Année politique Suisse 1975 : Infrastructure, aménagement, environnement / Transports et communications
 
Schiffahrt
Die Kontroverse um eine Ausdehnung der Schiffahrt wurde, wenngleich « auf Sparflamme », weitergeführt. Der konjunkturelle Abschwung sowie umweltschutzpolitische Motive fanden dabei sowohl im befürwortenden als auch im ablehnenden Sinn Verwendung. Etwelche Belebung in die schiffahrtspolitische Diskussion brachte der Entscheid der französischen Behörden für den Bau des Rhone-Rheinkanals über Saône und Doubs (direkte Verbindung Nordsee-Mittelmeer) : Insbesondere in der Westschweiz forderte man die beschleunigte Realisierung einer schweizerischen Rhone-Rhein-Verbindung (transhelvetischer Kanal), für die es nicht zu spät sei, während den Gegnern ein endgültiger Verzicht auf das Projekt nun als angezeigt erschien. Zur Verbesserung der Beschäftigungslage gab die Landesregierung den Bau der zweiten Schleuse bei Birsfelden frei [55].
Der Frachtenzerfall, die unbefriedigende Ertragslage, die weiterhin ausbleibende Bundeshilfe wie auch der Zwang zur Rationalisierung und Leistungssteigerung führten in der Rheinschiffahrt zu einer als « spektakulär » bewerteten Fusion zwischen der Schweizerischen Reederei AG mit den drei ausländischen Neptun-Gesellschaften zur Schweizerischen Reederei und Neptun AG mit schweizerischer Aktienmehrheit. Die überraschende « Hochzeit am Rhein » setzte insofern ein neues Zeichen im Schrumpfungsprozess der schweizerischen Rheinschiffahrt, als sie geeignet schien, unter Inanspruchnahme ausländischen Kapitals der Schweiz ein gewisses Rheinschiffahrtspotential zu sichern [56].
Ohne nennenswerte Schwierigkeiten verabschiedeten die Räte das Bundesgesetz über die Binnenschiffahrt. Demselben Zweck, nämlich der Vereinheitlichung der Polizeivorschriften, dient ein internationales Vertragswerk für den Bodensee, das nach Zustimmung der ausländischen Vertragspartner in Kraft treten konnte, während zur Revision der französisch-schweizerischen Genfersee-Schiffahrtskonvention von 1902 erste Verhandlungen aufgenommen wurden [57].
 
[55] Kontroverse : VO, 18, 23.1.75 ; NZZ, 45, 24.2.75 ; BN, 48, 26.2.75 ; Ldb, 94, 25.4.75 ; Ww, 30, 30.7.75 ; TA, 294, 18.12.75 ; vgl. auch SPJ, 1973, S. 96 sowie LITRA, Jahresbericht 1974/75, S. 60 ff. ; SAZ, 70/1975, S. 574 f. und 747. Rhone-Rhein : TLM, 86, 27.3.75 ; 329, 25.11.75 ; 24 Heures, 119, 26.5.75 ; TG, 233, 7.10.75 ; JdG, 244, 20.10.75 ; 276, 26.11.75 ; vgl. dazu SPJ, 1973, S. 96. Birsfelden : NZ, 194, 24.6.75 ; LITRA, Jahresbericht 1974/75, S. 61. Vgl. SPJ, 1973, S. 97.
[56] BN, 146, 26.6.75 ; NZ, 196, 26.6.75 ; 347, 7.11.75 ; Tat, 257, 2.11.75. Vgl. SPJ, 1973, S. 97 ; 1974, S. 100 f.
[57] Bundesgesetz : Amtl. Bull. NR, 1975, S. 565 f. (Postulat Marthaler, svp, BE), 1134 und 1497 ; Amtl. Bull. StR, 1975, S. 447 ff., 558 und 632 ; BBI, 1975, II, Nr. 41, S. 1498 ff. ; vgl. SPJ, 1973, S. 97 ; 1974, S. 101. Bodensee : AS, 1976, Nr. 1, S. 17 f. ; vgl. SPJ, 1973, S. 97 ; 1974, S. 101. Genfersee : 24 Heures, 64, 18.3.75.