Année politique Suisse 1997 : Bildung, Kultur und Medien / Bildung und Forschung / Grundschulen
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Sparmassnahmen und Lehrerbildung
In diversen Kantonen kam es wegen Sparmassnahmen und der Streichung von Stellen zum Konflikt zwischen Regierung und Lehrern. Der Basler Erziehungsrat sah sich aufgrund einer Sparvorgabe gezwungen, die Lektionenzahl vom fünften Schuljahr an um 5% zu reduzieren. Den Rektoraten steht frei, ob sie grössere Klassen einführen oder auf Wahlfächer verzichten wollen. Zusätzlich wurde die Pflichtstundenzahl für Lehrkräfte um eine Lektion erhöht. Lehrerkreise ergriffen das Referendum. Im Kanton Luzern müssen die Lehrkräfte der Sekundarstufe II und des Untergymnasiums ab 1998 wöchentlich ein bis zwei Lektionen und in Obwalden die Gymnasiallehrer zwei Lektionen mehr erteilen. Mehrere Kantone diskutierten zudem die Einführung von Leistungslöhnen für Lehrer; die Zürcher Regierung gab ein konkretes Beurteilungsmodell in die Vernehmlassung. Aufgrund der verschiedenen Reformen im Kanton Zürich forderten rund 1200 Volksschullehrer an einer Kundgebung "weniger Reformhektik und mehr Mitsprache". In einem Punkt entgegen kam die Berner Regierung den Primarlehrern: Um der hohen Lehrerarbeitslosigkeit zu begegnen, können sich diese 1998 mit 60 Jahren ohne Renteneinbusse pensionieren lassen [12].
Aufgrund der Annahme der Empfehlungen zur Lehrerbildung und zu den Pädagogischen Hochschulen der EDK von 1995 sind alle Kantone daran, ihre Lehrerbildung neu zu gestalten und kantonale, regionale und interkantonale Pädagogische Hochschulen zu errichten (Tertiärisierung). Als letzter Zentralschweizer Kanton stimmte die Schwyzer Regierung einer Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz zu, an der alle künftigen Lehrpersonen für den Kindergarten und die obligatorische Schulzeit ausgebildet werden sollen. Insbesondere in Zug und Luzern ist der Widerstand gegen eine einheitliche Lehrerausbildung, die die Auflösung der Seminare zur Folge hätte, jedoch gross. In Luzern wurde eine kantonale Initiative für den Erhalt der Seminare auf Primarlehrerstufe lanciert. Die Regierungen der Kantone Aargau, Zürich, St. Gallen und Graubünden gaben die Grundlagen für je eine eigene Pädagogische Hochschule in die Vernehmlassung. Zürich prüfte die Ausbildung aller Lehrkräfte auf Volksschulstufe zu Fächergruppenlehrern; die Abschaffung der Formel "Pro Klasse eine Lehrkraft" und des Allrounderprinzips stiess in der Vernehmlassung bei Lehrkräften jedoch fast durchweg auf Ablehnung. Auf Primarstufe, nicht aber auf Oberstufe, nahm die Regierung deshalb Abstand von diesem Konzept. Auch St. Gallen will künftig alle Lehrkräfte zu Klassenlehrern ausbilden. Damit würde die Ausbildung der Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen aufgegeben [13].
 
[12] BS: BaZ, 28.10. und 6.12.97. LU: NLZ, 9.9.97. ZH: TA, 29.10. und 27.11.97. BE: BZ, 30.10.97.12
[13] Innerschweiz: NLZ, 8.1. und 24.9.97. AG: AZ, 14.10.97. GR: BüZ, 2.5.97. ZH: NZZ, 6.8.97. Vgl. SPJ 1995, S. 278 und 1996, S. 293.13