Année politique Suisse 1995 : Bildung, Kultur und Medien / Kultur, Sprache, Kirchen / Kulturpolitik
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Museen
Mit vierjähriger Verspätung und einem Volksfest in Anwesenheit von Bundesrätin Dreifuss wurde anfangs Juni in Schwyz das "Forum der Schweizer Geschichte" als weitere Aussenstelle des Landesmuseums dem Publikum übergeben. Das jüngste nationale Museum will die Schweizer Geschichte der Jahre 1300 bis 1800 nicht als Heldengalerie darstellen, sondern auf moderne Art das Alltagsleben der alten Eidgenossen veranschaulichen [15].
In Anwesenheit von Bundesrat Stich wurde Mitte September der Grundstein zum Erweiterungsbau des Musikautomaten-Museums in Seewen (SO) gelegt. Dieses Museum wird seit seiner Schenkung an die Eidgenossenschaft (1990) als Aussenstelle des Landesmuseums geführt. 1993 hatte das Parlament für die Sanierung der bestehenden Museumsräumlichkeiten sowie einen Neubau 14,6 Mio Fr. bewilligt [16].
15 000 Personen aus der Region nördlich von Yverdon verlangten mit einer Petition, der Bund solle nicht nur das Musikautomaten-Museum Seewen, sondern auch die beiden Museen in L'Auberson und Sainte-Croix im Waadtländer Jura unterstützen. Bundesrätin Dreifuss anerkannte gegenüber einer Delegation der Petenten, dass die Gegend um Sainte-Croix die Ursprungsregion der Musikautomaten sei, doch fehlten dem Bund mangels Kulturförderungsartikel in der Bundesverfassung die rechtlichen Grundlagen für eine Unterstützung der privaten Museen. Mit dieser Überlegung wurde im Nationalrat auch ein Postulat Duvoisin (sp, VD) abgelehnt, welches ein verstärktes Engagement des Bundes zugunsten dieser beiden Museen anregte [17].
Der Nationalrat verabschiedete ein von 111 Ratsmitgliedern unterzeichnetes Postulat Suter (fdp, BE), welches den Bundesrat ersucht, die Federführung zur Rettung des gestalterischen Werkes von Friedrich Dürrenmatt zu übernehmen. Der Bund soll dabei insbesondere eine Defizitgarantie für die Realisierung eines durch den Schweizer Architekten Mario Botta auszuführenden Museumsbaus auf dem Anwesen Dürrenmatts in Neuenburg gewähren sowie die Betreuung des Museums und dessen Betriebskosten übernehmen [18].
 
[15] Documenta, 1995, Nr. 2, S. 21 f. (Eröffnungsansprache von BR Dreifuss); Presse vom 4.2., 7.6. und 10.6.95; Bund, 13.2.95; NZZ, 8.6.95; LZ, 9.6.95; NQ, 12.6.95; WoZ, 23.6.95; TA, 1.7.95; CdT, 7.8.95. Das "Forum" war ursprünglich als Geschenk des Bundes zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft vorgesehen. Zu den Ungereimtheiten im Vorfeld der Eröffnung siehe die Stellungnahme des BR in Amtl. Bull. NR, 1995, S. 738 f., 983 ff. und 1896 f.; LNN, 6.3.95; SoZ, 26.3.95; Ww, 30.3.95; NZZ, 8.6.95. Vgl. SPJ 1994, S. 264. Zu Querelen in der Führung des Landesmuseums siehe SoZ, 23.3.95 und Ww, 30.3.95.15
[16] Documenta, 1995, Nr. 3, S. 27 f. (Referat BR Stich); SoZ, 3.4.95; Presse vom 15.9.95. Siehe SPJ 1993, 257 f. Der Hauptsitz des Landesmuseums in Zürich, welcher im Vorjahr wegen baustatischer Mängel weite Teile der Ausstellungsfläche für das Publikum hatte schliessen müssen, konnte diese nach einer Sanierung weitgehend wieder zugänglich machen (NZZ, 9.9. und 15.12.95).16
[17] Amtl. Bull. NR, 1995, S. 1898 f.; BaZ, 14.1.95; Bund, 21.3.95; 24 Heures, 4.7.95.17
[18] Amtl. Bull. NR, 1995, S. 2706.18