Année politique Suisse 1997 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
 
Andere Interessenorganisationen
Der in letzter Zeit auf kantonaler Ebene mit Volksinitiativen zur Steuergesetzgebung sehr aktive und auch erfolgreiche Schweizerische Hauseigentümerverband wählte am 14. Juni den freisinnigen Nationalrat Toni Dettling (SZ) zu seinem neuen Präsidenten [15]. Der Schweizerische Mieterverband konnte im Berichtsjahr seine Volksinitiative "Ja zu fairen Mieten" einreichen. Diese verlangt insbesondere, dass Kostensenkungen infolge von Hypothekarzinssenkungen vollständig an die Mieter weitergegeben werden müssen [16].
Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) beschloss am 23. November an einer Vollversammlung in Solothurn die Lancierung von zwei Volksinitiativen. Das erste Volksbegehren verlangt, dass Bund, Kantone und Gemeinden keine militärischen Streitkräfte halten dürfen, das zweite fordert die Einführung eines vom Staat finanzierten freiwilligen zivilen Friedensdienstes. Beide Initiativen sollen im März 1998 lanciert werden. Zu diskutieren gab eigentlich nur der Passus in der ersten Initiative, der eine Beteiligung der Schweiz an bewaffneten internationalen Aktionen zur Friedenssicherung unter bestimmten Bedingungen (die obligatorisch in einer Volksabstimmung gutgeheissen werden müssten) zulässt. Im Vorfeld der Versammlung waren einige prominente Gründungsmitglieder, welche sich erfolglos gegen eine Neuauflage der Armeeabschaffungsinitiative ausgesprochen hatten (namentlich Nationalrat Andreas Gross, sp, ZH), aus der GSoA ausgetreten [17].
Der Bund Schweizerischer Frauenorganisationen (BFS), welcher der Dachverband für Frauengruppierungen aus diversen Bereichen ist und insgesamt rund 400 000 Mitglieder zählt, wählte die Waadtländerin Jacqueline Stalder zur neuen Präsidentin. Am gleichen Tag, als der seit je bürgerlich dominierte BFS sein hundertjähriges Jubiläum feierte, gab die OFRA Schweiz (Organisation für die Sache der Frau) ihre Auflösung bekannt. Die Ende der siebziger Jahre von der POCH initiierte OFRA war Dachverband für eine Reihe von feministischen Gruppierungen gewesen [18].
Der 1910 gegründete und rund 100 000 Mitglieder zählende Schweizerische Naturschutzbund (SNB) taufte sich im Berichtsjahr in "Pro Natura" um. Hinter der im Dezember 1996 beschlossenen Namensänderung standen primär marketingstrategische Überlegungen, insbesondere der Wunsch, mit einem einprägsamen und in allen Sprachgebieten identischen Namen aufzutreten [19]. Im rund 120 000 Mitglieder zählenden Schweizerischen Tierschutz (STS) eskalierten die seit einiger Zeit anhaltenden internen Konflikte. Eine rund 5000 Mitglieder umfassende Unterorganisation ("Pro Tier") trat aus, fünfzehn Sektionen des STS gründeten eine "Konferenz der kritischen Sektionen". Ihre Kritik richtete sich gegen die Verbandsführung, welcher sie undurchsichtiges Finanzgebaren und undemokratischen Führungsstil vorwarfen. An der Delegiertenversammlung vom 18. Oktober blieben die kritischen Sektionen jedoch deutlich in der Minderheit. Nachdem ihre Kandidaten bei der Vorstandswahl mit 125:49 Stimmen unterlegen waren und zudem die Delegierten zwei Sektionen auf Antrag der Verbandsleitung aus dem STS ausgeschlossen hatten, verliessen die oppositionellen Delegierten den Saal [20].
 
[15] NZZ, 16.6.97. Zur parlamentarischen Behandlung der vom Hauseigentümerverband eingereichten Volksinitiative "Wohneigentum für alle" siehe oben, Teil I, 6c (Wohneigentum).15
[16] Vgl. dazu oben, Teil I, 6c (Mietwesen).16
[17] TW, 24.3.97; TA, 21.11.97; NZZ und TA, 24.11.97. Vgl. SPJ 1996, S. 373.17
[18] TA, 26.5.97. Zur Gründung der OFRA siehe SPJ 1977, S. 177.18
[19] NZZ und TA, 7.5.97.19
[20] NZZ, 16.5., 26.5. und 20.10.97; TA, 30.6. und 20.10.97. Der Grund für den Ausschluss der beiden Sektionen (Thurgau und Weinfelden) lag in ihrer Weigerung, ihren gemeinsamen Präsidenten wegen verbandsschädigendem Querulantentum abzuwählen.20