Année politique Suisse 1997 : Bildung, Kultur und Medien / Kultur, Sprache, Kirchen / Kulturpolitik
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Museen
Angesichts der immer knapper werdenden Finanzen einerseits und der Bedürfnisse der betroffenen Institutionen anderseits wäre es wünschenswert, wenn es ein nationales Museumskonzept gäbe. Mit diesen Worten reagierte Aussenminister Cotti bei der Beratung der Finanzhilfe für das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Museum in Genf auf eine diesbezügliche Anregung von Ständerat Bieri (cvp, ZG), welcher damit die Forderung aufnahm, die Nationalrat Widmer (sp, LU) als Postulat in der grossen Kammer einbringen wollte, wobei er aber am Widerstand von Hess (cvp, ZG ) scheiterte [10].
Ohne nennenswerte Opposition verabschiedeten beide Kammern die Weiterführung der Finanzhilfe für das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf für die Jahre 1998-2001. Im Rahmen der allgemeinen Sparbemühungen wurde der bis anhin ausgeschüttete Beitrag von jährlich 1,1 Mio Fr. auf rund 900 000 Fr. reduziert. Die Finanzhilfe wird zudem nur ausgerichtet, wenn sich der Kanton Genf und das IKRK ebenfalls an der Finanzierung des Museums beteiligen [11].
90 Jahre nach seiner Gründung entliessen die PTT "ihr" Museum in die Selbständigkeit. Von einer Verwaltungseinheit wurde es zum eigenständigen Unternehmen unter dem Namen Museum für Kommunikation. Trägerin des neuen Museums ist eine Stiftung; ihr überliessen die PTT die Sammlungsbestände, das moderne Museumsgebäude in Bern sowie einen Betriebsfonds von 1 Mio Fr. [12].
Hauptgrund für die finanzielle Misere, in der das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern seit Jahren steckt, ist der stete Rückgang der Besucherzahlen. Dabei wirkt sich der Umstand, dass die limitierten Mittel Erneuerungen in den permanenten und den Sonderausstellungen nur beschränkt zulassen, als eigentliche Negativspirale aus. Nachdem das Luzerner Stadtparlament bereits beschlossen hatte, dem Verkehrshaus einen zinslosen Kredit von 1 Mio Fr. einzuräumen, liess sich auch der Bund zu einer Geste bewegen: Er beschloss, dem Verkehrshaus mit jährlich 1,5 Mio Fr. unter die Arme zu greifen, allerdings nur unter der Bedingung, dass Kanton und Stadt Luzern ihrerseits zusammen mindestens 2 Mio Fr. pro Jahr beisteuern [13].
Das lange im Berner Nordquartier geplante, letztlich am Widerstand der ansässigen Bevölkerung gescheitete Schweizerische Armeemuseum (SAM) soll nun in Thun entstehen. Dass der Bund dafür rund 9 Mio Fr. aufwerfen will und diesen Betrag recht versteckt als nicht weiter deklarierten Posten "Bauten" bei den Ausgaben des Generalstabs ins Budget aufnahm, stiess vor allem den Vertretern des linken Lagers im Parlament auf. Gegenüber Nationalrat Vollmer (sp, BE), der argumentierte, angesichts des generellen Spardrucks könne man die Summe durchaus für sinnvollere Zwecke verwenden, versprach Finanzminister Villiger, die Frage noch einmal mit EMD-Chef Ogi zu besprechen [14].
Die Idee eines Dürrenmatt-Zentrums in Neuenburg, welches das bildnerische Werk des Schriftstellers wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen soll, kam einen Schritt weiter. Nachdem die Witwe Dürrenmatts das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers der Eidgenossenschaft und die Friedrich-Dürrenmatt-Stiftung dem Literaturarchiv die Bilder und Zeichnungen aus ihrem Besitz geschenkt hatten, stimmte der Bundesrat dem Bau des Zentrums zu, für welches Stararchitekt Botta bereits Pläne ausgearbeitet hat. Baubeginn soll im Frühling 1998 sein. Von den auf 6 Mio Fr. geschätzten Kosten werden 3 Mio Fr. vom Bund übernommen, 2 Mio Fr. vom Kanton Neuenburg und 1 Mio Fr. von privaten Sponsoren und Mäzenen [15].
Die Zukunft des in materiellen Nöten steckenden Spieldosen- und Automatenmuseums in Sainte-Croix (VD) ist gesichert. Nachdem die Museumsleitung und die Standortgemeinde in den vergangenen Jahren vergeblich an den Bund appelliert hatten, das Museum, welches einen wichtigen Wirtschaftszweig der Region im 19. Jahrhundert dokumentiert, finanziell zu unterstützen, stimmten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger deutlich einer Übernahme des Museumsgebäudes durch die Gemeinde zu [16].
Im Oktober wurde die auf privater Basis entstandene Fondation Beyeler in Riehen (BS) der Öffentlichkeit übergeben. Das Museum beherbergt die international renommierte Sammlung moderner Kunst, welche die beiden Basler Kunsthändler Ernst und Hildy Beyeler aufgebaut haben [17].
Das Sportmuseum in Basel, das im Vorjahr nur dank einer konzertierten Aktion gerettet werden konnte, schien dieses Jahr endgültig vor dem Aus zu stehen. Im letzten Moment fand sich dann aber eine anonyme Investorengruppe, die sich bereit erklärte, das Museum weiterzuführen [18].
 
[10] Amtl. Bull. StR, 1997, S. 717 ff.; Amtl. Bull. NR, 1997, S. 2839 f.10
[11] BBl, 1997, II, S. 353 ff.; Amtl. Bull. NR, 1997, S. 899 ff. und 2326; Amtl. Bull. StR, 1997, S. 717 ff. und 1023; BBl, 1997, IV, S. 810. Siehe SPJ 1993, S. 258 und 1996, S. 309.11
[12] Bund, 14.3.97; BaZ und TA, 15.3.97.12
[13] NZZ, 28.12.96, 8.2., 21.3. und 25.7.97; BaZ, 22.3.97; Presse vom 24.3.97; NLZ, 28.6.97. Siehe auch SPJ 1996, S. 309.13
[14] Amtl. Bull. NR, 1997, S. 2572.14
[15] Express, 14.1., 24.7. und 4.9.97; BZ und TA, 4.9.97; NZZ, 5.9. und 4.11.97. Siehe SPJ 1995, S. 293.15
[16] Presse vom 25.8.97. Die Bundesunterstützung dieses Museums, welches durchaus nationale Bedeutung hat, war daran gescheitert, dass 1994 erneut ein Kulturförderungsartikel in der Bundesverfassung von einer Mehrheit der Kantone abgelehnt worden war (SPJ 1995, S. 293).16
[17] BaZ, 12.6., 16.10., 18.10. und 20.10 97; NQ, 15.10.97; Baz Magazin, 18.10.97. Siehe SPJ 1996, S. 309.17
[18] BaZ, 22.11. und 20.12.97. Siehe SPJ 1996, S. 309.18