Année politique Suisse 2002 : Sozialpolitik / Bevölkerung und Arbeit
 
Arbeitsmarkt
Wie die neuesten Zahlen des BFS belegten, nahm zwischen 1998 und 2001 die Zahl der Beschäftigten um 5,7% zu. Knapp 197 000 neue Arbeitsplätze wurden in dieser Zeitspanne geschaffen, die Zahl der Unternehmen wuchs um 1,7%, jene der Betriebe um 1%. Besonders stark war das Beschäftigungswachstum in der Region Zürich (+7,7%), in der Zentralschweiz (+7,2%) und im Genferseebecken (+7,0%). Gemäss der Arbeitskräfteerhebung (SAKE) des BFS waren im 2. Quartal 2002 3,96 Mio Personen erwerbstätig, 0,5% resp. 21 000 Personen mehr als im Vorjahr. Damit wurde trotz der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage ein neuer Höchststand erreicht. Parallel dazu stieg aber auch die Zahl der Arbeitslosen (+19%). Von der konjunkturellen Abschwächung waren vor allem die Männer (Erwerbstätigkeit -0,9%, Erwerbslosigkeit +6,5%) und weniger die Frauen betroffen (+2,4%, -9%). Dieses Ergebnis erklärt sich unter anderem durch den hohen Männeranteil in den vom Konjunkturrückgang besonders betroffenen Wirtschaftssektoren. Erstmals erlaubte die SAKE auch regionale Auswertungen. Es zeigte sich, dass sowohl die Erwerbsbeteiligung als auch die Teilzeitarbeit in der Deutschschweiz höher waren als in der Westschweiz und im Tessin [6].
Die abflauende Konjunktur wirkte sich im Berichtsjahr immer stärker auf die Beschäftigung aus. Erstmals seit vier Jahren nahm im 1. Quartal 2002 die Zahl der Beschäftigten ab; insgesamt registrierte das BFS 17 000 Stellen weniger als im Vorjahresquartal. Damit wurde der seit 1998 anhaltende Wachstumstrend gebrochen. Die Konjunkturabkühlung betraf vor allem den sekundären Sektor, wo die Beschäftigung innert Jahresfrist um 1,7% schrumpfte. Diese negative Entwicklung nahm in den folgenden Quartalen noch zu. Im 4. Quartal war, verglichen mit dem Vorjahr, sowohl die Anzahl der Erwerbstätigen (-0,1%) als auch jene der Beschäftigten (-0,8%) tiefer. Erstmals seit über fünf Jahren wurde auch im tertiären Sektor ein Stellenrückgang (-0,1%) registriert. Der Index der offenen Stellen notierte auf einem neuen Tiefststand [7].
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Arbeitslosigkeit
Die erste Hälfte des Jahres war noch von einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit geprägt. Ab Juli verschlechterte sich die Situation aber sehr rasch. Erstmals seit dreieinhalb Jahren stieg im September die Zahl der Arbeitslosen wieder auf über 100 000. Im Oktober überschritt die Arbeitslosenquote die psychologisch bedeutsame Marke von 3%; dieser Wert war seit März 1999 nicht mehr übertroffen worden; Ende Dezember betrug die Quote 3,6%. Im Mittel waren im Berichtsjahr 100 504 Personen als arbeitslos registriert, die durchschnittliche Arbeitslosenquote, die im Vorjahr noch 1,9% betragen hatte, kletterte auf 2,8% der Erwerbsbevölkerung. Erneut bestätigte sich die langjährige Tendenz: Die Westschweiz und das Tessin (3,7%) waren stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als die Deutschschweiz (2,4%), Frauen (3,2%) mehr als Männer (2,5%), und ausländische Arbeitskräfte über zweieinhalb Mal so viel (5,4%) wie Schweizer. Während die Beschäftigung im 1. und 2. Sektor weiterhin zurück ging (-1,4 resp. -1,6%), konnte sie im 3. Sektor (+1,2%) wieder etwas zulegen. Im 2. Sektor war der Einbruch im Bereich Herstellung von Lederwaren und Schuhen (-15,8%) und im Textilgewerbe (-5,3%) besonders ausgeprägt; zulegen konnten lediglich die Bereiche Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken (+2,7%) und chemische Industrie (+3,7%). Im tertiären Sektor verzeichneten das Unterrichtswesen (+3,1%) und das Kreditgewerbe (+2,7%) die höchste Zunahme, während in den Bereichen Nachrichtenübermittlung (-2,3%), Gastgewerbe (-2,1%) und Versicherungsgewerbe (-0,2%) die Beschäftigung rückläufig war. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm in Folge des konjunkturellen Zwischenhochs des Jahres 2001 ab: ihr Anteil am Total der Arbeitslosen betrug 12,5% (2001: 15,7%). Die Kurzarbeit nahm hingegen weiter zu. Betroffen waren 494 Betriebe (2001: 134) und 9128 Arbeitnehmende (2424); 515 475 (143 921) Arbeitsstunden fielen aus [8].
Wie bereits 1998 gab das EVD die Arbeitsbeschaffungsreserven frei; damit konnten rund 1000 Unternehmen bisher blockierte Mittel von insgesamt 350 Mio Fr. für Investitionen einsetzen [9].
 
[6] Presse vom 23.10.02; LT, 22.11.02.
[7] Presse vom 31.5., 30.8., 29.11.02 und 25.2.03.
[8] Presse vom 5.10. und 8.11.02 sowie vom 9.1.03; Die Volkswirtschaft, 2003, Nr. 6, S. 93*-97*. Siehe SPJ 2001, S. 169 f. Die Arbeitslosigkeit erfasste im Berichtsjahr zunehmend auch die Kader im tertiären Sektor (TA, 13.8., 4.11. und 8.11.02; SHZ, 14.8.02; BaZ, 11.11.02; LT, 21.11.02).
[9] NZZ, 16.10.02.