Année politique Suisse 1980 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche
Berufsbildung
Im Bereich der Berufsbildung gab das Inkrafttreten des 1978 in der Volksabstimmung angenommenen neuen Bundesgesetzes Anlass zu weiteren Auseinandersetzungen. Der Vollzug des Gesetzes durch Kantone und Berufsverbände wurde vielfach, insbesondere in der Westschweiz, nur zögernd an die Hand genommen. Das BIGA bemühte sich vor allem um die baldige Einführung der Lehrmeisterkurse
[32]. Widersprüchlich lauteten die Urteile über Qualität und Verbreitung der nunmehr gesetzlich verankerten
Anlehre. In der von links vorgebrachten Kritik kreuzte sich das Interesse an einem qualitativen Mindestniveau mit der Sorge, die neu anerkannte Ausbildungsform könnte viele Jugendliche von einer eigentlichen Berufslehre abhalten. Während die kantonalen Berufsbildungsämter der deutschen Schweiz nach einheitlichen Regelungen strebten und bei der Genehmigung von Anlehrverträgen Zurückhaltung zeigten, erteilten noch zahlreiche Betriebe Ausweise für sogenannte Anlehren, ohne dass die Ausbildung den gesetzlichen Anforderungen entsprach
[33]. Von gewerkschaftlicher Seite wurde versucht, mehr Einfluss auf die Lehrverhältnisse zu gewinnen. So lancierten verschiedene Jugendgruppen des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes eine Petition für die Einbeziehung der Lehrlinge in die Gesamtarbeitsverträge
[34]. Initiativen für die vermehrte Einrichtung öffentlicher Lehrwerkstätten stiessen bei den Stimmbürgern überwiegend auf Ablehnung
[35].
Das
Lehrstellenangebot entsprach der Nachfrage in den verschiedenen Landesgegenden und Berufen weiterhin sehr ungleich
[36]. Über die Beschäftigungsmöglichkeiten nach Abschluss der Lehre gab eine Untersuchung Aufschluss: 10% der 1978 und 1979 Befragten hatten in den ersten anderthalb Berufsjahren kürzere oder längere Perioden der Arbeitslosigkeit erlebt
[37].
[32] Vollzug: LNN, 200, 29.8.80. Lehrmeisterkurse: AS, 1980, S. 1518 ff. Vgl. SPJ, 1979, S. 153.
[33] Kritik: TW, 175, 29.7.80; Amtl. Bull. NR, 1980, S. 818 f. (Einfache Anfrage Bircher, sp. AG). Praxis: Mitteilungen, 19/1980, Nr. 73, S. 59; BaZ, 199, 26.8.80; Aktiv, 24, 22.12.80. Vgl. auch E. Wettstein / E. Broch, Berufsbildung für «Schwächere». Hinweise und Modelle zur Gestaltung von Vorlehre, Anlehre und Stützkurs, Aarau 1979.
[34] TW, 23, 29.1.80; SGB, 9, 6.3.80. Petition: TA, 178, 4.8.80; TW, 206, 3.9.80; vgl. auch LNN, 86, 14.4.80.
[35] So in BS eine POCH-Initiative für die Einreichung einer Standesinitiative mit 32 561: 14 831 Stimmen (BaZ, 274, 21.11.80; 282, 1.12.80) und in UR eine Initiative der SP und des «Kritischen Uri» mit 5495:3792 Stimmen (LNN, 123. 29.5.80; 226, 29.9.80; vgl. SPJ, 1979, S. 154).
[36] NZZ, 17, 22.I.80; BaZ, 29, 4.2.80. Vgl. SPJ, 1979, S. 154.
[37] Deutschschweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz / Institut für Bildungsforschung und Berufspädagogik im Amt für Berufsbildung des Kantons Zürich. Der Start ins Berufsleben. Der Übergang von der Berufslehre ins Erwerbsleben, Schlussbericht, Zürich 1980.
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