Année politique Suisse 1974 : Chronique générale / Politique étrangère suisse
 
Aussenhandel
Die Entwicklung des schweizerischen Aussenhandels wurde 1974 in zunehmendem Masse durch einschneidende Änderungen in den Rahmenbedingungen geprägt : Einerseits wurde die Weltwirtschaft bei fortgesetzter Beschleunigung der Inflation, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, von sich zusehends verstärkenden rezessiven Tendenzen erfasst ; anderseits stieg der Kurs des Schweizerfrankens gegenüber den Währungen sämtlicher wichtiger Abnehmerländer ständig an [58]. Diese Faktoren begannen sich schon im Frühherbst in einer Abschwächung der Auslandnachfrage auszuwirken und liessen im November erstmals seit längerer Zeit das Exportvolumen wieder unter das Niveau des entsprechenden Vorjahresmonates sinken, nachdem noch im 1. Halbjahr eine reale Expansion von gegen 10 % verzeichnet worden war [59]. Insgesamt beliefen sich die Exporte im Berichtsjahr auf 35,4 Mia Fr. Gegenüber 1973 ergab dies zwar nominal eine Wachstumsrate von 18 % (1973 : 14,4 %), real (unter Abzug der Teuerung) aber eine solche von nur noch 4,4 % (11 %). Bei den Importen war sogar eine reale Schrumpfung zu verzeichnen. Sie betrugen 42,9 Mia Fr., was nominal eine Steigerung um 17,3 % (1973: 13 %), real aber eine Verminderung um -1,4 % (+ 5,9 %) bedeutete. Das Handelsbilanzdefizit betrug 7,6 Mia Fr. (6,6 Mia Fr.). Dabei fiel die wertmässige Deckung der Einfuhr durch die Ausfuhr mit 82,4 % leicht höher aus als im Vorjahr (81,9 %). Dass der starke Anstieg der Rohstoff-, insbesondere der Erdölpreise einigermassen aufgefangen werden konnte und so die durch die gesteigerten Energiekosten verursachte Bilanzverschlechterung geringer ausfiel, als anfänglich befürchtet worden war, ist zum Teil die Folge einer mengenmässig um 7 % geringeren Einfuhr von Energieträgern. Wertmässig mussten für diese aber rund 1,6 Mia Fr. oder 63 % mehr aufgewendet werden, da eine Teuerung von 75 % vorlag. Bei den übrigen Rohstoffen und Halbfabrikaten war ein Importzuwachs von nominal 25 % oder real 1 % festzustellen, während die Einfuhr von Investitions- und Konsumgütern nominal zwar noch um 6 % bzw. 4 % anstieg, real aber um 2 % bzw. 3 % zurückfiel ; eine besonders starke Mindereinfuhr war bei den Automobilen zu verzeichnen. Die Exportsteigerung war vorwiegend auf die erhöhte Ausfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten (nominal + 27 %, real + 7 %) sowie von Investitionsgütern (nominal + 14 %, real + 5 %) zurückzuführen. Die stärkste Ausfuhrsteigerung verzeichnete die chemische Industrie (nominal + 25 %, real + 11 %) ; sie vermochte damit auch als einzige Branche ihren Anteil an der Gesamtausfuhr zu erhöhen. Auch die Gruppe der Maschinen, Apparate und Instrumente wies noch eine Ausfuhrsteigerung auf (nominal + 14 %, real + 5 %), derweil die Uhren- und die Textilindustrie die Exporte zwar nominal um 14 % bzw. 8 % ausdehnen konnten, real jedoch eine Schrumpfung um — 2 % bzw. — 6 % zu beklagen hatten. Die Nahrungs- und Genussmittelexporte erlitten einen Rückgang von nominal — 3 % oder real — 4 %, dessen Hauptursache in einer Absatzeinbusse bei den Tabakfabrikaten lag. In der regionalen Aufteilung der Aussenhandelsströme war bei den Importen eine leichte Verlagerung zugunsten der Entwicklungsländer festzustellen, was jedoch die Vormachtstellung der europäischen Handelspartner kaum zu tangieren vermochte [60].
 
[58] Der mit den Anteilen der 15 wichtigsten Abnehmerländer am Gesamtexport gewichtete Aufwertungssatz des Schweizerfrankens betrug, verglichen mit den Kursrelationen von Anfang Mai 1971, rund 24 % um die Jahresmitte, rund 30 % Anfang November und als Spitzenwert 42,5 % Mitte Dezember. Vgl. Mitteilung Nr. 231 der Kommission für Konjunkturfragen, Beilage zu Die Volkswirtschaft, 48/1975, H. 1 (in der Folge abgekürzt : Mitteilung Nr Beil. Volksw. ...) ; NZ, 398, 21.12.74. Vgl. auch Untersuchungen über Aussenhandel und Wechselkursschwankungen (NZZ, 145, 273.74 ; 285, 23.6.74) ; vgl. ferner zur Währungsordnung : oben, Teil I, 4 b.
[59] BBI, 1975, I, Nr. 6, S. 538 ; Mitteilung Nr. 231, Beil. Volksw., 48/1975, H. 1.
[60] Die Volkswirtschaft, 48/1975, S. 94 ff. ; NZZ, 29, 5.2.75 ; Schweiz. Bankverein, Der Monat, 1975, Nr. 3 ; Schweiz. Bankgesellschaft, Schweizerisches Wirtschaftsjahr 1974, Zürich 1974, S. 4 ff. ; Schweiz. Kreditanstalt, Bulletin, 80/1974, Dezember, S. 31 ff. ; Schweiz. Nationalbank, Monatsbericht, 50/1975, Nr. 2, S. 61 ff. ; wf, Kurzinformationen, 17.2.75. Vgl. ferner zum Handelsbilanzdefizit : Ostschw., 120, 25.5.74 ; TA, 171, 26.7.74 ; NBZ, 261, 27.8.74 ; 267, 3.9.74 ; wf, Kurzinformationen, 30.12.74 ; OCDE, Suisse, Paris 1974 (Etudes économiques de l'OCDE), S. 53. Vgl. auch e Ertragsbilanz der Schweiz im Jahre 1973 3, in Mitteilung Nr. 227, Beil. Volksw., 47/1974, H. 7, sowie «Revision der Indices des schweizerischen Aussenhandels», in Mitteilung Nr. 229, Beil. Volksw., 47/1974, H. 10.