Année politique Suisse 2010 : / Die Gesetzgebung in den Kantonen / 4. INFRASTRUKTUR – INFRASTRUCTURE
AARGAU: Der Grosse Rat beginnt mit der Beratung eines neuen Energiegesetzes. Die vom ihm bereits verabschiedeten Bestimmungen erlauben Heizungen mit fossilen Brennstoffen nur noch, wenn kein wirtschaftlich tragbares Heizsystem mit geringerem CO2-Ausstoss zur Verfügung steht, wenn ein solches Heizsystem für die geplante Anwendung nicht genügen würde oder wenn eine Gasversorgung vorhanden ist. Ausserdem dürfen Heizungen im Freien sowie Heizpilze bei Restaurants nur mit erneuerbarer Energie oder Abwärme betrieben werden (AZ, 10.12., 15.12.; www.ag.ch).
APPENZELL AUSSERRHODEN: Der Kantonsrat verabschiedet in erster Lesung eine Änderung des Energiegesetzes. Mit der Teilrevision werden u.a. die rechtlichen Grundlagen für einen Energiefonds geschaffen. Dieser wird mit einem Drittel der Dividendenerträge aus den Beteiligungen des Kantons an Energiegesellschaften und durch Staatsmittel geäufnet (SGT, 8.6.).
BASEL-LANDSCHAFT: Die Umwelt- und Energiekommission des Landrats präsentiert einen eigenen Gegenvorschlag zur Volksinitiative „Weg vom Öl – hin zu erneuerbaren Energien“. Dabei setzt sie auf konkrete Prozentklauseln und messbare Zwischenziele; namentlich will sie den Anteil erneuerbarer Energien bis ins Jahr 2030 auf 40% erhöhen. Der Landrat empfiehlt das Volksbegehren zur Ablehnung und heisst den Gegenvorschlag gut. In der Volksabstimmung vom 26.9. werden die Volksinitiative mit einem Nein-Stimmenanteil von 67,5% abgelehnt und der Gegenvorschlag mit 62,4% der Stimmen angenommen; Stimmbeteiligung: 37% (BaZ, 28.4., 7.5., 21.5., 27.9.; vgl. SPJ 2009, S. 297).
BERN: 1) Der Grosse Rat verabschiedet in zweiter Lesung ein neues Energiegesetz. Auf die Sanierungspflicht für Hauseigentümer – welche in der ersten Lesung noch gutgeheissen worden war – wird dabei verzichtet. Das Referendum, für welches der Hauseigentümerverband und die SVP unabhängig voneinander Unterschriften sammeln, kommt zustande. Im November heisst der Grosse Rat einen Volksvorschlag aus bürgerlichen Kreisen gut, der von der Förderabgabe sowie von der Pflicht für einen Gebäudeenergieausweis absehen will. Die Stimmbürger werden an der Urne die Wahl haben, zwischen Gesetz und Volksvorschlag (Bund, 18.3., 15.7., 10.8., 25.11.; vgl. SPJ 2009, S. 297).
– 2) Der Grosse Rat spricht sich dafür aus, dass in Mühleberg ein neues Atomkraftwerk (Mühleberg II) gebaut werden soll. Diesen Beschluss unterstellt er dem obligatorischen Referendum (Bund, 25.11.).
FRIBOURG: Le Grand Conseil a adopté à l’unanimité un projet de loi modifiant la loi sur l’imposition des véhicules automobiles et des remorques afin d’introduire des mesures incitatives en faveur des voitures de tourisme efficientes en matière énergétique. Dès 2011, les voitures neuves de la catégorie énergétique A seront exonérées de l’impôt cantonal pour une durée de trois ans (Lib., 3.7, 5.10, 9.10).
GLARUS: 1) Ein Memorialsantrag zur Änderung des Energiegesetzes wird an der Landsgemeinde vom 2.5. abgelehnt. Mit dem Antrag war eine Verdoppelung des Anteils der erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft) am Endenergieverbrauch bis 2020 gefordert worden (www.gl.ch).
– 2) Die Landsgemeinde vom 2.5. heisst eine Änderung des Energiegesetzes gut. Mit der Revision werden die rechtlichen Grundlagen für einen Fonds geschaffen, der aus den Einnahmen des Kraftwerks Linth-Limmern geäufnet wird und zur Förderung von Massnahmen im Energiewesen dienen soll (www.gl.ch).
GRAUBÜNDEN: 1) Der Grosse Rat verabschiedet in erster und einziger Lesung eine Änderung des Energiegesetzes. Mit der Totalrevision kann der Kanton energetische Sanierungen von Altbauten und umweltfreundliche Neu- und Ersatzbauten pro Jahr mit über 14 Mio Fr. finanziell unterstützen (SoS, 20.4., 21.4.).
– 2) Die Volksinitiative für eine nachhaltige Energiepolitik kommt zustande (SoS, 8.7., 13.8.; vgl. SPJ 2009, S. 297).
LUZERN: Der Kantonsrat beschliesst, der Bundesversammlung eine Kantonsinitiative zur Änderung des eidgenössischen Rechts im Bereich der Stromversorgung zu unterbreiten. Der Bund soll verpflichtet werden, seine Gesetzgebung mit Auswirkungen auf die Stromversorgung zu koordinieren, die Regulierungsbehörden zu stärken und dafür zu sorgen, dass die Regelung der Strompreise nicht zu einer Benachteiligung einzelner Regionen führt (www.lu.ch).
