Année politique Suisse 2009 : Bildung, Kultur und Medien / Kultur, Sprache, Kirchen / Sprachen
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Berücksichtigung der Sprachminderheiten
Aufgrund einer Weisung des Bundesrates zur Förderung der Mehrsprachigkeit aus dem Jahre 2003 sind die Departemente verpflichtet, alle vier Jahre einen Bericht zur Vertretung der Sprachgemeinschaften in der Bundesverwaltung abzuliefern. Der Evaluationsbericht des eidgenössischen Personalamtes (EPA), welcher die ersten Erkenntnisse aus den Jahren 2004-2008 zusammenfasste, sprach von stabilen Anteilen der Sprachengruppen über die Zeit, welche sich nahe an den Sollwerten des Bundesrates bewegten. Aufgrund eines Rückgangs an zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen und im Hinblick auf das neue Sprachengesetz publizierte das EPA zusätzlich einen ausführlichen Leitfaden zur Förderung der Mehrsprachigkeit. Dieser soll den Verantwortlichen helfen, die Mehrsprachigkeit in ihren Stellen und Ämtern zu evaluieren, sowie jährliche Ziele und Massnahmen zu definieren [18].
Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 56 „Sprachenvielfalt und Sprachkompetenz in der Schweiz“ wurden im Berichtsjahr verschiedene Studien publiziert. Eine Studie fokussierte auf den Umgang mit den neuen Sprachminderheiten in der Schweiz. Die Autoren betonten, wie wichtig es sei, dass Fremdsprachige ohne ausreichende Kenntnisse einer schweizerischen Landessprache bestimmte Informationen in einer ihnen verständlichen Sprache erhalten würden. Insbesondere bestehe im Gesundheitswesen Bedarf. Die Studie empfiehlt unter anderem, die Einführung von Englisch als eine Art „Teil-Amtssprache“ zu prüfen [19].
Eine weitere Nationalfondsstudie, welche 31 rätoromanische Sprachbiographien untersuchte, konnte kein gesamträtoromanisches Bewusstsein ausmachen. Die Personen seien zu stark in ihren Gemeinden verankert und würden somit auch die dort präsenten Sprachidiome verwenden. Zudem würde die Koexistenz von Deutsch und Romanisch akzeptiert, das Deutsche teilweise sogar dem Romanischen vorgezogen. Die Studie folgerte, dass aktive sprachpflegerische Massnahmen wie die Förderung der Einheitsschriftsprache Rumantsch Grischun und eine gemeinsame rätoromanische Tageszeitung wenig Anklang finden [20].
 
[18] Lit. EPA.
[19] Lit. Achermann/Künzli; NZZ, 18.2.09.
[20] Lit. Coray; NZZ, 25.11.09.