Année politique Suisse 1976 : Infrastructure, aménagement, environnement / Transports et communications
PTT
Im Gegensatz zu den Bundesbahnen ist es den PTT-Betrieben gelungen, die
Schwelle der Eigenwirtschaftlichkeit wieder zu überschreiten. In der Rechnung des Jahres 1975 musste zwar noch ein Defizit von 53,5 Mio Fr. verzeichnet werden (1974: 229,4 Mio Fr.), was die seit 1971 akkumulierten Verluste auf 430 Mio Fr. ansteigen liess. Im Sinne eines vom Nationalrat erheblich erklärten Postulats wurde dieser Betrag nicht mehr auf die laufende Rechnung weitergeschrieben, sondern in ein verzinsliches Darlehen umgewandelt
[53]. Obwohl der budgetierte Aufwand um 115 Mio Fr. unterschritten werden konnte, gelang es nicht, das im Voranschlag angekündigte Rechnungsgleichgewicht zu erzielen. Verantwortlich dafür war in erster Linie der nicht den Erwartungen entsprechende Ertragsanstieg aus den Posttaxenerhöhungen
[54]. Dass der Markt auf massive Preissteigerungen in Rezessionszeiten zunehmend empfindlich reagiert, musste die PTT auch im Jahre 1976 erfahren, als sie sich gezwungen sah, die auf Jahresbeginn in Kraft gesetzte Erhöhung der Taxen für Post- und Zahlungsanweisungen teilweise wieder rückgängig zu machen
[55]. Bei den massgebenden Stellen scheint heute Einigkeit zu herrschen, dass eine Verbesserung der Lage der Postbetriebe wirksamer über den Ausbau der Dienstleistungen als über Taxerhöhungen vorzunehmen sei. Zumindest kurzfristig ist eine Gesundung denn auch eingetreten : Die Rechnung des Jahres 1976 wies einen das Budget klar übersteigenden Reingewinn von ca. 160 Mio Fr. auf (Budget : 30 Mio Fr.). Für das Jahr 1977 wird mit einem Gewinn von 65,4 Mio Fr. gerechnet, und obwohl der Finanzplan für die folgenden beiden Jahre wieder Verluste in Aussicht stellte, gab man sich bei der PTT, nicht zuletzt wegen der kaum mehr existierenden Arbeitsmarktprobleme, merklich optimistischer als in den Vorjahren
[56].
Eine nicht unumstritten gebliebene Verbesserung der Dienstleistungen bewerkstelligte die PTT mit der Wiederaufnahme der 1973 im Zuge der Personalknappheit abgeschafften Samstagszustellung von Briefen. Sah man hierin auf seiten der Postkunden und der PTT-Direktion eine dem Image der PTT förderliche konsumentenfreundliche Aktion, befürchteten andererseits die in der PTT-Union organisierten Angestellten den Verlust der in Zürich bereits eingeführten integralen Fünftagewoche
[57]. Die Absicht des Bundesrates, die Zeitimpulszählung für Ortskreistelefongespräche auf das Frühjahr 1977 einzuführen, rief heftige Reaktionen hervor. Neben allgemeinen Konsumenteninteressen sah man durch diese Massnahme vor allem die Aufgabenerfüllung von Sozialhilfsorganisationen (Dargebotene Hand u.ä.) sowie die Kommunikationsmöglichkeiten der älteren Bevölkerungsschichten beeinträchtigt
[58].
Durch eine Revision des PTT-Organisationsgesetzes delegierte das Parlament seine Kompetenz zur Festlegung der Posttaxen an den Bundesrat, mit der Absicht, damit der PTT-Direktion eine flexiblere und vor allem reaktionsschnellere Geschäftspolitik zu erlauben. Trotz einigen Bemerkungen über den Abbau der Demokratie aus Kreisen der äussersten Linken und des Gewerbes passierte die Vorlage anstandslos
[59].
[53] Rechnung 1975: BBI, 1976, II, S. 1065 f. Umwandlung des akkumulierten Reinverlustes : NZZ (sda), 48, 27.2.76 ; vgl. auch SPJ, 1975, S. 112.
[54] wf, Dok., 24, 14.6.76.
[56] Ziele der PTT : Amtl. Bull. NR, 1976, S. 504 f. ; Amtl. Bull. StR, 1976, S. 253 f. Ergebnis 1976: Basler Zeitung, 30, 1.3.77. Budget 1977 : Amtl. f. ; StR, 1976, S. 656 f. ; Amtl. Bull. NR, 1976, S. 1481 ff. Zu den Verbesserungen der Dienstleistungen vgl. auch NZ, 162, 25.5.76.
[57] NZZ (sda), 45, 24.2.76 ; 185, 10.8.76. Proteste des PTT-Personals : Vat. (sda), 124, 28.5.76 ; gk, 22, 24.6.76. Vgl. auch SPJ, 1973, S. 95 f.
[58] Amtl. Bull. NR, 1976, S. 1072 f. ; TA, 138, 17.6.76. Opposition : Vat. (sda), 95, 24.4.76 ; vgl. dazu auch das Postulat Bratschi (sp, BE) (Verhandl. B.vers., 1976, IV, S. 24 ; TW, 280, 29.11.76).
[59] BBI, 1976, 1, S. 909 ff.; Amtl. Bull. NR, 1976, S. 1055 ff.; Amtl. Bull. StR, 1976, S. 571 ff. ; BBI, 1976, III, S. 1524 ff. ; vgl. dazu auch SPJ, 1974, S. 99.
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