Année politique Suisse 1985 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Evangelische Volkspartei
Die Evangelische Volkspartei (EVP) hatte ihrerseits einen neuen Präsidenten zu küren. Sie folgte ihrem erweiterten Zentralvorstand, der dem weltoffenen Gemeindefunktionär und Nationalrat M. Dünki (ZH) den Vorzug vor dem eher «puritanischen» Blaukreuzsekretär H. Studer gegeben hatte. Der Gewählte forderte zur Überwindung der Stagnation in der Parteientwicklung auf und wünschte mehr Profil für die EVP auf Bundesebene, auch gegenüber ihrem Fraktionspartner LdU. Er verlangte eine Öffnung über kirchliche Kreise hinaus, die Bildung einer Art Lobby für schlecht vertretene Gruppen wie etwa die Kleinbauern. Auch Zentralsekretär H. Schoch sprach sich für die Suche nach politischen Marktlücken aus, zugleich aber für eine radikalere Haltung im Sinne des Evangeliums, für mehr Wunsch- als Realpolitik; er empfahl, den Begriff der Mitte fallenzulassen und sich als «bürgerliches Korrektiv» zu verstehen [27]. Die Parteidelegierten konkretisierten solche Direktiven unter anderem dadurch, dass sie sowohl für die Initiative «Recht auf Leben» wie auch für das neue Eherecht die Ja-Parole ausgaben [28].
 
[27] Präsidentenwahl: TA, 29.4.85. Position Dünkis: BZ, 27.4.85; TA, 29.4.85; Evangelische Woche, 9, 2.5.85. Erklärungen Schochs: NZZ, 29.4.85; 28.10.85; Evangelische Woche, 13, 27.6.85; 23, 14.11.85. Vgl. auch TA, 28.10.85; ferner SPJ, 1978, S. 175; 1984, S. 218.
[28] Recht auf Leben: NZZ, 29.4.85; TA, 29.4.85; Evangelische Woche, 11, 30.5.85; vgl. oben Teil I, 1 b (Grundrechte). Eherecht: TA, 26.8.85; Evangelische Woche, 18, 5.9.85; vgl. oben, Teil I, 7d (Politique familiale).