Année politique Suisse 1968 : Infrastructure, aménagement, environnement / Protection de l'environnement
 
Gewässerschutz
Der Ruf nach entschiedeneren Massnahmen zum Schutz und zur Sanierung der Gewässer erhielt einen besonderen proklamatorischen Rückhalt in einer Wasser-Charta des Europarates, in der eine sorgfältige Verwendung des Wassers, wissenschaftliche Forschung, staatliche Ordnung und Planung sowie internationale Zusammenarbeit verlangt wird und die am 6. Mai in Strassburg verkündet wurde [4]. Das Jahr verging jedoch, ohne dass der Bundesrat mit einer neuen Gesetzesvorlage an die Öffentlichkeit trat. In der Expertenkommission, die mit der Vorbereitung eines Entwurfs beauftragt war, schlug der in der chemischen Industrie tätige ehemalige Direktor der Eidg. Finanzverwaltung, V. H. Umbricht, ein Finanzierungssystem vor; durch das eine massive Erhöhung der Bundessubventionen vermieden werden sollte : in Anlehnung an frühere Anregungen empfahl er die Errichtung einer Landeszentrale für die Finanzierung von Gewässerschutzmassnahmen, an welcher Kantonalbanken oder Kantone beteiligt wären und die auf dem Anleihenswege beschafftes Kapital den Gemeinden zu günstigen Bedingungen vermitteln würde. Die Mitwirkung des Bundes sollte nur in einer Ausfallgarantie für die Zentrale und in Zuschüssen für eine abgestufte Zinsverbilligung je nach Finanzkraft der Empfänger bestehen. Der Vorschlag, der durch seine Veröffentlichung ein breiteres Echo fand [5], blieb aber nicht unbestritten; die Bankiervereinigung lehnte in einer Eingabe die Schaffung einer besonderen Institution ab und beanspruchte eine allfällige Staatsgarantie für Gewässerschutzkredite der Banken [6]. Als weitere Anliegen für eine Gesetzesrevision nannte der Direktor des Eidg. Amtes für Gewässerschutz, F. Baldinger, ein allgemeines Verbot für die Ableitung ungereinigter Abwasser, eine Abklärung der Haftbarkeit sowie eine Verschärfung und Präzisierung der Strafbestimmungen [7]. Vor allem zur Vermeidung von Grund- und Oberflächenwasserverschmutzungen durch Erdölprodukte infolge von Unfällen bei Strassentransporten erliess das EDI Richtlinien für Gewässerschutzmassnahmen beim Strassenbau [8]. Am Jahresende standen in der ganzen Schweiz 294 Abwasserreinigungsanlagen im Betrieb, an die 40,6 % der Bevölkerung angeschlossen waren (Ende 1967: 241 Anlagen für 36,3 %); 64 Anlagen für weitere 12,1 % befanden sich im Bau (1967: 65 Anlagen für 11,5%) [9].
 
[4] NZZ, 279, 7.5.68; 305, 19.5.68. Vgl. auch Wasser- und Energiewirtschaft, 60/1968, S. 105 ff.
[5] VICTOR H. UMBRICHT, « Die Finanzierung des Gewässerschutzes», in Schweizer Monatshefte, 48/1968-69, S. 451 ff. Vgl. dazu NZZ, 489, 11.8.68; Bund, 185, 9.8.68.
[6] GdL, 304, 28./29.12.68.
[7] NZ, 500, 29.10.68. Vgl. auch NZZ, 155, 10.3.68.
[8] BBl, 1968, II, S. 181 ff.
[9] Mitteilung des Eidg. Amtes für Gewässerschutz. Vgl. auch SPJ, 1967, S. 102.