Année politique Suisse 2011 : / Die Gesetzgebung in den Kantonen / 1. GRUNDLAGEN DER STAATSORDNUNG – ELEMENTS DU SYSTEME POLITIQUE
AARGAU: 1) Die Regierung unterbreitet dem Grossen Rat eine Vorlage zu Änderungen im Immobiliarsachen- und Grundbuchrecht. Mit der Revision wird unter anderem der Papier-Schuldbrief in einen Register-Schuldbrief umgewandelt. Dabei wird der Schuldbrief im elektronischen Grundbuch bloss registriert (AZ, 19.1.).
– 2) Ein Jahr nach der ersten Lesung stimmt der Grosse Rat dem Beurkundungsgesetz zu (Gesetz über Rechte und Pflichten der Aargauer Notare) (www.ag.ch; vgl. SPJ 2010, S. 314).
APPENZELL AUSSERRHODEN: 1) Der Kantonsrat nimmt die Interkantonale Vereinbarung über die computergestützte Zusammenarbeit der Kantone bei der Aufklärung von Gewaltdelikten (ViCLAS-Konkordat) in erster und zweiter Lesung an ().
www.ar.ch
– 2) Der Kantonsrat heisst die Teilrevision des Gesetzes über die Einführung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (EG zum ZGB) in erster Lesung gut. Das Gesetz regelt Ausführungsbestimmungen zum national neu beschlossenen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht, welches das Vormundschaftsrecht ersetzt (www.ar.ch).
APPENZELL INNERRHODEN: 1) Im Juni beschliesst der Grosse Rat, dem Konkordat über private Sicherheitsdienstleistungen vom 12. November 2010 beizutreten. Das von der Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren erarbeitete Konkordat regelt die Minimalanforderungen an Sicherheitsunternehmen (www.ai.ch).
– 2) Im Oktober verabschiedet der Grosse Rat nach erster Lesung das Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch zuhanden der Landsgemeinde 2012. Es regelt Ausführungsbestimmungen zum national neu beschlossenen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht, welches das Vormundschaftsrecht ersetzt, und nimmt einige redaktionelle und formelle Anpassungen vor (www.ai.ch).
– 3) Der Grosse Rat entscheidet sich in zweiter Lesung für eine Revision der Kantonsverfassung, die eine Zusammenlegung der Gerichte vorsieht. Neu soll es nur noch ein Bezirks- und ein Jugendgericht geben und die Anzahl Bezirksrichter eingeschränkt werden. Der Entscheid muss noch der Landsgemeinde 2012 vorgelegt werden ().
www.ai.ch
BASEL-STADT: Der Grosse Rat lehnt die Sicherheitsinitiative der SVP ab und arbeitet auch keinen Gegenvorschlag aus. Damit folgt er der Regierung. Diese hatte argumentiert, dass sich die Sicherheitslage in der Zwischenzeit verbessert habe. Dagegen stockte der Regierungsrat den Polizeibestand um 45 Stellen auf. Dies jedoch nicht aufgrund der Initiativbegehren, sondern wegen gestiegener Belastung des Korps (BaZ 20.10.; vgl. SPJ 2010, S. 315).
FRIBOURG: Le Conseil d’Etat a mis en consultation un projet de révision totale de la loi d’application du code civil suisse (CCS) sous l’intitulé de loi concernant le droit privé. Outre une adaptation à la récente révision du CCS relative aux droits réels, le projet comporte un important volet relatif aux droits de voisinage. En matière de droit successoral, le texte propose de permettre aux juges de paix de procéder à l’ouverture d’un testament et à l’établissement d’un certificat d’héritier, alors que seuls les notaires sont actuellement compétents pour ces tâches. Le gouvernement entend ainsi éviter des frais pour les successions qui ne posent pas de problème. S’il n’a pas véritablement suscité d’oppositions, le projet a toutefois été scindé en deux afin de hâter le traitement parlementaire de l’adaptation au nouveau droit fédéral de sorte à respecter le délai de mise en œuvre fixé par la Confédération. Lors de la session de septembre, les députés ont ainsi adopté à l’unanimité et sans modification l’adaptation législative relative aux droits réels. Le volet comportant les véritables innovations sera traité ultérieurement (Lib., 15.3, 9.9).
GENEVE: 1) Le Conseil d’Etat a présenté son projet de réorganisation de la police cantonale visant à mettre en place une police de proximité et, à long terme, à disposer d’une police cantonale unique (TG, 1.7 et 5.7).
– 2) Le parlement a adopté à l’unanimité une modification pénale permettant de punir d’amende les personnes qui organisent une partie de bonneteau sur la voie publique (TG, 15.4).
