Année politique Suisse 1971 : Infrastructure, aménagement, environnement / Protection de l'environnement
 
Natur- und Heimatschutz
Als gemeinsame Gründung von Kreisen des Natur- und Heimatschutzes, der Landesplanung, des Alpenklubs sowie des Fremdenverkehrs wurde eine Schweizerische Stiftung für Landschaftsschutz und Landschaftspflege ins Leben gerufen. Diese Stiftung kündigte bereits im April parlamentarische Vorstösse an, welche die Revision des Verfassungsartikels über Naturschutz im Sinne einer Erweiterung der Bundeskompetenzen verlangen würden [27]. Zwei entsprechende Motionen, die von der Stiftung nahestehenden Parlamentariern eingereicht wurden, forderten vom Bund insbesondere, er solle die Massnahmen für die Erhaltung von Ortsbildern und Kulturdenkmälern derart unterstützen, dass Kantonen und Gemeinden daraus nicht untragbare Lasten entstehen. Der Bund solle zudem dort, wo es das nationale Interesse erfordert, selber Schutz- und Pflegemassnahmen anordnen können [28]. Die Stiftung für Landschaftsschutz forderte für die Zeitdauer bis zum Inkrafttreten einer solchen Verfassungsreform einen dringlichen Bundesbeschluss, der es dem Bund ermöglichen würde, die Beiträge an Kantone und Gemeinden von 20 auf 50 % hinaufzusetzen [29]. Die dringlichen Massnahmen auf dem Gebiete der Landesplanung wurden als Teilerfolg der Kreise des Landschaftsschutzes gesehen [30].
Zu Auseinandersetzungen um konkrete Einzelfälle kam es vor allem dort, wo sich die Interessen der touristischen Erschliessung und jene des Landschaftsschutzes gegenüberstanden [31]. Das zeigte sich etwa am Widerstand gegen den Bau von Luftseilbahnen auf das Klein-Matterhorn und den Feekopf bei Saas-Fee [32] und beim Entscheid des Bundesgerichts, Rekurse gegen Waldrodungsbewilligungen der Tessiner Behörden gutzuheissen [33]. Im Kanton Schwyz hingegen wurde die Rodung und Überbauung auf der «Schillermatte» unter Berücksichtigung gewisser Aspekte des Naturschutzes und der Forstwirtschaft im zweiten Anlauf bewilligt [34]. Gegen die Überbauung und gegen die Zerstörung der Eigenart des Oberengadins wurden verschiedene private Aktionen gestartet. Sammlungen brachten 700 000 Fr. ein, was den Ankauf eines Teils des gefährdeten Landes ermöglichte [35]. Eine Petition mit 359 279 Unterschriften — sie wurde gleichzeitig mit einer Petition für den Schutz gefährdeter Tierarten vom World Wildlife Fund eingereicht — unterstrich den Wunsch der Bevölkerung, Landschaften von nationaler Bedeutung zu erhalten [36].
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U.K.
 
[27] Bund, 87, 16.4.71; NZZ, 174, 16.4.71; NZ, 171, 16.4.71; vgl. SPJ, 1970, S. 125.
[28] Motionen von NR Binder (cvp, AG) und StR Bächtold (fdp, SH); diese waren von einer neuen parlamentarischen Gruppe für Natur- und Heimatschutz angeregt werden: Lb, 147, 29.6.71; Vat., 156, 9.7.71; Verh. B. vers., 1971, V, S. 23, 45.
[29] NZZ (sda), 528, 12.11.71.
[30] Vgl. oben, S. 113 f.; Lb, 272, 22.11.71.
[31] Vgl. Stellungnahme der Internationalen Alpenkommission zum Landverschleiss in Berggebieten (NZZ, 511, 2.11.71).
[32] Bund, 56, 9.3.71; NZZ, 331, 20.7.71.
[33] NZZ (sda), 385, 20.8.71.
[34] Vgl. SPJ, 1970, S. 126; Vat., 256, 3.11.71. Gegen diesen Entscheid des Schwyzer Regierungsrates legten Heimatschutzkreise Rekurs beim Bundesgericht ein (NZZ, 595, 21.12.71).
[35] Tat,124, 28.5.71; NZZ, 246, 30.5.71; 265, 11.6.71; TA, 204, 2.9.71; 299, 1.10.71; 252, 28.10.71; vgl. auch dringliche Kleine Anfrage von NR Kloter (Idu, ZH) (Tat, 72, 26.3.71) und als Postulat überwiesene Motion im Bündner Grossen Rat (NZZ, sda, 457, 1.10.71).
[36] Lb, 281, 2.12.71; Bund, 286, 7.12.71; NZZ, 600, 24.12.71.