Année politique Suisse 1969 : Partis, associations et groupes d'interêt / Associations et autres groupes d'interêt
Unternehmer
Der Zentralverband schweizerischer
Arbeitgeber-Organisationen etwa lehnte die sozialdemokratische AHV-Initiative ab und empfahl den bürgerlichen Konkurrenzvorschlag. Dabei ging die « Schweizerische Arbeitgeber-Zeitung » (wohl erstmals in ihrer Geschichte) so weit, dass sie ihren Nummern Unterschriftenkarten beilegte. Auf Jahresende trat in der Führung ein personeller Wechsel ein, indem H. Allenspach den zurückgetretenen L. Derron als Direktor ablöste
[1].
Der Schweizerische
Handels- und Industrieverein befasste sich an seiner Delegiertenversammlung in Ouchy vornehmlich mit dem Gewässerschutz. In seiner Präsidialadresse wandte sich H. R. Schwarzenbach gegen eine Totalrevision der Bundesverfassung, von der er eine Benachteiligung der Schweizer Wirtschaft befürchtete
[2]. Ein interessantes Streiflicht auf die Einflussmöglichkeiten seines Verbandes warf eine Äusserung G. Winterbergers, eines Sekretärs des Vororts, der in einem Vortrag zum Verfassungsartikel betreffend Bodenrecht und Landesplanung ausführte: «Entgegen dem Antrag der politischen Parteien und zahlreicher Organisationen, wie zum Beispiel des Schweizerischen Juristenvereins, haben wir veranlasst, dass die sozialistische Initiative ohne Gegenvorschlag zur Abstimmung gelangte» — ein Passus, auf den die Linkspresse rügend aufmerksam machte
[3].
Der
Bankiertag in Luzern beschäftigte sich vorwiegend mit der Inflationsbekämpfung und dem Notenbankinstrumentarium. Daneben bemühte sich der Geschäftsbericht der Schweizerischen Bankiervereinigung, Zerrbilder über die Schweizer Banken und ihre Geheimhaltungspraxis zu berichtigen, die besonders in Amerika herrschten und oft auf Konkurrenzneid und Sensationsjournalismus zurückzuführen seien
[4].
Betonter kämpferisch gab sich der
Gewerbeverband, der an seiner Delegiertenversammlung in Montreux unter anderem das Gentlemen's Agreement im Bankwesen aufgriff. Er zog es zwar dem Notenbank-Instrumentarium bei weitem vor, doch verscheuchte auch es nicht alles Misstrauen gegen einen befürchteten staatlichen Dirigismus. Da der Gewerbeverband auch dem Bodenrechtsartikel und der vorgesehenen Bundesfinanzreform ohne Begeisterung zustimmte und sich bei Gelegenheit gegen die Totalrevision der Bundesverfassung, die Verlängerung des Mieterschutzes und gegen ein weitergehendes aussenpolitisches Engagement äusserte, bezeichnete ihn eine Basler Zeitung als «Nein-Sager-Verband », der allerdings nur in der Theorie reaktionär, in der Praxis jedoch fortschrittlich sei. Dass er aktiv an der Lösung echter Probleme mitzuarbeiten suchte, bewies das von seiner Studienkommission entworfene Modell für eine Submissionsordnung im Baugewerbe, das im allgemeinen liberalen Ideen folgte und weitgehend Anregungen der schweizerischen Kartellkommission berücksichtigte
[5].
[1] NZZ, 401, 3.7.69; 665, 8.11.69; 743, 24.12.69; 745, 28.12.69; vgl. oben, S. 123.
[2] Bund, 221, 22.9.69; BN, 393, 22.9.69; NZZ, 581, 22.9.69; vgl. oben, S. 11.
[3] Protokoll der am 27.6.1969 abgehaltenen 244. Sitzung der Schweizerischen Handelskammer, S. 5; Tw, 236, 9.10.69.
[4] Tat, 228, 29.9.69; NZ, 444, 29.9.69; NZZ, 579, 21.9.69; 595, 29.9.69; Schweizerische Bankiervereinigung, Jahresbericht, 57/1968-69, S. 89; vgl. oben S. 71 f.
[5] NZZ, 306, 22.5.69; 355, 13.6.69; NZ, 21, 14.1.69; 228, 22.5.69; BN, 207, 22.5.69; Vat., 117, 22.5.69; NBZ, 117, 22.5.69.
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