Année politique Suisse 1979 : Economie / Agriculture
Pflanzliche Produktion
Auf dem Gebiet der pflanzlichen Produktion erstrebt das landwirtschaftliche Produktionsprogramm 1976–1980 eine weitere Förderung des Ackerbaus. Diese ist freilich nicht unbestritten, stellte doch der Delegierte für Raumplanung fest, dass der Ackerbau in gewissen Gegenden die Grenzen des ökologisch Zumutbaren erreicht habe. Angesichts der ständig drohenden Überproduktion von Milch und Fleisch möchte jedoch der SBV an der bisherigen Zielsetzung festhalten
[38]. Der Vergrösserung der Ackerbaufläche dient auch eine Ausdehnung der
Zuckerrübenproduktion, obwohl deren Verwertung dem Bund beträchtliche Verluste bringt. Der vom Nationalrat schon im Vorjahr gutgeheissene neue Bundesbeschluss über die inländische Zuckerwirtschaft wurde auch von der Ständekammer gebilligt. Als wesentliche Neuerung erweitert er die Anbaufläche von 14 000 auf 17 000 ha. Dieser Umfang entspricht dem für den Kriegsfall vorgesehenen Stand. Der Beschluss war in Konsumentenkreisen, wo man eine zu starke Belastung befürchtete, wie auch in der Schokolade- und Biscuitindustrie nicht unbestritten. Anderseits hätten bäuerliche Kreise die Produktionsfläche gerne noch grösser gesehen
[39]. Das Referendum wurde aber nicht ergriffen.
Die aussergewöhnlich gute Rübenernte bereitete den Produzenten allerdings eine unliebsame Überraschung. Die abgelieferte Menge überschritt mit ca 50 000 t das vereinbarte Maximum. Trotz Protesten wurden den Bauern gemäss der geltenden Zuckerordnung für die Mehrproduktion nur 5.50 statt 15 Fr. pro q ausbezahlt
[40].
Dank einer straffen Einfuhr- und Anbauordnung erscheint der Weinbau als der am wenigsten problembelastete Zweig unserer Landwirtschaft. Nach schlechten Erträgen im Vorjahr fiel die Weinernte 1979 überdurchschnittlich gut aus. Der 1978 vorgelegte neue
Rebbaubeschluss, der die bestehenden Produktionsbeschränkungen beibehält und die Qualitätsförderung durch die Kantone unterstützt, erhielt die Zustimmung des Parlaments
[41]. Im Tessin, wo namentlich die starke Bautätigkeit das Weinbauareal in den letzten 15 Jahren um fast einen Drittel reduziert hat, ergriff die Regierung Massnahmen, um vor allem den Merlot zu begünstigen
[42].
Die Produktion von Gemüse und vor allem von Obst bietet dagegen die grössten Probleme im Bereich des Pflanzenbaus. Starke saisonale Schwankungen, klimatische Einflüsse und die Unberechenbarkeit der ausländischen Landwirtschaftspolitik (Exportunterstützungen) bringen sie oft unvermittelt in Schwierigkeiten.
Für die Importe wird normalerweise das sogenannte Dreiphasensystem angewandt (freier Import — beschränkter Import beim An- und Auslaufen der schweizerischen Ernte — Einfuhrsperre bei ausreichender inländischer Produktion
[43]. Gleich zweimal war 1979 der Absatz erheblich behindert. Ende Juli fielen die Tomatenernten im Wallis und im Tessin zusammen und erzeugten kurzfristig ein grosses Überangebot. Einen Monat später kamen auch die Walliser Aprikosen und das erste Kernobst auf den Markt, zu einem Zeitpunkt, da die grossen Lager der reichen Ernte von 1978 noch lange nicht aufgebraucht waren
[44]. Die Walliser Regierung intervenierte beim Bundesrat, der sofort die Abgaben auf importierten Pfirsichen drastisch erhöhte; im September folgten auch Mehrbelastungen auf Tafeltrauben
[45]. Konsumenten und Importeure protestierten gegen die hohen Preise. Auch wurden Befürchtungen geäussert, das Ausland könnte seinerseits protektionistische Massnahmen, z.B. gegen den Schweizer Käse, ergreifen
[46]. Anderseits schoben die Walliser Produzenten in anonymen Flugblättern die Schuld an der Misere der Milchkontingentierung zu, die vor allem in der Nord- und Ostschweiz die Bauern zur Obstproduktion gedrängt habe. Der Walliser Dupont (fdp) forderte im Nationalrat, dass durch eine Revision der allgemeinen Landwirtschaftsverordnung der Import ausländischer Produkte noch weiter eingeschränkt werde. In bescheidenem Masse waren Bestrebungen zu erkennen, der Überproduktion durch Anbau neuer Erzeugnisse (Beeren, Heilkräuter, Blumen) zu begegnen
[47].
[38] Produktionsprogramm: Vat., 86. 12.4.79; vgl. SPJ, 1975, S. 93. Delegierter für Raumplanung: Bund, 202. 30.8.79. SBV : Vat.. 137, 16.6.79.
[39] Amtl. Bull. StR, 1979. S. 9 f. Definitiver Text : AS, 1979. S. 1019 ff. Vgl. SPJ, 1978, S. 88 sowie Vat., 86. 12.4.79; 261, 10.11.79.
[40] Lib.. 66. 18.12.79; NZZ, 294. 18.12.79; TA,. 302, 29.12.79; Bund (sda), 38, 15.2.80 (definitiver Mehrproduktionspreis).
[41] Amtl. Bull. StR, 1979, S. 112 ff., 268; Amtl. Bull. NR, 1979, S. 480 ff., 742 ff. Definitiver Text: AS, 1979, S. 1369 ff. Vgl. dazu SPJ, 1978. S. 88. Vgl. ferner J. C. Piot, Allocution d'ouverture de l'Assemblée générale de la Fédération internationale des industries du commerce en gros des vins, spiritueux, eaux-de-vie et liqueurs, 8.5.1979 in Lausanne. Zur Weinernte vgl. Bund, 240. 13.10.79; NZZ, 301, 28.12.79.
[42] CdT, 32, 8.2.79; TA, 35, 12.2.79; Vat., 87, 14.4.79.
[43] Probleme: NZZ, 137. 16.6.79. Dreiphasensystem: Vat., 178. 3.8.79.
[44] Tomaten: Vat., 173. 28.7.79. Obst: LNN, 146. 27.6.79.
[45] JdG, 197. 24.8.79; NZZ, 196, 25.8.79; 214. 15.9.79.
[46] TW, 202, 30.8.79 CdT. 217. 22.9.79; Coop-Zeitung. 40. 4.10.79.
[47] Walliser Produzenten: Bund, 198. 25.8.79. Motion Dupont: Amtl. Bull. NR, 1980, S. 247 ff.; NZZ (sda). 273, 23.11.79. Neue Produkte: SGT, 180, 4.8.79; 203, 31.8.79.
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