Année politique Suisse 2003 : Parteien, Verbände und Interessengruppen / Verbände und übrige Interessenorganisationen
Arbeitnehmer
Bei den
Parlamentswahlen vom Herbst konnten die Gewerkschaften ihre Stellung weiter ausbauen. Zu den allesamt wieder gewählten Gewerkschaftsvertretern (unter anderem Rechsteiner (sp, SG) und Fasel (csp, FR), die Präsidenten der beiden grössten Dachverbände SGB und Travail.Suisse) kamen neu der Präsident der Gewerkschaft Kommunikation, Christian Levrat (sp, FR), der Generalsekretär des SMUV, André Daguet (sp, BE), sowie der Präsident der Gruppe Luftverkehr des VPOD, Daniel Vischer (gp, ZH), dazu. Levrat hatte sich in den gewerkschaftlichen Kampfaktionen bei der Swisscom und der Post exponiert, Vischer in denjenigen des Personals der ehemaligen Swissair
[5].
Der Gewerkschaftsverband Travail.Suisse (ex-CNG) konnte im Frühjahr seine
Volksinitiative für eine gesamtschweizerische Vereinheitlichung und massive Erhöhung der Kinderzulagen einreichen
[6]. Der SGB und Travail.Suisse reichten zusammen mit der SP und der GP das
Referendum gegen die 11. AHV-Revision ein. Dabei war vor allem der SGB sehr aktiv gewesen und hatte an einem einzigen Aktionswochenende rund 80 000 Unterschriften gesammelt
[7].
Der
Mitgliederbestand des SGB nahm 2003 zum zweiten Mal in Folge zu. Zu Jahresende zählte er 393 128 Mitglieder, das waren 8437 oder 2,2% mehr als ein Jahr zuvor. Erneut wurde dieser Zuwachs vorwiegend durch die neu in den SGB aufgenommenen Arbeitnehmerorganisationen verursacht. Im Berichtsjahr schloss sich der Personalverband des Bundes dem Dachverband an. Die grossen „alten“ SGB-Gewerkschaften wie GBI, SMUV, SEV, Kommunikation und VPOD mussten alle weitere Mitgliedereinbussen (zwischen 0,4% und 2,6%) in Kauf nehmen. Der Frauenanteil im SGB wuchs zwar weiter an, blieb mit 22,4% aber weiterhin relativ bescheiden
[8].
Die GBI und der SMUV, welche sich im Oktober 2004 zusammen mit der kleinen Dienstleistungsgewerkschaft Unia zur
neuen Gewerkschaft Unia zusammenschliessen werden, nominierten ihre amtierenden Präsidenten, Renzo Ambrosetti und Vasco Pedrina, als Co-Präsidenten der neuen Organisation. Die Delegierten des VPOD beschlossen an ihrem Jahreskongress in Montreux (VD), dass sie vorläufig keine Beitrittsverhandlungen mit der Unia aufnehmen wollen
[9].
Die in den letzten Jahren eingetretene Radikalisierung der Gewerkschaften, sowie die Tatsache, dass politisch neutrale bis bürgerlich geprägte Gewerkschaften (z.B. der Bankpersonalverband resp. der Landesverband freier Schweizer Arbeitnehmer) im SGB resp. in Travail.Suisse integriert worden sind, veranlasste die FDP, erste Überlegungen über die Chancen der
Gründung einer neuen, bürgerlich orientierten Arbeitnehmerorganisation anzustellen
[10].
[5] Zu Levrat siehe
TA, 11.2.03.
[8] Pressemitteilung des SGB vom 1.4.04.
[9]
Blick, 5.9.03 (Co-Präsidium);
Lib., 8.11.03 (VPOD). Zur Unia siehe auch
SPJ 2002, S. 340.
[10]
SoZ, 14.9.03. Zur Radikalisierung der Gewerkschaften vgl. etwa
WoZ, 20.11.03 (Interview mit Pedrina) und
SGT, 21.11.03.
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