NEUCHÂTEL: 1) Le Conseil d’Etat a mis en consultation un nouveau projet de loi sur l’énergie suite au rejet populaire de l’année précédente. Le projet reprend les éléments non contestés de la précédente tentative de révision et abandonne l’obligation pour les propriétaires d’établir un certificat énergétique cantonal des bâtiments et de rénover les bâtiments peu ou mal isolés. Il prévoit par ailleurs l’interdiction du chauffage à mazout pour les nouvelles constructions et des chaufferettes à gaz pour les terrasses d’établissements publics. La gauche a jugé le projet nettement insuffisant, tandis que le PLR a critiqué la mention de l’objectif que le canton devienne une société 2000 Watts et l’interdiction des chauffages à mazout (Exp., 27.8, 26.10; cf. APS 2009, p. 297 s.)
. – 2) Le gouvernement a mis en consultation un projet de modification de la loi sur l’approvisionnement en électricité concernant la taxe pour l’utilisation du sol prélevée par les communes et la taxe sur l’énergie. Si le taux de la première demeure inchangé (1,4 centime par kW/h), son produit sera désormais affecté exclusivement aux assainissements énergétiques des bâtiments communaux. Quant à la seconde, elle sera désormais prélevée par le canton au taux de 0,6 centime par kW/h (contre 0,5 centime actuellement), dont 0,3 centime sera rétrocédé aux communes, tandis que le canton gardera le solde pour assainir le fonds cantonal de l’énergie (Exp., 27.8, 26.10). – 3) Un groupe de citoyens a lancé une initiative populaire baptisée « Avenir des crêtes : au peuple de décider ! » visant à soumettre au peuple les projets de parcs éoliens sur le territoire cantonal. L’objectif déclaré des initiants est de protéger le patrimoine naturel, paysager et touristique du canton. Bien qu’aucun parti ne l’ait soutenue, l’initiative a abouti à l’automne (Exp., 16.4, 29.5, 19.10).
NIDWALDEN: Die Volksinitiative für den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie wird vom Landrat zur Ablehnung empfohlen und in der Volksabstimmung vom 26.9. mit einem Nein-Stimmenanteil von 64% verworfen; Stimmbeteiligung: 39,4% (NLZ, 10.6., 26.9.; www.nw.ch; vgl. SPJ 2009, S. 298).
SANKT GALLEN: Der Kantonsrat verabschiedet in erster und zweiter Lesung ein Einführungsgesetz zum Stromversorgungsgesetz des Bundes. Der Erlass verpflichtet die Netzbetreiber, ganzjährig bewohnte Bauten ausserhalb der Bauzone ans Netz anzuschliessen. Mit einer flächendeckenden Zuteilung der Netzgebiete stellt der Kanton sicher, dass auch in wirtschaftlich wenig attraktiven Netzgebieten neue Bauten und Anlagen an das Elektrizitätsnetz angeschlossen und mit Strom versorgt werden. Er kann die Zuteilung eines Netzgebiets mit einem Leistungsauftrag an die Netzbetreiber verbinden (SGT, 28.5., 9.6.; ).
www.sg.ch
SCHAFFHAUSEN: Der Kantonsrat verabschiedet in erster und zweiter Lesung eine Änderung des Gesetzes gegen Atommüll-Lagerstätten. Mit der Revision wird die Pflicht der Kantonsbehörden, Atommüll-Lagerstätten mit allen rechtlichen und politischen Mitteln zu verhindern, auch auf Lagerstätten in der an das Kantonsgebiet angrenzenden Nachbarschaft ausgeweitet (SN, 2.11., 23.11.).
THURGAU: 1) Der Grosse Rat verabschiedet in zweiter Lesung ein Einführungsgesetz zum Bundesgesetz über die Stromversorgung (www.tg.ch; vgl. SPJ 2009, S. 298). – 2) Der Grosse Rat verabschiedet in erster und zweiter Lesung eine Änderung des kantonalen Energienutzungsgesetzes. Die Revision zielt auf eine möglichst sparsame Energieverwendung im Kanton; insbesondere müssen die Gemeinden künftig nach Minergiestandard bauen (SGT, 16.9., 28.10.; www.tg.ch).
– 3) Die Verfassungs- und Gesetzesinitiativen “Ja zu effizienter und erneuerbarer Energie - natürlich Thurgau!” kommen zustande. Der Grosse Rat erklärt die beiden Volksbegehren für rechtlich zulässig. Der Verfassungsinitiative stimmt er zu und beauftragt den Regierungsrat mit der Ausarbeitung einer Abstimmungsbotschaft. Bei der Beratung der Gesetzesinitiative beschliesst der Grosse Rat die finanziellen Mittel zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz auf 12 bis 22 Mio Fr. aufzustocken. Die Gesetzesinitiative wird daraufhin zurückgezogen (SGT, 17.3.; ; vgl. SPJ 2009, S. 298).
www.tg.ch
VALAIS: Un comité réunissant les opposants au projet de ligne à très haute tension entre Chamoson et Chippis a lancé une initiative populaire visant à rendre obligatoire l’enfouissement de la ligne (NF, 11.9; cf. supra, partie I, 6a, Politique énergétique).
ZÜRICH: 1) Der Kantonsrat verabschiedet in erster und zweiter Lesung eine Änderung des Energiegesetzes. Mit der Revision wird das kantonale Recht an das nationale Stromversorgungsgesetz angepasst (NZZ, 15.6.).
– 2) Die Volksinitiative „Umweltschutz statt Bürokratie“ kommt zustande. Sie verlangt einen Abbau administrativer Hürden bei energietechnischen Sanierungen. Der Regierungsrat empfiehlt sie ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung (NZZ, 6.4., 19.6., 16.7.).
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