Année politique Suisse 2005 : Bildung, Kultur und Medien / Kultur, Sprache, Kirchen / Kulturpolitik
Im Sommer kündigte der neue Direktor des BAK, Jean-Frédéric Jauslin, eine
Überprüfung der Museumspolitik der Eidgenossenschaft an. Von den 943 Museen der Schweiz verwalte der Bund 16 in eigener Regie, 6-10 unterstütze er regelmässig und 50 erhielten punktuelle Beihilfen. Ziel sei es, einen genauen Überblick über das Engagement des Bundes zu erhalten. Im Zentrum der Evaluation stehe die historisch gewachsene Musée Suisse Gruppe, zu der neben dem Schweizerischen Landesmuseum sieben weitere, so unterschiedliche Museen wie das Zollmuseum in Gandria (TI), das Musikautomatenmuseum in Seewen (SO) und das Schloss Wildegg (AG) gehören. Die geplante Erweiterung des Landesmuseums in Zürich, gegen die Heimatschutzverbände Rekurs eingereicht hatten, soll bis 2015 verschoben werden, Priorität habe die Sanierung und Modernisierung des jetzigen Gebäudes am Platzspitz
[14].
Mit 20:15 Stimmen wies der Ständerat im Einverständnis mit Bundesrat Couchepin eine Vorlage betreffend die
Stiftung für das Schweizerische Landesmuseum an die Regierung zurück mit dem Auftrag, dem Parlament bis 2007 eine überarbeitete Botschaft vorzulegen, die der künftigen neuen Museumspolitik Rechnung trägt. Vor drei Jahren hatte der Bundesrat den Räten beantragt, die Musée Suisse Gruppe aus der Bundesverwaltung auszugliedern und in eine selbständige Stiftung überzuführen. Ziel war es, den Museen mehr Autonomie zu verschaffen, auch finanziell, beispielsweise durch Sponsoring. Diese Zielsetzung war in der kleinen Kammer unbestritten. Bezüglich Führung und Strategie seien jedoch zu viele Fragen offen, die der Stiftung gleichsam weitervererbt würden. Die Zusammensetzung der Museums-Gruppe und ihre Rechtsform könnten erst bestimmt werden, wenn der Bund die neue Museumspolitik festgelegt habe; Einrichtungen wie das Verkehrshaus in Luzern, das nicht zur Gruppe gehört und nahezu ohne Finanzhilfe des Bundes auskommen muss, fühlten sich benachteiligt. Unbestritten war die Renovation des Landesmuseums; Zürcher Ständevertreter befürchteten jedoch, der Rückweisungsentscheid wirke sich negativ auf den Erweiterungsbau aus, indem er die Suche nach privaten Sponsoren erschwere, weil das Museum noch nicht über volle Autonomie verfüge
[15].
Im Mai beschloss der Bundesrat, die rund 50 Mio Fr. teure Sanierung und Erweiterung des
Verkehrshauses in Luzern, des meistbesuchten Museums der Schweiz, mit 10 Mio Fr. zu unterstützen. Das Parlament muss den Kredit noch absegnen
[16].
Der Gemeinderat (Exekutive) der Stadt Bern stimmte nach dem Schweizerischen Alpenclub, dem Bund und dem Kanton Bern einer Übergangsfinanzierung für das
Schweizerische Alpine Museum zu, welche es dem Museum ermöglicht, sich neu als „Bergwelt-Zentrum“ zu positionieren
[17].
[14] Presse vom 29.6.05. Zur Museumspolitik allgemein siehe auch die Beiträge von Claudio Beccarelli und Kilian T. Elsasser in
NZZ, 3.3. und 7.4.05; zum Rekurs gegen die Erweiterung des Landesmuseums siehe Presse vom 28.1.05;
TA, 16.12.05.
[15]
AB SR, 2005, S. 1206 ff.; siehe auch die Antwort des BR auf die Fragen Müller-Hemmi (sp, ZH), Fehr (svp, ZH), Vischer (gp, ZH), Janiak (sp, BL) und Genner (gp, ZH) in
AB NR, 2005, S. 1139 ff.; Presse vom 15.11.05;
NZZ, 16.12.05; vgl.
SPJ 2002, S. 274 f. und
2003, S. 282; siehe auch
Lit. EDI.
[17]
NZZ, 3.5. und 4.6.05; vgl.
SPJ 2002, S. 275.
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