Année politique Suisse 1968 : Economie / Agriculture / Pflanzliche Produktion
Die schweizerische pflanzliche Produktion war gekennzeichnet durch Überschüsse bei Früchten und Gemüsen
[33]. Zwar hatten sich die Walliser Tomatenproduzenten vorgenommen, mit Hilfe technischer Verfahren neue Verwertungsmöglichkeiten zu erschliessen. Sie befolgten auch eine Empfehlung der Schweizerischen Gemüse-Union, die Produktion um 20 % zu reduzieren
[34]. Der Bundesrat schlug zudem in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage von Nationalrat Sauser (dem.-ev., ZH) eine bessere zeitliche Verteilung des Ernteanfalles und eine Verfeinerung des Meldewesens im Dreiphasensystem vor
[35]. Obschon beides berücksichtigt wurde, kam es zwischen Tessiner und Walliser Tomatenproduzenten zu Kollisionen, da die beiden Ernten zeitlich zusammenfielen. Trotzdem der Bundesrat einen Beitrag von Fr. 25 000 an die Tomatenwerbung beschlossen hatte, mussten schliesslich doch 100 t vernichtet werden, allerdings deutlich weniger als im Vorjahr
[36]. Auch die Verwertung der Kirschen und der Birnen erforderte gewisse Subventionen und Stützungsmassnahmen
[37].
Anlass zu den heftigsten Auseinandersetzungen gaben 1968 die
Aprikosen. Schon vor der Ernte sahen sich die Walliser veranlasst, eine Spezialaktion zur Verwertung dieser Früchte zu fordern, während der Migros-Genossenschaftsbund erfolgreich gegen die zu kleinen Importkontingente protestierte
[38]. Zudem hielt er sich nicht an den vom Bundesrat empfohlenen Höchstpreis von Fr. 1.95 pro kg Schweizer Aprikosen, sondern senkte diesen auf Fr. 1.75. Coop folgte in den Städten, verzichtete aber auf eine entsprechende Preissenkung im Wallis
[39]. Darauf wurden die Aufrufe zur « action directe » des Aktionskomitees der Union des producteurs valaisans (UPV), einer Gegenorganisation zur offiziellen Fédération des producteurs, befolgt. 150-200 unzufriedene Pflanzer besetzten die Migros-Filialen in Martigny und andere blockierten mit 400 landwirtschaftlichen Fahrzeugen die Kantonsstrasse zwischen Saxon und Vernayaz
[40]. Ein Brief an mehrere Bundeshausjournalisten, weitere Manifestationen, Protesttelegramme und hitzige Diskussionen in und um Walliser Zeitungen begleiteten die Aprikosenernte. Der Walliser Staatsrat kam der Union valaisanne pour la vente des fruits et légumes mit einem Zuschuss von Fr. 200 000 zu Hilfe, und Bundesrat Schaffner empfing eine Walliser Delegation, um sie der Hilfe des Bundes zu versichern
[41]. Eine Beruhigung brachte aber erst die ausserordentliche Session des Walliser Grossen Rates. Das Parlament lehnte zwar die Methoden der UPV ab, übernahm aber zum Teil deren Forderungen. In einem 7-Punkte-Postulat wurde der Bundesrat unter anderem aufgefordert, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, die Einfuhr ähnlicher Produkte zu beschränken. Es wurde auch der Vorschlag zu einer Obst- und Gemüseordnung gemacht, die mit anderen Mitteln ähnliche Ziele zu verfolgen hätte wie das Weinstatut
[42].
[33] Agrarpolitische Revue. 24/1968, S. 402.
[34] TdG, 9, 11.1.68 ; TdL, 46, 15.2.68.
[36] NZ, 412, 6.9.68; TdG, 196, 21.8.68; TdL, 255, 11.9.68.
[37] NZ, 325, 17.7. 68; NZZ, 683, 5.11.68; 748, 3.12.68.
[38] NZZ, 415, 9.7.68; TdL, 194, 11.7.68; TdG, 161, 11.7.68.
[39] TdG, 174, 26.7.68; 178, 31.7.68.
[40] GdL, 177, 31.7.68; Vat., 177, 31.7.68; TdG, 172, 24.7.68.
[41] GdL, 178, 1.8.68; TdL, 209, 27.7.68; TdL, 220, 7.8.68; TdG, 181, 3./4.8.68; NZZ, 516, 22.8.68; TdG, 205, 31.8./1.9.68.
[42] In Art. 23 des Landwirtschaftsgesetzes sind Einfuhrbeschränkungen für ähnliche Produkte vorgesehen. NZZ, 514, 21.8.68; 570, 16.9.68; JdG, 215, 14./15.9.68; TdG, 217, 16.9.68.
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