Année politique Suisse 1982 : Economie / Crédit et monnaie / Geld und Währung
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Geld- und Kapitalmarkt
Auf dem Kapitalmarkt verlief die Entspannung in vergleichbarem Rahmen. Die durchschnittliche Rendite von Bundesanleihen sank von 5,5% auf 4,2% und erreichte damit den tiefsten Stand der letzten drei Jahre. Da sich die Geldmarktzinsen jedoch stärker zurückbildeten, ergab sich eine Normalisierung der Zinsstruktur in dem Sinne, dass langfristige Anlagen wieder bessere Renditen erzielten als kurzfristige [4].
Nicht im gleichen Rythmus und vor allem in entgegengesetzter Richtung bewegten sich die Zinsen für Spareinlagen und Althypotheken. Die Banken hielten an ihrer bereits 1981 geäusserten Absicht fest, beide Sätze im Frühjahr 1982 zu erhöhen. Die Zinssteigerung bei den Spareinlagen sei nötig, um die Umlagerung in besser rentierende Anlageformen zu bremsen. Bei den Hypothekarzinsen sei — gemäss der von Vertretern des EFD allerdings in Frage gestellten Argumentation der Banken — die Gewinnmarge derart geschrumpft, dass der Verzicht auf die geplante Erhöhung die Regionalbanken in wirtschaftliche Bedrängnis bringen könnte. Da es der ausgetrocknete Wohnungsmarkt und die Mietgesetzgebung den Hauseigentümern in der Regel gestatten, Kostensteigerungen vollumfänglich an die Mieter weiterzugeben, führen Hypothekarzinsveränderungen in der Schweiz jeweils zu heftigen politischen Auseinandersetzungen. Diesmal war es nicht nur die politische Linke, sondern auch das Finanzdepartement mit Bundesrat Ritschard, welche von den Banken einen Verzicht forderten. Diese Bemühungen — für das EFD wirkte in erster Linie die Sorge um den Teuerungsindex motivierend — blieben jedoch erfolglos. Der Satz für 1. Althypotheken wurde von der Mehrzahl der Banken auf den 1. März um '/z % auf 6% angehoben, wo er dann bis zum Jahresende verharrte ; er betrug im Dezember bei den Kantonalbanken im Mittel 5,98%. Im Zeichen der Flaute in der Baukonjunktur wurden hingegen die Zinsen für 1. Neuhypotheken — die in der Regel bereits seit Jahresbeginn auf 6,5% standen — im Juli wieder auf das Niveau der Althypotheken gesenkt und von einigen Kantonalbanken auf Jahresende nochmals um reduziert [5].
Die vom Bundesrat beantragte Revision des Pfandbriefgesetzes hiess nach dem Ständerat nun auch der Nationalrat diskussionslos gut. Mit den neuen Bestimmungen werden die Bedingungen, zu denen die Kreditinstitute durch die Ausgabe von Pfandbriefen Kapital zur Finanzierung von Hypothekardarlehen aufnehmen können, attraktiver gestaltet [6].
Die von der Nationalbank bewilligten Kapitalexporte nahmen 1982 um 18% auf den neuen Rekordstand von 38 Mia Fr. zu. Zahlungsschwierigkeiten diverser Entwicklungsund Staatshandelsländer mögen mitverantwortlich sein, dass der Anteil dieser Staatengruppen am Gesamtvolumen von 18,5% auf 11,2% zurück ging [7]. Diese Liquiditätsprobleme einer Reihe hochverschuldeter Länder stellten im Berichtsjahr das herausragende Thema auf dem internationalen Kapitalmarkt dar. Um die drohende Ausweitung zu einer eigentlichen Krise des weltweiten Kreditsystems zu verhindern, waren intensive Bemühungen der Währungsbehörden und der internationalen Spezialorganisationen (in erster Linie des Internationalen Währungsfonds) erforderlich. Die Nationalbank beteiligte sich mit Zustimmung des Bundesrates an Überbrückungskrediten der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zugunsten von Mexiko, Ungarn, Brasilien und Argentinien. Es handelt sich dabei nicht um direkte Kredite für diese Länder, sondern um Garantieerklärungen zuhanden der BIZ [8].
Im Herbst beschloss die Landesregierung die Aufhebung der Verordnung über die Emissionskontrolle für inländische Wertpapiere auf Ende 1982. Damit verschwand ein letztes Überbleibsel aus der Zeit, in der die Behörden versucht hatten, die monetäre Entwicklung nicht global über die Geldmenge, sondern mit Vorschriften für einzelne Märkte zu steuern [9].
 
[4] SNB, Monatsbericht, Nr. 1, Januar 1983, S. 38 ff.; SNB, Geschäftsbericht, 75/1982, S. 28 ff.
[5] SPJ, 1981, S. 65; SNB, Monatsbericht, Nr. 1, Januar 1983, S. 40; NZZ, 12, 16.1.82; 264, 12.11.82; TA, 16, 21.1.82; 32, 9.2.82; 36, 13.2.82; 84, 13.4.82; 263, 11.11.82; BaZ, 17, 21.1.82; 95, 24.4.82; Schweizerische Bankiervereinigung, Jahresbericht, 1981/82, S. 115 ff. Siehe auch oben, Teil I, 4a (Konjunkturlage) und unten, Teil I, 6c (Protection des locataires).
[6] SPJ, 1981, S. 65; Amtl. Bull. NR, 1982, S. 222; BBl, 1982, I, S. 860 ff.; AS, 1982, S. 1876 ff.
[7] SNB, Geschäftsbericht, 75/1982, S. 30 f. Vgl. auch die dem internationalen Kapitalmarkt gewidmete Beilage zur NZZ, 273, 23.11.82.
[8] SNB, Geld, Währung und Konjunktur, Nr. 2, 1983, S. 66 f. Der Bundesrat wurde durch ein Postulat des Nationalrates aufgefordert, einen Bericht über die internationale Verschuldung und die daraus der Schweiz erwachsenden Risiken zu verfassen (Amtl. Bull. NR, 1982, S.1796). Vgl. auch oben, Teil I, 2 (Négociations économiques multilatérales).
[9] SNB, Monatsbericht, Nr.11, November 1982, S. 3; wf, Dok., 44, 1.11.82. Daneben traten im Berichtsjahr auch im Bereich des Kapitalexports gewisse Neuerungen in Kraft, welche namentlich bei den mittelfristigen Schuldverschreibungen (Notes) eine Liberalisierung brachten (SNB, Geschäftsbericht, 75/1982, S. 37).