Année politique Suisse 1997 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Kommunale Wahlen
In der Waadtländer Hauptstadt trat die populäre Stadtpräsidentin Yvette Jaggi (sp) nach drei Amtsperioden nicht mehr zu den Wahlen an. Der
rot-grüne Block, der in Lausanne seit acht Jahren das Sagen hat und sich in dieser Zeit sehr kompakt präsentiert hatte,
konnte seine komfortable Mehrheit von fünf Sitzen in der siebenköpfigen Regierung aber
verteidigen. Bereits im ersten Wahlgang wurden trotz vierzehn Kandidaten vier Linke - die Bisherigen Daniel Brélaz (gp) mit Bestresultat, Pierre Tillmanns (sp), Bernard Métraux (pda) sowie neu
Silvia Zamora (sp) - gewählt. Der als neuer Stadtpräsident nominierte Bisherige Jean-Jacques Schilt (sp) verpasste das absolute Mehr nur um wenige Stimmen. Die beiden bisherigen Freisinnigen Doris Cohen-Dumani und Francis Thévoz konnten ihrer Rolle als Zugpferde für die bürgerliche Liste, die ebenfalls mit fünf Kandidaten (drei FDP und zwei Liberale) antrat, nicht gerecht werden. Sie verloren mehr als 1500 Stimmen auf den fünftplazierten Schilt, während die achtplatzierte liberale Kandidatin Eliane Rey gar rund 2500 Stimmen hinter Schilt zurücklag. Die Liberalen hatten ihre Vertretung 1995 an die PdA verloren. Angesichts der Ausgangslage entschieden sie sich gegen die Teilnahme an einem zweiten Wahlgang, der zu einem Kampf zwischen Liberalen und Freisinnigen geführt hätte. Die Freisinnigen ihrerseits gaben sich mit ihren zwei bisherigen Sitzen zufrieden. Damit wurde ein zweiter Wahlgang überflüssig. Cohen-Dumani, Thévoz und Schilt wurden in stiller Wahl bestätigt, letzterer auch als Stadtpräsident
[28].
Im hundertköpfigen Stadtparlament konnten die
rot-grünen Parteien ihre
Mehrheit von 52 auf 60 Sitze
ausbauen. Die Sitzverschiebungen sind zum grossen Teil eine Folge des Alleingangs der CVP, die in den letzten acht Jahren unter dem Titel Renouveau centre mit der SVP eine gemeinsame Liste gebildet hatte. Dieses Jahr distanzierte sich die CVP von der SVP und versuchte, sich als Partei der Mitte neu zu positionieren. Während die SVP damit chancenlos dastand (-2 Sitze), verpasste die CVP das Quorum von 5% nur knapp und verlor ihre vier Sitze. Diese gingen zusammen mit einem freisinnigen (26) und einem liberalen (14) Sitz an die rotgrüne Mehrheit. Die SP kommt nach drei Sitzgewinnen neu auf 35 Sitze. Die Parti ouvrier et populaire (POP//PdA) überflügelte mit neu 13 Sitzen (+4) die Grünen, die einen Sitz zulegten (12). Die erstmals antretende Renaissance Suisse Europe scheiterte am Quorum. Der Frauenanteil nahm um eine Vertreterin auf 35,0% ab
[29].