Année politique Suisse 1980 : Eléments du système politique / Problèmes politiques fondamentaux et conscience nationale
 
Image der Schweiz
Wie unterschiedlich das Bild der Schweiz in den einzelnen Sprachgruppen, Regionen, Schichten und Generationen gesehen wird, ergibt sich aus einer soziologischen Studie, die das gesellschaftliche Selbstverständnis in mehreren Testgebieten untersuchte. So weisen die Bewohner der Grossstadt Zürich ganz überwiegend eine nationale Orientierung auf, während etwa die Befragten aus dem Wallis sich in erster Linie ihrem Kanton oder ihrer Gemeinde zugehörig fühlen. Sehr verschieden werden auch die Struktur der Gesellschaft und die Rolle des Individuums im Staat wahrgenommen [30]. Einen Kontrast zu dieser wissenschaftlichen Bewusstseinserforschung setzte ein österreichischer Verlag, der 35 schweizerische Schriftsteller über ihr Land zu träumen aufforderte [31].
Im Ausland wurde das Bild der Schweiz durch die Jugendunruhen modifiziert; mit Überraschung und. nicht ohne Schadenfreude nahm man die neuen Flecken im traditionellen Image zur Kenntnis [32]. Schon im Frühjahr wurde bekannt, wie unvorteilhaft der seit 1979 in Bern residierende italienische Botschafter Zampaglione sein Gastland in Rom geschildert hatte; die Indiskretion kostete ihm freilich seinen Schweizer Posten [33]. Tröstlich wirkte demgegenüber ein Bericht des «Club of Rome », der dem politischen System wie der politischen Kultur unseres Landes erneut Modellcharakter zuerkannte [34].
 
[30] H.-P. Meier / M. Rosenmund / R. Ritschard, Wandel und Konstanz des Bildes Schweiz: Methode, Instrumente und ausgewählte Ergebnisse, Zürich 1980.
[31] Ich hab im Traum die Schweiz gesehn, 35 Schriftsteller aus der Schweiz über ihr Land, Salzburg 1980.
[32] Vgl. JdG, 164, 16.7.80; BaZ, 173, 26.7.80.
[33] JdG, 83, 10.4.80; Ww, 20. 14.5.80; Presse vom 9.8.80. Der Bericht warf den Schweizern namentlich Pharisäertum vor.
[34] Lib., 65, 17.12.80. Als besondere positive Wirkungen nannte der Bericht den wirtschaftlichen Wohlstand und die durch den Föderalismus begünstigte Partizipation.