Année politique Suisse 1968 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
Partei der Arbeit
Auch die Partei der Arbeit blieb von inneren Auseinandersetzungen zwischen einer radikalen Linksopposition und der Parteispitze nicht verschont
[52]. Sie nahmen während der tschechoslowakischen Krise zusehends an Heftigkeit zu
[53]. Denn die leitenden Instanzen, die vorher nur auf Druck von unten veranlasst worden waren
[54], den tschechischen Reformkommunismus positiv zu bewerten, befanden sich nun im Dilemma zwischen der Parteitreue gegenüber der Sowjetunion und der Verurteilung des von der inneren Opposition als imperialistisch bezeichneten sowjetischen Vorgehens. Sie vermochte dieses Dilemma nur durch geschicktes taktisches Lavieren zu überwinden
[55]. Im Vorfeld des 9. Parteitages mussten diese Zerwürfnisse ein besonderes Gewicht erhalten. Hatten doch die beiden Parteiorgane im Frühjahr eine «Einleitung zur Parteidiskussion » publiziert, in der die Mitglieder eingeladen worden waren, sich über die Rolle der Partei, auch über die Mittel und Methoden ihrer Tätigkeit, zu äussern
[56]. Gleichzeitig wurden im Sommer Entwürfe zu einem neuen Parteiprogramm und neuen Statuten veröffentlicht; beide unterschieden sich freilich nur wenig von ihren Vorgängern
[57]. Der Parteitag, der Anfang November unter Anwesenheit von 113 stimmberechtigten Delegierten stattfand, endete mit dem vollkommenen Sieg der Orthodoxen. An die Spitze trat ein Triumvirat von Vincent, Muret und Lechleiter; das Generalsekretariat wurde aufgehoben. Die Opposition wurde zwar nicht ausgebootet — so misslang der Versuch, die Jugendsektionen aufzulösen, — aber an den Rand gedrängt
[58]. Diese Niederlage war für die Jungen um so bitterer, als sich die prochinesischen Parteien, die « Schweizerische Volkspartei» (früher KPS) und die «Organisation der Kommunisten der Schweiz » (OKS), in denen sie allenfalls hätten Unterschlupf finden können, momentan in einem Zustand der Desorganisation, ja zum Teil der geistigen Desorientierung befinden
[59].
[52] Sie deuteten sich schon im Mai an, als der PdA-Kantonsrat F. Rueb vom Parteichef Vincent wegen seiner Mao- und Marcuse-treuen Linie gerüffelt wurde; VO, 107, 10.5.68; 114, 18.5.68; 115, 19.5.68; NZZ, 316, 24.5.68.
[53] « Rebellion bei den Kommunisten » (NZZ, 574, 18.9.68).
[54] VO, 76, 30.3.68; 86, 11.4.68; 93, 23.4.68; NZZ, 213, 4.4.68.
[55] VO, 193, 21.8.68; 197, 26.8.68; 200, 29.8.68; « Die Partei der Arbeit und die Ereignisse in der CSSR », Berner Vorwärts, September 1968; NZZ, 515, 22.8.68; 524, 26.8.68.
[56] VO, 93, 23.4.68; Vorwärts, 19, 9.5.68; Ostschw., 180, 5.8.68.
[57] VO, 148, 29.6.68; Vorwärts, 31, 1.8.68; 32, 8.8.68.
[58] VO, 256, 4.11.68; 257, 5.11.68; Vorwärts, 45, 7.11.68; 46,14.11.68; NZZ, 707, 4.11.68; 731, 15.11.68; NZ, 511, 4.11.68; 523, 11.11.68; TdL, 309, 4.11.68; GdL, 258, 4.11.68; Vr, 270, 16. 11.68.
[59] SPJ, 1967, S. 154. Die Etincelle erschien während acht Monaten überhaupt nicht und schlug in den Ende 1968 veröffentlichten Nummern (Nrn 31 ff.) antisemitische Töne an, unterstützte die Überfremdungsinitiative und empfahl, die rebellischen Studenten in Arbeitslager zu stecken. Der Octobre (Nrn 26 ff.) dagegen sekundierte jene und polemisierte gegen die PdA.
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