Année politique Suisse 1978 : Economie / Politique économique générale
Konjunkturlage
Die Konjunkturlage hat sich im Berichtsjahr
kaum zum Bessern verändert, ist doch der im Vorjahr eingeleitete zaghafte Aufschwung bereits fast wieder zum Erliegen gekommen. Das reale Bruttoinlandprodukt stieg nur noch um 0,8% (1977: 2,3%) und blieb damit immer noch unter dem 1972 erreichten Stand. Nachdem sich die Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte relativ günstig entwickelt hatte, bewirkte die Aufwärtsbewegung des. Frankenkurses im Herbst eine Stagnation. Trotzdem sich die Zuwachsrate der realen Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr halbierte (4,7%), leistete die Exportwirtschaft immer noch den prozentual grössten Wachstumsbeitrag. Die konjunkturstützende Wirkung der privaten Nachfrage fiel ebenfalls merklich schwächer aus, wobei diese Tendenz noch verschärft wurde durch die wechselkursbedingte Steigerung der realen Importe. Eine grössere Zuwachsrate als 1977 verzeichneten demgegenüber die laufenden Käufe des Staates und der Sozialversicherungen und die privaten Investitionen
[6].
Die positive Entwicklung der
Investitionstätigkeit hat sich demnach auch 1978 fortgesetzt. Die Ausrüstungsinvestitionen wiesen den verhältnismässig bedeutendsten Zuwachs aus; dabei dürfte es sich in erster Linie um Rationalisierungsvorhaben handeln. Laut der Statistik über Planvorlagen für industrielle Betriebe sollte sich das Wachstum auch in naher Zukunft fortsetzen
[7]. Auf die Gesamtbeschäftigung hat sich die Verschlechterung des konjunkturellen Klimas in der zweiten Jahreshälfte noch kaum ausgewirkt, hingegen war ein weiterer Rückgang der Anzahl industrieller Betriebe festzustellen
[8].
Das Wachstum der
industriellen Produktion (unter Ausschluss der Elektrizitätserzeugung) ist im Jahresdurchschnitt fast zum Stillstand gekommen. Die markantesten Einbrüche mussten die besonders wechselkursabhängigen Branchen Uhren- und Bekleidungsindustrie in Kauf nehmen (-9%, bezw. -5%). Am besten entwickelte sich die Produktion in den Bereichen Papier (+ 7%), Maschinen (+ 6%), Leder, Kunststoff und Kautschuk (+4%) und Chemie (+4%). Die Verteuerung des Frankens bewirkte allerdings, dass in der zweiten Jahreshälfte nur noch die Maschinen- und Apparateindustrie, und in geringerem Masse die Herstellung von Papier, Leder, Kunststoff und Kautschuk, Fortschritte erzielen konnten
[9]. Vor allem wegen der erhöhten Nachfrage nach Einfamilienhäusern verstärkte sich im Baugewerbe der 1977 eingeleitete leichte Aufwärtstrend
[10]. Infolge des sowohl wechselkurs- als auch witterungsbedingten Ausbleibens ausländischer Feriengäste blieb der Fremdenverkehr unter dem Spitzenergebnis des Vorjahres
[11].
Die Nachteile, welche die Währungsschwankungen für die Exportwirtschaft bringen, wurden durch die unverändert niedrige
Inflationsrate etwas gemildert. Im Jahresdurchschnitt stieg der Index der Konsumentenpreise um 1% (1977: 1,3%). Die währungsbedingte Verbilligung der Importwaren genügte, um den leichten Preisanstieg der inländischen Güter nahezu auszugleichen. Da der Grosshandelspreisindex seit 1974 immer deutlicher hinter dem Index der Konsumentenpreise zurückbleibt, wurde von den Konsumenten vermutet, dass die Verbilligung der Importgüter nur ungenügend an die Endverbraucher weitergegeben werde
[12].
[6] Mitteilung/Konjunkturfragen, Nr. 256 (Schätzungen der Arbeitsgruppe für Wirtschaftsprognosen).
[7] SNB, Geschäftsbericht, 71/1978, S. 26; Die Volkswirtschaft, 52/1979, S. 15 ff. Vgl. auch die Umfrage über Investitionsmotive, in SBG, Wirtschaftsnotizen, Mai 1978, S. 3 ff.
[8] Die Volkswirtschaft, 52/1979, S. 113. 177 Industriebetriebe mit 4575 Beschäftigten wurden 1978 geschlossen (1977: 157 Betriebe mit 2815 Beschäftigten). Für den Zeitraum von 1974-78 beträgt damit der Rückgang der industriellen Betriebe 995, das sind knapp 10 % des Gesamtbestandes (Die Volkswirtschaft, 52/1979, S. 114 ff.). Vgl. auch unten, Teil I, 7a (Marché du travail).
[9] Die Volkwirtschaft, 52/1979, S. 147 ff. Siehe auch SKA, Bulletin, 84/1978, Nr. 12, S. 11 ff.
[10] SNB, Geschäftsbericht, 71/1978, S. 25 ff. ; « Bautätigkeit 1977 und Bauvorhaben 1978 », in Mitteilungsblatt des Delegierten für Konjunkturfragen, 34/1978, S. 14 ff. Vgl. auch B. Bourquin, «La crise structurelle dans la construction suisse», in Revue économique et sociale. 36/1978, S. 89 ff.
[11] Die Volkswirtschaft, 52/1979, S. 143 ff. Anzahl Übernachtungen: – 1,5% (Schweiz. Verkehrszentrale, Geschäftsbericht, 1978, S. 14 ff).
[12] Die Volkswirtschaft, 52/1979, S.57 ff. Vgl. auch SNB, Geschäftsbericht, 71/1978, S.28; TLM, 261, 18.9.78.
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