Année politique Suisse 1997 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Wahlen in kantonale Regierungen
print
Neuenburg
Aufgrund einer Affärenverwicklung musste der Bisherige Maurice Jacot (fdp) auf eine Wiederwahl verzichten [17]. Erst danach willigten die Liberalen, die mit den Bisherigen Jean Guinand und Pierre Hirschy antraten, in eine gemeinsame Liste mit der FDP ein, die neu Ständerat Thierry Béguin portierte. Die SP trat ebenfalls mit einer Dreierliste an und blies zum Angriff auf die bürgerliche Mehrheit, obwohl sie sich mit den kleinen Linksparteien nicht auf eine gemeinsame Liste einigen konnte. Dabei hatte es die SP insbesondere auf den Sitz der skandalgeschwächten FDP abgesehen. Neben dem Bisherigen Francis Matthey schickte sie neu die bisherige Finanzdirektorin der Stadt Neuenburg, Monika Dusong, ins Rennen sowie den Gewerkschafter Jean-Pierre Ghelfi; Pierre Dubois trat zurück. Die PdA, die Umweltschützer und "Solidarités" traten mit drei eigenen Kandidaten an, während zusätzlich ein Aussenseiter kandidierte. Der Wunsch der SP, die Regierungsmehrheit zu erringen und die Verzettelung der linken Stimmen hatte zur Folge, dass sich die bürgerliche Wählerschaft geschlossen hinter ihre drei Kandidaten stellte. Im ersten Wahlgang erreichten nur die drei bürgerlichen Kandidaten das absolute Mehr; der neugewählte Béguin erzielte das Bestresultat. SP-Kandidatin Dusong, der allseits eine glanzvolle Wahl im ersten Wahlgang vorausgesagt worden war, folgte auf Platz vier, während der Bisherige Matthey mit nur rund 400 Stimmen Vorsprung auf Ghelfi auf dem fünften Platz landete. Die Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen, die drei Kandidaten der kleinen Parteien sowie Dusong und Ghelfi zu wählen. Da für den zweiten Wahlgang nur Dusong und Matthey ihre Kandidatur aufrechterhielten, wurden sie in stiller Wahl gewählt. Mit Dusong zog auch im Kanton Neuenburg erstmals eine Frau in die Regierung ein. Diese bleibt in ihrer Zusammensetzung unverändert [18].
 
[17] Zu den verschiedenen Affären, in welche Mitglieder der Neuenburger FDP verwickelt waren, siehe Ww, 10.4.97. Der bisherige Justiz- und Polizeiminister Jacot, dem eine Untersuchungsrichterin vorgeworfen hatte, er habe ihr gedroht, Indiskretionen über ihr Privatleben zu veröffentlichen, falls sie eine Administrativuntersuchung gegen einen der FDP angehörenden Polizeinspektor fortsetze, wurde von einer PUK - der ersten in der Geschichte des Kantons - zwar kritisiert, jedoch insofern entlastet, als ihm eine Erpressung nicht nachgewiesen werden konnte (Presse vom 1.2.97; Lib. 15.2.97).17
[18] 1. Wahlgang vom 20.4.97: Presse vom 21.4.97. Stille Wahlen: Presse vom 22.4.97. 18