Année politique Suisse 1979 : Economie / Crédit et monnaie / Geld- und Währung
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Geldmenge
Die Erfahrungen seit der Einführung flexibler Wechselkurse hatten gezeigt, dass es für eine kleine, extrem aussenhandelsabhängige Volkswirtschaft unmöglich ist, ausschliesslich mit Hilfe der Steuerung der Geldmenge eine taugliche Konjunkturpolitik zu betreiben. Die massive Aufwertung des Frankens und die davon ausgehende Gefährdung der Konkurrenzfähigkeit der Exportwirtschaft hatten die Behörden Ende 1978 bewogen, die Geldmengensteuerung zugunsten einer aktiven Wechselkurspflege kurzfristig in den Hintergrund zu rücken. Diese Marschrichtung wurde auch in den ersten Monaten des Berichtsjahres beibehalten. Als Konsequenz aus den zur Kursstabilisierung erforderlichen Dollarkäufen der Notenbank ergab sich aber eine erhebliche Ausdehnung der Geldmenge in Franken. Durchschnittlich nahm die Geldmenge M1 (Bargeldumlauf und Sichteinlagen) in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahr um 19,7% zu. Die Nationalbank hatte zwar auf die Formulierung eines Geldmengenziels für 1979 verzichtet, es war aber klar, dass sie im Interesse der Preisstabilität eine derart umfangreiche Geldschöpfung auf die Dauer nicht zulassen konnte. Die Beruhigung des Geschehens auf den Devisenmärkten und die von der erhöhten Geldschöpfung ausgehende Inflationsgefahr veranlassten die Nationalbank im April zu einer Änderung ihrer Strategie. Als Folge der restriktiveren Geldpolitik bildeten sich die Zuwachsraten der Geldmenge M1 gemessen am Vorjahresstand im zweiten und dritten Quartal auf je 9%, im vierten Quartal gar auf -3,2 % zurück. Im Jahresdurchschnitt nahm M1 1979 um 8,7% zu (1978: 16,2%). Die Behörden, welche damit rechnen, in naher Zukunft nicht durch heftige Wechselkursausschläge zu einer erneuten Prioritätenänderung gezwungen zu werden, beabsichtigen die Notenbankgeldmenge 1980 um 4% ansteigen zu lassen [1].
 
[1] SNB, Geschäftsbericht, 72/1979 : Mitteilungder Kommission für Konjunkturfragen, Nr. 262. Beilage zu Die Volkswirtschaft, 53/1980, Heft 2 (in der Folge zitiert : Mitteilung/Konjunkturfragen); TA, 8, 11.1.79; 292, 15.5.79 ; BaZ, 114, 17.5.79. Siehe ebenfalls P. Buomberger, Theorie und Strategie der Geldpolitik in einer kleinen, offenen Volkswirtschaft, Zürich 1979; P. Languetin, «De la politique de stabilité en Suisse», in Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 115/1979, S. 291 ff. Zur aktiven Wechselkurspolitik vgl. auch SPJ, 1978. S. 62. Zu der mit der Geldmengenentwicklung in engem Zusammenhang stehenden Teuerungsrate vgl. ferner oben. Teil I, 4a (Konjunkturlage).