Année politique Suisse 1969 : Partis, associations et groupes d'interêt / Associations et autres groupes d'interêt
Arbeitnehmer
Zwischen verschiedenen Gewerkschaften bestand 1969 eine äussere Gemeinsamkeit: an ihrer Spitze vollzogen sich gewichtige personelle Wechsel. So traten im Schweizerischen Gewerkschaftsbund Guido Nobel und Fritz Leuthy an die Stelle der demissionierenden Sekretäre Jean Möri und Giacomo Bemasconi; im Christlichnationalen Gewerkschaftsbund ersetzte der Freiburger Hans Riedo den zum eidgenössischen Versicherungsrichter gewählten A. Heil und im Schweizerischen Kaufmännischen Verein wurde der bisherige Generalsekretär R. Maier-Neff zum ersten vollamtlichen Zentralpräsidenten erhoben. Im Schweizerischen Eisenbahner-Verband schliesslich wurde die Ablösung von Präsident H. Düby durch W. Meier, Redaktor des « Eisenbahners », zwar noch nicht vollzogen, aber für die nahe Zukunft angekündigt. Der Eisenbahnerverband und der Landesverband freier Schweizer Arbeiter feierten übrigens beide ihr 50jähriges Bestehen, aus welchem Anlass der letztere eine eingehende Jubiläumsschrift herausgab
[7].
Angesichts des andauernden Mitgliederrückganges tauchte mehrfach das alte Postulat eines «
Solidaritätsbeitrags » der Unorganisierten wieder auf. Bei der Erneuerung des Landesmantelvertrages für das Baugewerbe setzte der Schweizerische Bau- und Holzarbeiterverband eine solche Abgabe (vom Neujahr 1970 an) durch
[8], während man sich bei der Erneuerung des Friedensabkommens der Metall- und Maschinenindustrie schliesslich einigte auf einen partnerschaftlichen Fonds, aus dem gemeinsame Ziele der Ausbildung, Weiterbildung und sozialpolitischen Aufklärung finanziert werden sollen. So gelang es, die Forderung der Gewerkschaften einigermassen zu erfüllen, ohne den Grundsatz der Koalitionsfreiheit allzusehr zu strapazieren
[9]. Dem Bestreben, den Gewerkschaften ihre Daseinsberechtigung zu erhalten, entsprach es auch, wenn der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, E. Wüthrich, sich im Nationalrat gegen eine weitgehende gesetzliche Garantie für Ferienansprüche wandte, weil sonst zu wenig Aufgaben und Möglichkeiten für Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen übrigbleiben würden
[10]. Diese wenig kämpferische Haltung erschien freilich ebensowenig selbstverständlich wie der Einzug von Wüthrichs Vorgänger, H. Leuenberger, in den Verwaltungsrat der Knoff AG in Thayngen
[11].
Doch nicht nur bei Gewerkschaftsführern zeigten sich Symptome einer materiellen Besserstellung und entsprechend verlagerter Interessen, sondern auch beim einzelnen Mitglied. So genehmigte der Gewerkschaftskongress in Montreux eine Beitragserhöhung ohne jede Diskussion und beschäftigte sich ausgiebig mit Fragen der Anlagepolitik und mit der Förderung der Vermögensbildung von Arbeitnehmern, während sich die Delegierten zum Mitbestimmungsrecht mit einer verhältnismässig zahmen und allgemein gehaltenen Resolution begnügten
[12].
[7] Zur Ablösung im SGB: Vr, 228, 30.9.69; im CNG: NZZ, 667, 10.11.69; 668, 10.11.69; NZ, 517, 10.11.69; BN, 469, 10.11.69; NZN, 260, 10.11.69; im SKV: NZZ, 297, 19.5.69; Vr, 115, 20.5.69; im SEV: NZZ, 313, 27.5.69. Zum Jubiläum des SEV: Schweizerischer Eisenbahnerverband, SEV 1919-1969, (Bern 1969); Bund, 279, 28.11.69; NZ, 552, 1.2.69; zum Jubiläum des LFSA: GUSTAV EGLI, 50 Jahre Landesverband freier Schweizer Arbeiter, Zürich 1969; NZZ, 284, 11.5.69; Bund, 108, 11.5.69.
[9] Bund, 172, 27.7.69; vgl. oben S. 119.
[10] NZ, 537, 30.11.69; vgl. oben S. 119 f.
[11] NZ, 381, 21.8.69; Vr, 177, 1.8.69.
[12] NZZ, 628, 17.10.69; 631, 20.10.69; Bund, 245, 20.10.69.
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