Année politique Suisse 1977 : Economie / Crédit et monnaie / Geld- und Währungspolitik
Um die Wirtschaftskreise über ihre Absichten zu informieren, gab die Nationalbank bereits vor Jahresbeginn die Zielgrösse ihrer Geldmengenpolitik bekannt. Für 1977 wurde eine Ausweitung der Geldmenge um nur 5% ins Auge gefasst, da in den beiden letzten Jahren die Zielvorgabe von jeweils 6% überschritten worden war und die Wirtschaft infolgedessen über ein ausreichendes Liquiditätspolster verfügte. Die restriktivere Politik, die nicht zuletzt auch gefährliche Inflationskeime ersticken helfen sollte, kam während des ersten Semesters im wesentlichen dadurch zustande, dass die Nationalbank im Zusammenhang mit den konversionspflichtigen Kapitalexporten mehr Dollar verkaufte, als sie am Devisenmarkt zwecks Kurspflege erstand. Damit entzog sie dem Markt Franken; um den Verknappungserscheinungen im Bankensystem und dem Zinsanstieg entgegenzuwirken, gab sie die restlichen Mindestguthaben auf ausländischen Einlagen frei, welche die Banken bei ihr zu halten bisher noch verpflichtet waren, und alimentierte den Geldmarkt namentlich über die Ultimotermine mit kurzfristigen Liquiditätsswaps (vorübergehende Abgabe von sofort zahlbaren Sichtfranken gegen erst später fällig werdende Termindollar). In der zweiten Jahreshälfte lagen die Verhältnisse gerade umgekehrt, indem die Devisenmarktkäufe die Dollarabgaben für Kapitalexporte bei weitem übertrafen. Um die Geldmenge nicht zu stark ansteigen zu lassen, musste die Nationalbank dem hochliquiden Markt Mittel entziehen, indem sie nun Abschöpfungsswaps tätigte (vorübergehende Annahme von Sichtfranken gegen Termindollar) und bei den Geschäftsbanken Sterilisierungsreskriptionen plazierte (Schuldverschreibungen des Bundes, deren Gegenwert bei der Nationalbank stillgelegt wird). Der Erfolg dieser flexiblen Geldpolitik, die mit Hilfe des notrechtlich erweiterten Notenbankinstrumentariums möglich war, zeigte sich darin, dass die Ausweitung der Geldmenge mit 5,4% die vorgegebene Zielgrösse nur geringfügig überschritt. Die durchschnittliche Teuerungsrate, gemessen am Index der Konsumentenpreise, lag denn 1977 auch nur bei 1,3%, verglichen etwa mit 1,7% im Vorjahr
[8].
[8] Vgl. SNB, Geschäftsbericht, 70/1977, S. 11 ff.; Gesch.ber., 1977, S. 175 f.; Mitteilung der Kommission für Konjunkturfragen (in der Folge zitiert: Mitteilung/Konjunkturfragen), Nr. 250, S. 9 f., Beilage zu Die Volkswinschaft, 51/1978, Heft 2. Vgl. auch J. Marbacher, Das Zahlungsverkehrssystem der Schweiz, Bern 1977 (Bankwirtschaftliche Forschungen, 41). Vgl. femer Presse vom 20.12.77; Ww, 1, 4.1.78.