche den BR verpflichten wollte, die allenfalls im Wallis stattfindenden Skiweltmeisterschaften der Behinderten analog zu unterstützen, siehe Amtl. Bull. NR, 1995, S. 2694 f.52
[53] NF, 21.11. und 14.12.95; Bund, 2.12.95; 24 Heures, 16.12.95.53
[54] Presse vom 8.9. und 18.9.95.54