Année politique Suisse 1984 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche
Berufsbildung
Von den
Sparmassnahmen des Bundes besonders stark betroffen war die Berufsbildung. National- und Ständerat stimmten bei der Beratung des Anschluss-Sparprogramms («Sparmassnahmen 1984») für die Beibehaltung der Kürzungen der Bundesbeiträge an die Berufsberatung und die Berufsbildung (zusammen 37 Mio Fr.). Die Gegner dieser Kürzung — kantonale Berufsbildungsämter, die politische Linke und Teile von CVP und LdU — wandten ein, dieser Subventionsabbau missachte das Vertrauen, das man 1978 dem neuen Berufsbildungsgesetz entgegengebracht habe, und äusserten die Befürchtung, dass die Kantone die zusätzlich entstehenden Kosten nicht ganz übernehmen könnten ; sie unterlagen jedoch den bürgerlichen Sparbestrebungen
[15]. Ebenfalls von der 10%igen Kürzung des Anschluss-Sparprogramms betroffen waren die Beiträge des Bundes an die Schulen für soziale Arbeit (0,5 Mio Fr.). Das Parlament stimmte im weiteren einer Verlängerung des Bundesbeschlusses über die Unterstützung dieser Schulen für die Periode von 1984-89 zu, in der die oben erwähnte Beitragskürzung bereits enthalten ist
[16].
In seiner Botschaft an das Parlament
empfahl der Bundesrat die Initiative der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) «für eine gesicherte Berufsbildung und Umschulung» ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung. Er bestritt das Argument der SAP, dass den Lehrwerkstätten gerade in Zeiten von Arbeitslosigkeit, Rationalisierung und Einführung neuer Technologien verstärkte Bedeutung zukomme, und sprach der Meisterlehre sein Vertrauen aus. Die bürgerlichen Kreise zollten einstimmig Beifall, während die SAP dem Bundesrat vorwarf; die Zukunft der Jugend den momentanen Schwankungen des Arbeitsmarktes unterzuordnen
[17].
Die Zahl der in der Berufsausbildung stehenden Jugendlichen erhöhte sich trotz sinkender Schülerzahlen gegenüber dem Vorjahr um 2% auf 241 000. Diese steigende Tendenz zur nachobligatorischen Ausbildung signalisiert auch einen Nachholbedarf von weiblichen und ausländischen Jugendlichen; nach wie vor tendieren jedoch diese beiden Gruppen zu Berufslehren mit einer kürzeren Ausbildungsdauer
[18].
Allerdings verstärkten sich in manchen Kantonen die Probleme, genügend Lehrstellen zu finden. Die Stadt Bern führte für stellenlose Jugendliche Weiterbildungskurse ein; im Tessin mussten gar Bund und Kanton zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen
[19].
[15] BBl, 1984, I, S. 1253 ff.; III, S. 1473 ff.; Amtl. Bull. NR, 1984, S. 846 ff.; 877 ff.; 914 f.; 925 ff.; 1762 f.; 1958 ; Amtl. Bull. StR, 1984, S. 558 ; Bund, 30.3.84; 6.11.84; Vat.,18.5.84 ; 22.6.84; 5.10.84; TA, 21.6.84; SGB, 21, 28.6.84, 5.234; Die Volkswirtschaft, 57/1984, S. 902 f. (Berufsberatung 1983/84). Vgl. auch oben, Teil I, 5 (Sparmassnahmen) sowie SPJ, 1983, S. 88. Siehe ferner N. Blatter, «Die Berufsbildung im volkswirtschaftlichen Strukturwandel», in Zur Zukunft von Staat und Wirtschaft in der Schweiz. Festschrift für Bundesrat Dr. Kurt Furgler zum 60. Geburtstag, hrsg. von O. K. Kaufmann / A. Koller / A. Riklin, Zürich 1984, S. 289 ff ; Die Volkswirtschaft, 57/1984, S. 744 ff. (Berufsausbildung 1983/84).
[16] BBl, 1984, I, S. 349 ff.; S. 1253 ff.; III, S. 1483 ; Amtl. Bull. NR, 1984, S.1497 ff.; 1802 f. ; 1957; Amtl. Bull. StR, 1984, S. 672 ff.; 739; NZZ, 26.1.84; BaZ, 3.3.84; Bund, 7.5.84; Vat., 27.11.84; siehe auch M. Kübler, «100 Jahre Berufsbildungssubventionen 1884-1984», in Die Volkswirtschaft, 57/1984, S. 561 ff. Vgl. oben Teil I, 5 (Sparmassnahmen).
[17] BBl, 1984, II, S. 1377 ff ; Presse vom 23.8.84; Bresche, 255, 15.10.84; siehe auch SPJ, 1982, S. 146.
[18] Bundesamt für Statistik, Schülerstatistik 1983/84, Bern 1984; NZZ, 13.4.84; 10.8.84; Bund, 13.7.84; TA, 1.11.84; Die Volkswirtschaft, 58/1985, S. 201 ff. (Lehrabschlüsse und -verträge 1984); wf, Kurzkommentare, 47, '9.11.84; 53, 31.12.84. Siehe auch SPJ, 1983, S. 165.
[19] CdT, 16.2.84; Bund, 15.3.84; 22.3.84; vgl. auch SPJ, 1983, S. 165.
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