– 3) Le Grand Conseil a modifié par 60 voix contre 25 la loi sur les manifestations afin de rendre les organisateurs de manifestations responsables des dégâts engendrés. La gauche a lancé un référendum et a fait recours auprès du Tribunal fédéral (TG, 15.6).
– 4) Le parlement a modifié la loi sur l’organisation judiciaire ainsi que celle d’application du code civil suisse et autres lois fédérales en matière civile. Ces modifications visent aussi la loi sur les droits d’enregistrement (LDE) pour laquelle le Grand Conseil a légèrement augmenté l’impôt. Cette modification du taux d’un impôt est soumise à référendum obligatoire. Le 27.11 le peuple a accepté la nouvelle LDE par 90,4% des voix; taux de participation: 34,5% (www.ge.ch).
– 5) Les députés ont modifié la loi sur les renseignements et les dossiers de police et la délivrance des certificats de bonne vie et mœurs (www.ge.ch).
GLARUS: Die Landsgemeinde stimmt dem Antrag von Landrat und Regierung zu und befürwortet den Beitritt zur Interkantonalen Vereinbarung über die computergestützte Zusammenarbeit der Kantone bei der Aufklärung von Gewaltdelikten (ViCLAS-Konkordat) (www.gl.ch).
JURA: 1) Le gouvernement a présenté son projet de rapprochement des polices jurassienne et neuchâteloise (TG, 9.4).
– 2) Le Parlement a adopté à l’unanimité la loi sur la profession d’avocat (www.ju.ch).
– 3) Les députés ont adopté à l’unanimité la loi d’introduction du code civil suisse (www.ju.ch; voir APS 2010, p. 316).
LUZERN: In zweiter Lesung verabschiedet der Kantonsrat einstimmig ein neues Gesetz über die Videoüberwachung. Dieses regelt die Videoüberwachung im öffentlichen Raum sowie den Einsatz von mobilen Kameras zum Beispiel an Veranstaltungen an denen mit Gewaltausschreitungen zu rechnen ist. Sämtliche Überwachungen im kantonalen Zuständigkeitsbereich werden durch das Justizdepartement angeordnet. In den Gemeinden fällt diese Aufgabe dem Gemeinderat zu. Das Gesetz tritt per 1. Januar 2012 in Kraft (www.lu.ch).
NEUCHATEL: Le Grand Conseil a adopté, par 85 voix contre 2, une révision de la loi d’organisation judiciaire visant à concentrer le tribunal de première instance en un site unique, à la Chaux-de-Fonds. Les débats ont opposé les députés juristes, hostiles à la concentration, aux autres députés (Exp., 29.6).
NIDWALDEN: Der Kanton verfügt über ein neues Prozesskostengesetz, welches zur Umsetzung der Justizreform des Bundes dient. Wie bereits in der Vernehmlassung zeigt sich auch im Landrat wenig Opposition und das Gesetz wird in erster Lesung einstimmig genehmigt (www.nw.ch).
SANKT GALLEN: 1) Der Kantonsrat verabschiedet mit 79 zu 19 Stimmen einen Nachtrag zum Polizeigesetz, der die Nennung der Staatsangehörigkeit von Straftätern bei polizeilichen Meldungen über Gesetzesverstösse regelt. Die Kantonspolizei wird darin angehalten, die Staatsangehörigkeit der fehlbaren Personen in ihren Mitteilungen zu nennen. Unter gewissen Bedingungen soll auch bei eingebürgerten Straftätern deren ursprüngliche Staatsangehörigkeit genannt werden. Das Anliegen geht auf eine 2010 im Parlament angenommene Einheitsinitiative der Jungen-SVP zurück (SGT, 3.6. und 27.9.; www.sg.ch; vgl. SPJ 2009, S. 283, 2010, S. 318).
– 2) Der Kantonsrat verabschiedet das Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch einstimmig. Es sieht Anpassungen bei den gesetzlichen Pfandrechten sowie die Schaffung der Grundlagen für den elektronischen Geschäftsverkehr mit den Grundbuchämtern vor. Weiter wird das kantonale Gesetz an übergeordnetes Bundesrecht angepasst. Die Änderungen waren nötig geworden, nachdem die Bundesversammlung das Schweizerische Zivilgesetzbuch im Bereich des Sachenrechts angepasst hatte (; vgl. SPJ 2009, S. 30 f.).
www.sg.ch
TESSIN: Am 19. Mai 2011 wird die sogenannte Burkaverbots-Initiative (Vietare la dissimulazione del viso nei luoghi pubblici e aperti al pubblico) eingereicht (11 316 beglaubigte Unterschriften; nötig: 10 000). Die schweizweit erste Initiative dieser Art wurde vom Journalisten Giorgio Ghiringhelli lanciert und unter anderem von alt FDP-Regierungsrätin Marina Masoni mitgetragen. Sie verlangt ein allgemeines Verhüllungsverbot. Auch vermummte Hooligans oder Demonstranten würden unter die neue Regelung fallen. Weder die Burka noch der Nikab werden wörtlich in der Initiative genannt (CdT, 22.3., 25.3., 20.5.; BaZ, 19.5.).
