Année politique Suisse 2010 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen / Wahlen in kantonale Parlamente
Bei den Kreiswahlen für den Grossen Rat im Juni wurde ein Drittel der 120 Sitze neu besetzt. Per Ende Legislatur traten 39 Grossräte zurück, davon alleine 14 von der FDP, elf von der BDP und zehn von der CVP. Nicht nur die Rücktritte sondern auch die veränderte Parteienlandschaft versprachen einen spannenden Wahlkampf. Dank der Abspaltung der BDP von der SVP 2008 und der Neugründung der GLP, die erstmals in Graubünden zu Grossratswahlen antrat, war die Kandidatenauswahl markant grösser als bei den letzten Wahlen. Neben den arrivierten Parteien CVP, FDP, SP und DSP traten erneut vereinzelte Parteilose zu den Wahlen an, die bisher fünf Sitze im Grossen Rat innehatten. Wie zuvor in Bern und Glarus standen auch die Bündner Parlamentswahlen im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen BDP und SVP (siehe oben). Allerdings waren in Graubünden die Vorzeichen anders, war doch hier die BDP in der stärkeren Position. Wieder rührten die nationalen Parteiexponenten heftig die Wahltrommel.
Das Majorzverfahren, das kleine Parteien eher benachteiligt, machte der SVP einen Strich durch die Rechnung. Sie konnte lediglich zwei Sitze (neu vier Sitze) gewinnen und erreichte ihr erklärtes Ziel, Fraktionsstärke mit fünf Sitzen, knapp nicht. Auch der zweite Wahlgang, der im Calancatal notwendig wurde, änderte daran nichts, da der SVP-Kandidat am 4. Juli dort dem Parteilosen Paolo Papa unterlag. Überraschende Wahlsiegerin war jedoch – entgegen allen Trends in den anderen Kantonen – die FDP, die gleich fünf Sitze zulegen konnte und damit fraktionsstärkste Partei im Bündner Parlament wurde (38 Sitze). Die GLP erhielt auf Anhieb zwei Mandate. Je zwei Sitze abgeben mussten die CVP (neu: 33 Sitze), die SP (neu: 12 Sitze) und die BDP (neu: 26 Sitze), die sich aber mit dem Resultat zufrieden zeigte. Ihren Grossratssitz abgeben musste die DSP, während Parteilose weiterhin fünf Sitze halten. Der Frauenanteil blieb konstant bei 21.7%
[3].
[3] Wahlen vom 13.6.: Presse vom 14.6.10; Wahlkampf:
SoS, 12.3, 9.4.10; Presse vom 3.3.-10.6.10; Wahlen vom 4.7.10 (2. Wahlgang im Calancatal):
SoS, 5.7.10.
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