Année politique Suisse 1985 : Economie / Crédit et monnaie / Geld und Währung
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Geldpolitik
Die Nationalbank setzte in Berichtsjahr ihre Bemühungen fort, die Entwicklung der Geldmenge mit dem realen Wirtschaftswachstum in Übereinstimmung zu bringen. Dabei geht es ihr weniger um momentane Schwankungen in der Preisentwicklung, die beispielsweise von Wechselkursveränderungen induziert sein können, als vielmehr um eine relative Stabilhaltung über mehrere Jahre hinweg. In Anbetracht der noch ungewissen Konjunkturaussichten zu Beginn des Jahres 1985 war das Geldmengenziel mit 3% recht grosszügig festgelegt worden. Das kräftige Wirtschaftswachstum erlaubte es jedoch den Bankbehörden, eine restriktivere Politik einzuschlagen und sich der mittelfristig angepeilten Zielgrösse von 2% anzunähern. Die als Indikator dienende bereinigte Notenbankgeldmenge nahm 1985 um 2,2% zu (1984: 2,6%). Im Einvernehmen mit dem Bundesrat beschloss das Direktorium der SNB, im Jahr 1986 die Zügel noch etwas mehr anzuziehen und eine lediglich zweiprozentige Expansion der bereinigten Notenbankgeldmenge anzustreben. Diverse Kommentatoren aus Banken- und Wissenschaftskreisen erachteten allerdings auch diese 2% noch als zu hoch, um langfristig ein inflationsfreies Wachstum zu gewährleisten [1].
Die Diskussion um eine allfällige Gewinnablieferung der Nationalbank an den Staat ist im Berichtsjahr praktisch zum Erliegen gekommen. Dazu mag, neben der wachsenden Einsicht in die geld- und namentlich budgetpolitischen Implikationen derartiger Ausschüttungen, auch die spürbare Verbesserung des Staatshaushalts beigetragen haben. Die Rechnung der SNB schloss 1985 mit einem Ertragsüberschuss von 2666 Mio Fr. noch etwas besser ab als im Vorjahr; der grösste Teil davon wurde zur Erhöhung der Rückstellungen für Währungsrisiken verwendet [2].
 
[1] SNB, Geschäftsbericht, 78/1985, S. 7 f und 25 ff. Die einzelnen Geldrnengenaggregate entwickelten sich wie folgt : M1: 0,0% ; M2 : 7,3 %; M3 : 4,9%. Die Nationalbank stellte die Geldrnengenberechnung auf eine neue Basis und komgierte damit aufgetretene Mängel (vgl. «Revision der Geldmengenstatistik », in SNB, Quartalsheft, 1985, Nr. 1, S. 51 ff. sowie SNB, Monatsbericht, 1985, Nr. 8, S. 31 f.). Zur Politik der Nationalbank siehe auch P. Languetin, Wachstum und Stabilität, Zürich 1985 ; G. Rich, «Die Inflationsbekämpfung als Aufgabe der schweizerischen Geldpolitik», in Konjunkturforschungsstelle (KOF)/ETH, Konjunktur, 1985, Sonderbericht Nr. 162, S. 3 ff. Kritik: J. Niehans in KOF/ETH, a.a.O., S. 23 ff.; Ch. Zenger, «Das langfristige Geldmengenziel der Schweizerischen Nationalbank », in NZZ, 17.4.85 (siehe auch Replik in NZZ, 7.5.85); Vat., 21.12!85; BaZ, 21.12.85. Vgl. auch SPJ, 1984, S. 70f. und F. Haas. Die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank unter dem Regime der Geldmengenziele, Basel 1985. Zur Konjunkturlage und Preisentwicklung siehe oben, Teil I, 4a.
[2] Vgl. dazu P. Languetin an der Generalversammlung der SNB am 26. April in Bern, in SNB, Quartalsheft, 1985, Nr.2, S. 142; F. Ritzmann, «Zur Gewinnpolitik der Schweizerischen Nationalbank» sowie die Diskussionsbeiträge von H. Schmid und J.-J. Schwartz in KOF/ETH, a.a.O., S. 28 ff.; SPJ, 1984, S. 71. Allgemein zur Organisation, Aufgabe und Politik der SNB siehe auch Bilanz, 1985, Nr. 12, S. 114ff. Ertragsrechnung: SNB, Geschäftsbericht, 78/1985, S. 52 ff.