Année politique Suisse 1996 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Wahlen in kantonale Regierungen
Im Kanton Schwyz versuchte vorab die SVP, die Vormachtstellung der CVP in Frage zu stellen und die seit 1944 bestehende Regierungsformel (4 CVP, 2 FDP, 1 SP) zu knacken. Im ersten Wahlgang erreichte von insgesamt zwölf Bewerbern jedoch nur gerade Finanzdirektor Franz Marty (cvp) das absolute Mehr. Vier CVP-Kandidaten sowie ein FDP-Kandidat belegten die Spitzenplätze, darunter mit dem zweitbesten Resultat überraschend Gerda Bachmann (cvp). Damit schien gesichert, dass der Kanton Schwyz nach dem Rücktritt von Margrit Weber-Röllin weiterhin mit einer Frau vertreten sein würde. Der zweite CVP-Neuling Kurt Zibung erreichte den fünften Platz, währenddem sich der wegen Konflikten im Polizeikorps ins Schussfeld geratene bisherige Polizeidirektor Oskar Kälin (cvp) mit dem sechsten Platz zufrieden geben musste. Der SVP-Kandidat Hansruedi Strüby erreichte den achten Platz, der zweite SP-Kandidat Bruno Attinger den neunten. Die drei FDP-Kandidaten, die zumindest den Sitz des zurücktretenden Egon Bruhin halten wollten, nahmen die Schlussränge ein.
Der
zweite Wahlgang brachte die CVP ins Dilemma: Die Partei, die unerwartet gut abschnitt und sich nun in der komfortablen Lage sah, mit einem fünften Sitz liebäugeln zu können, entschied schliesslich, der FDP ihren zweiten Sitz in der Regierung nicht streitig zu machen und lediglich mit drei Kandidaten anzutreten. Dabei hielt sie an ihrer einzigen weiblichen Kandidatin Bachmann fest, musste dafür aber Oskar Kälin fallen lassen. Kälin beschloss daraufhin, auf einer eigenen Liste zu kandidieren und gegen die "Päckli-Politik" der Regierungsparteien anzutreten. Die FDP, die im ersten Wahlgang mit drei Kandidaten angetreten war und um ihren zweiten Sitz zittern musste, einigte sich für den zweiten Wahlgang auf nur einen neuen Kandidaten, Fritz Huwyler. Im zweiten Wahlgang wurde nach einem turbulenten Wahlkampf der
wild kandidierende Oskar Kälin wiedergewählt; er erzielte das viertbeste Resultat. Ebenfalls problemlos wurden auf einer gemeinsamen Liste der drei Regierungsparteien die Bisherigen Richard Camenzind (fdp), Richard Wyrsch (sp) und Werner Inderbitzin (cvp) wiedergewählt und der FDP-Kandidat Fritz Huwyler und der dritte CVP-Kandidat Kurt Zibung neu gewählt. Damit blieb die bisherige Regierungszusammensetzung gewahrt. Gerda Bachmann erreichte nach einer gegen sie angezettelten Kampagne die nötigen Stimmen nicht. In anonymen Flugblättern war die CVP-Kandidatin, deren Ehemann durch sein WWF-Engagement angeblich Bauvorhaben verhindert habe, von einem Komitee "gegen Volksschädlinge" aufs heftigste attackiert worden. Die Regierung ist nun nach acht Jahren wieder ein reines Männergremium
[24].
[24] 1. Wahlgang vom 21.4.96: Presse vom 22.4.96. 2. Wahlgang vom 19.5.96: Presse vom 20.5.96. Zur Kampagne gegen Bachmann:
NZZ, 18.5.96.24
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