THURGAU: 1) Das Parlament nimmt das neue Polizeigesetz an. Hauptanliegen der Gesetzesrevision ist die Schaffung einer formellen gesetzlichen Grundlage für das polizeiliche Handeln und die polizeilichen Eingriffe. Zuvor war vieles nur auf Stufe des Dienstreglements geregelt. Ebenso wurden verdeckte Ermittlungen im Internet wieder erlaubt, dies nachdem diese Praxis nach Einführung der neuen (bundesrechtlichen) Strafprozessordnung nicht mehr möglich gewesen war. Das Gesetz nimmt die neuste bundesgerichtliche Rechtsprechung auf und orientiert sich vor allem am Zürcher und Zuger Polizeigesetz. In der Schlussabstimmung wird es mit 113 zu 3 Stimmen angenommen (SGT, 11.10; ; vgl. SPJ 2010, S. 318).
www.tg.ch
– 2)
Am 4.11. startet die JSVP die Unterschriftensammlung für ihre Initiative für ein Vermummungsverbot, die ein Verbot von Kleidungsstücken fordert, die das Gesicht ganz oder teilweise verhüllen. Einige Ausnahme aus gesundheitlichen oder sicherheitsrelevanten Gründen sowie im Zusammenhang mit einheimischen Bräuchen (Fasnacht) sind vorgesehen (; vgl. SPJ 2010, S. 318).
www.tg.ch
VALAIS: Les députés ont approuvé à l’unanimité une modification de la loi d’application du code civil suisse. Cette modification précise les conditions auxquelles un propriétaire immobilier peut abandonner volontairement la propriété d’un immeuble (déréliction) afin d’éviter que les communes héritant de ces biens ne doivent faire face à d’importants frais d’entretien et de rénovation résultant de la négligence du propriétaire. À l’avenir, une commune pourra refuser la propriété d’un bien sans maître et le propriétaire sera tenu pour responsable des frais découlant d’un vice de construction ou d’un défaut d’entretien (www.vs.ch).
VAUD: 1) Le parlement a adopté par 80 voix contre 4 et 47 abstentions la loi sur la police visant à remplacer le système de contrats de prestations par des prestations complémentaires de la gendarmerie envers les communes ne disposant pas de police régionale. Une partie des écologistes s’est abstenue estimant que les prérogatives judiciaires doivent rester en mains cantonales. Faisant de même, l’UDC ne s’y est pas opposée considérant que la loi peut être favorable à une police unifiée (24h, 9.6., 15.6, 24.8 et 14.9).
– 2) Dans la suite de l’année précédente, les députés ont adopté la loi d’introduction du code civil suisse (www.vd.ch; voir APS 2010, p. 318).
– 3) Les députés ont adopté une loi sur la haute surveillance du Tribunal cantonal ainsi que des modifications de la loi sur le Grand Conseil et de celle d'organisation judiciaire afin d’instaurer une haute surveillance du Tribunal cantonal par le parlement (www.vd.ch).
ZÜRICH: 1) Der Kantonsrat verabschiedet eine Änderung des Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch. Die Neuregelung legt fest, dass es für die Vermittlung von Wohn- und Geschäftsräumen im Kanton Zürich keine Bewilligung mehr braucht. Das Vermittlungshonorar darf höchstens 75% des monatlichen Mietzinses betragen (NZZ, 29.3.). – 2) Der Kantonsrat empfiehlt das Volksbegehren „Nein zum Sterbetourismus“ mit 126 zu 29 Stimmen zur Ablehnung. Dieses wird an der Urne am 15.5. mit 78,5% Nein-Stimmenanteil verworfen. Ebenso mit 84,5% Nein-Stimmenanteil abgelehnt wird die Initiative „Stopp der Suizidhilfe“, welche die Einreichung einer Standesinitiative vorsah, mit der der Bund beauftragt werden sollte, Beihilfe zur Selbsttötung unter Strafe zu stellen; Stimmbeteiligung: 33,6% (NZZ, 18.1.; www.zh.ch).
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