Année politique Suisse 1984 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche / Hochschulen
Mit der Frage nach den psychosozialen Gründen für die fast doppelt so hohe Studienabbruchquote bei Studentinnen gegenüber Studenten beschäftigte sich eine Publikation des Verbandes der Schweizerischen Studentenschaften (VSS). Weitere Aspekte der Diskriminierung der Frauen an den Hochschulen untersuchte der Verein feministische Wissenschaft Schweiz: An seiner Jahresversammlung diskutierten Studentinnen und Dozentinnen über die Dissidenz der feministischen Forschung und Wissenschaft. Darunter ist nicht nur der Tatbestand zu verstehen, dass feministische Forschung heute noch allzuleicht als unwissenschaftlich abqualifiziert wird und dass Frauen in der wissenschaftlichen Lehre und Forschung stark untervertreten sind, sondern auch das bewusste Anders-Denken-Wollen der Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft
[32].
Nachdem die Zürcher Universität bereits 1981 eine
Ausländergebühr eingeführt hatte, beschloss nun auch der Bundesrat im Rahmen der Schulgeldverordnung — gegen die Proteste der Dozentenkommission und der Studierenden — eine Erhöhung der Semestergebühren für Ausländer. Die Lage der ausländischen Studierenden in Zürich wurde ferner durch den Entscheid des stadtzürcherischen Arbeitsamtes erschwert, wonach ausländische Studierende nur noch während der Semesterferien einer Erwerbstätigkeit nachgehen dürfen. Die studentischen Organisationen der Universität und der ETH Zürich verlangten in einer Petition an den Zürcher Regierungsrat und den Bundesrat die Aufhebung des Arbeitsverbotes und der Ausländergebühren
[33].
Der Verband der Schweizerischen Studentenschaften (VSS) konnte mit der neuen Organisationsstruktur seine Aktivitäten merklich steigern, während sich die Unternehmungen des rechtsgerichteten Dachverbands schweizerischer Studentenorganisationen (DSO) in eher bescheidenem Rahmen hielten. Neben der oben erwähnten Frage des Studienabbruchs bei Frauen engagierte sich der VSS schwergewichtig gegen den Abbau der Stipendien und für die Verbesserung der Wohnsituation der Studierenden
[34]. An der Universität Zürich gelang es der stärksten studentischen Organisation, dem Verband Studierender an der Universität Zürich (VSU), die Diskussion mit dem Rektorat über eine verfasste Studentenschaft wieder in Gang zu bringen; zum Erfolg führte ein Boykott der Sitzungen des erweiterten Studentenrats. In einer Urabstimmung der Studierenden sprachen sich 88% bei einer Stimmbeteiligung von 40% für die Wiedereinführung einer verfassten Studentenschaft aus
[35].
[32] Gesellschaft Schweizer Forschungsinformation, CH-Forschung, 1984, Nr. 10, S. 9 ff.; Verein feministische Wissenschaft Schweiz, Bulletin, 1984, Nr. 1, 2. Zur Diskriminierung der feministischen Wissenschaft siehe beispielsweise die Einleitung zu Ch. Köppel / R. Sommerauer, Frau - Realität und Utopie, Zürich 1984; Verband der schweizerischen Studentenschaften (Hrsg), Studienabbruch bei Frauen, Bern 1984 sowie Presse vom 31.1.84. Vgl. auch SPJ, 1983, S. 167.
[33] NZZ, 8.5.84; 21.5.84; 25.5.84; 19.7.84; 23.10.84; Vr, 16.5.84; 28.5.84; 19.7.84; TA, 17.7.84; VSS/UNES, Aktuell, 1984, Nr.4, 5.15; Nr. 5, S. 13 f.; Zürcher Student/in, 3, 4.5.84; 6, 25.5.84; 7/8, 4.6.84. Vgl. auch SPJ, 1981, S. 155; 1982, S. 149; 1983, S. 168 f.
[34] VSS/UNES, Rechenschaftsberichte 1983/84, Teil 2; Arbeitsprogramm 1984/85; Dossier « Wohnsituation der Studierenden», Juni 1984. NZZ; 12.12.84; 20.12.84; LNN, 19.12.84. Vgl. auch SPJ, 1983, S. 168.
[35] NZZ, 10.2.84; 19.4.84; 25.4.84; 27.4.84; 9.5.84; 1.6.84; 2.11.84; Vr, 10.2.84; 18.4.84; 25.4.84; 9.5.84; TA, 11.2.84; 16.4.84; 27.4.84; 9.5.84; 2.11.84; Zürcher Student/in, 29, 17.2.84; 1, 24.4.84; 4, 10.5.84; 6, 25.5.84; 17/18, 9.11.84. Vgl. auch SPJ, 1981, S. 157; 1983, S. 168.
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