Année politique Suisse 1985 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Schweizerische Volkspartei
Auch in der Schweizerischen Volkspartei (SVP) kamen innere Gegensätze zum Ausdruck, und der Versuch einer Öffnung zu neuen Wählerschichten trug noch dazu bei. Besonders umstritten war das neue Eherecht, dem die gesamtschweizerische Delegiertenversammlung — wie schon die Bundeshausfraktion — zustimmte, die meisten Kantonalparteien und ebenso drei Viertel der Wählerschaft dagegen nicht; als deren Vorkämpfer profilierte sich der Zürcher Kantonalpräsident und Nationalrat C. Blocher [21]. Spannungen erzeugte im weitern die Umwelt- und Verkehrspolitik: so sah einerseits eine Resolution der Berner Kantonalpartei zum Waldsterben als Notmassnahme eine Treibstoffrationierung vor, anderseits wurde in Zürich ein führendes Mitglied der neuen Auto-Partei als Präsident der Bezirksorganisation toleriert [22]. Progressivere Anliegen vertrat vor allem die Junge SVP, die sich im Herbst erstmals ein Programm gab und darin auf Jugend-, Umwelt- und Aussenpolitik besondere Akzente setzte; gerade die Jugendpolitik fand aber in der Partei wenig Interesse [23].
 
[21] Innere Gegensätze: vgl. TA, 29.4.85. Öffnungstendenz: SPJ, 1984, S. 217. Eherecht: Presse vom 26.8.85 (Delegiertenversammlung); vgl. auch SGT, 23.8.85 sowie oben, Teil I, 7d (Politique familiale). Gegen das neue Eherecht wandten sich die Kantonalparteien von AG, BL, GL, JU, SG, SH, SZ, TG, TI, VD und ZH (vgl. Dokumentation im Forschungszentrum für schweiz. Politik). Zum Verhalten der Wähler vgl. Vox, Analyse der eidgenössischen Abstimmung vom 22. September 1985, Zürich 1985, S. 10f.
[22] Treibstoffrationierung: Bund, 28.1.85; vgl. oben, Teil I, 6d (Umweltpolitik). Autopartei: TA, 9.3.85; vgl. unten, Auto-Partei.
[23] Junge SVP: BZ, 9.11.85. Eine Delegiertenversammlung der Gesamtpartei, die sich mit Jugendpolitik befasste, war schlecht besucht (NZZ, 28.10.85; TA, 28.10.85).