Année politique Suisse 1975 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
Freisinnig-demokratische Partei
Auch die Freisinnig-demokratische Partei (FDP) zeigte sich bestrebt, der Verunsicherung entgegenzuwirken, doch legte sie das Hauptgewicht auf die Leistungsfähigkeit der schweizerischen Wirtschaft und auf die regulierende Wirkung des Marktes. Bereits im Vorjahr hatte sie für verschiedene Bereiche Reformthesen ausarbeiten lassen. Eine Auswahl jener Postulate wurde nun nach Konsultation der Kantonalparteien vom Zentralvorstand in einer Wahlplattform zusammengefasst. Diese erhielt im Mai ohne wesentliche Modifikationen die Zustimmung der Delegiertenversammlung. Sie verlangte, dass der Tendenz zur Übertragung immer weiterer Aufgaben an den Staat Einhalt geboten werde ; von einem Marschhalt, insbesondere in der Sozialpolitik, war auch in anderen freisinnigen Erklärungen die Rede. Kritiker vermissten in der Plattform präzise Stellungnahmen zum Raumplanungsgesetz, zum Radio- und Fernsehartikel, zur Einführung eines Zivildienstes oder zum UNO-Beitritt. Dagegen setzte die Mehrheit der Delegierten einen Entscheid für die Fristenlösung in der Frage des Schwangerschaftsabbruchs durch
[10]. Im September veröffentlichte die Partei noch ein ergänzendes Programm zur Bekämpfung der Rezession, in welchem sie eine ganze Reihe von konjunkturfördernden Staatsinvestitionen sowie deren Finanzierung durch Anleihen befürwortete
[11].
Die FDP war die einzige bürgerliche Bundesratspartei, die in den Nationalratswahlen einen absoluten Stimmenzuwachs erzielte. Indem sie sich in den Gesprächen über die Legislaturziele von Anfang an auf die Seite der bedrängten SVP stellte, fing sie den Vorstoss der SP auf und profilierte sich als deren Hauptgegenspielerin
[12]. Etwas weiter links hielt sich dagegen die ihr nahestehende Jugendorganisation, die Jungliberale Bewegung ; diese befürwortete an ihrem Kongress in Genf Ende November eine stufenweise Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 40 Stunden. Eine von jungen Kadern verfochtene Linkstendenz machte sich auch in der Genfer Kantonalpartei geltend, nachdem die Freisinnigen der Rhonestadt in den kommunalen wie in den eidgenössischen Wahlen Verluste erlitten hatten
[13].
[10] Reformthesen : Politische Rundschau, 53/1974, S. 69 ff. Wahlplattform : FDPS, Zielsetzungen 75. Zur Delegiertenversammlung vgl. Presse vom 26.5.75, ferner NZZ, 121, 29.5.75. Zum Marschhalt vgl. Politische Rundschau, 54/1975, S. 125 ; BN, 72, 26.3.75.
[11] Politische Rundschau, 54/1975, S. 122 ff.
[12] Vgl. oben, Teil I, 1c (Gouvernement). Ober das Verhältnis zur SVP vgl. oben, Teil I, 1e (Apparentements) und JdG (ats), 180, 5.8.75.
[13] Jungliberale : 24 Heures, 279, 1.12.75. Genf : TG, 235, 9.10.75 ; NZZ, 302, 30.12.75 ; vgl. auch oben, Teil I, 1e (Elections cantonales et communales).
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