Année politique Suisse 1985 : Infrastructure, aménagement, environnement / Sol et logement
Wohnungsbau
Im Berichtsjahr wurden in der Schweiz insgesamt
44 228 Wohnungen erstellt; damit lag die Produktion im Wohnungsbau um 2,3% (1021 Einheiten) unter derjenigen von 1984. Um 10,6% zugenommen hatte die Wohnbautätigkeit in den fünf Grossstädten (Baselstadt, Bern, Genf, Lausanne, Zürich); In den übrigen Städten sank sie um 6,2%. Der Rückgang beim Wohnungsbau dürfte anhalten, wurden doch 1985 insgesamt 8,8% (oder für 4579 Einheiten) weniger Baubewilligungen erteilt als im Jahr zuvor. Demgegenüber stieg der Leerwohnungsanteil weiter an: 1985 standen 22 872 oder 0,79% des Gesamtwohnungsbestandes (1984: 0,76%) leer. Wie im Vorjahr wurde rund 46% der leerstehenden Wohnungen in Neubauten ermittelt
[7]. Unter den fünf Grossstädten, welche durchschnittlich einen Leerwohnungsanteil von 0,42% aufweisen, war namentlich Bern Schauplatz etlicher Manifestationen gegen die Zerstörung von günstigem Wohnraum
[8].
Weil die
Kantonalisierung der Wohnbauförderung im Rahmen der Aufgabenneuverteilung zwischen Bund und Kantonen an der ablehnenden Mehrheit im Nationalrat
gescheitert war und weil die steigende Nachfrage die Wohnbauförderungskredite vorzeitig erschöpft hatte, unterbreitete der Bundesrat dem Parlament eine Botschaft über zusätzliche Rahmenkredite für die Wohnbau- und Eigentumsförderung. Für die Jahre 1986-1990 sollen 2,98 Mia Fr. zur Verfügung gestellt werden. Davon sind 2,4 Mia Fr. für Eventualverpflichtungen (Bürgschaften) und 515 Mio Fr. für nichtrückzahlbare Darlehen vorgesehen; ausgabenwirksam für die Bundeskasse ist nur der letztgenannte Betrag. Mit diesem Rahmenkredit können 17 000 Wohnungen gefördert werden. Die Umweltschutzorganisationen, die Schweizerische Stiftung für Landschaftsschutz und der WWF riefen das Parlament auf, die Vorlage zurückzuweisen, und regten eine Denkpause an, während der das Wohnbau- und Eigentumsförderungsgesetz (WEG) den Erfordernissen des Landschaftsschutzes angepasst werden solle. Dies sei umso nötiger, als in den Jahren 1975=1984 von den 21 500 subventionierten Wohnungen 20 000 Neubauten waren. Heute aber habe der Verlust an Kulturland ein Ausmass erreicht, das den Verzicht auf eine weitere Ausdehnung der Siedlungsfläche erfordere. Ins Zentrum staatlicher Eigentumsförderung müsse daher der Erwerb bestehender Mietwohnungen durch die Mieter rücken. Die Revision des WEG im Sinne einer haushälterischen Bodennutzung war auch der Inhalt zweier Motionen, welche als Postulate überwiesen wurden. Bei der Behandlung des Rahmenkredits für die Wohnbau- und Eigentumsförderung wurde die Sorge über den Kulturlandverlust zwar verschiedentlich zum Ausdruck gebracht, letztlich aber stimmten beide Räte fast einstimmig dem vorgelegten Bundesbeschluss zu
[9].
[7] Bautätigkeit: Ww, 4, 24.1.85; NZZ, 10.4.85; 7.6.85; 15.6.85; Schweiz. Baumeisterverband (Hg.), Schweizerische Bauwirtschaft in Zahlen, Ausgabe 1985, Zürich 1985; Die Volkswirtschaft, 59/1986, S. 194 ff. Leerwohnungen: NZZ, 19.7.85; Die Volkswirtschaft, 58/1985, S. 604 ff. Siehe auch Schweiz. Hauseigentümerverband, Wohnwirtschaft 1985, Zürich (1986) ; BaZ, 18.6.85; 26.6.85; 3.7.85 ; 5.7.85 ; 16.7.85 ; Die Volkswirtschaft, 58/1985, S. 50 f., 331, 384 ff., 579 und 787; Der Monat, 1985, Nr. 9 sowie E. Michel-Alder / R. Schilling, Wohnen im Jahre 2000. Erfahrungen mit neuen Bau- und Wohnformen, Basel 1984; L. Burckhardt, Die Kinder fressen ihre Revolution. Wohnen-Planen-Bauen-Grünen, Köln 1985. Die Forschungskommission «Wohnungswesen» verabschiedete ihr Programm für die Jahre 1985-1987 (NZZ, 2.2.85; BaZ,, 4.2.85; Aktuelles Bauen, 1985, Nr. 7). Vgl. auch SPJ, 1984, S. 117.
[8] Gegen lebhafte Proteste wurde in Bern ein Liegenschaft, in der Hausbesetzer 1984 das alternative Kulturzentrum «all.» eingerichtete hatten, abgerissen (TW, 27.2.85; 3.4.85; Berner Presse vom 11.3.85; 9.7.85; 11.7.85; 20.7.85; 22.8.85; Bund, 2.4.85; BZ, 17.4.85; 22.5.85; 15.7.85; 6.8.85; TA, 20.5.85). Weitere Häuserbesetzungen in BE: Bund, 28.2.85; 9.5.85; 11.5.85; 1.7.85; 1.8.85; Berner Presse vom 3.7.85; 26.7.85; 30.7.85; 5.8.85; 29.8.85; 30.8.85; TW, 2.8.85; 6.8.85; 12.8.85; BZ, 13.8.85; 15.11.85. In BE wurde ein Gesetz zur «Erhaltung von Wohnraum» in die Vernehmlassung geschickt (Berner Presse vom 20.11.85).
[9] Amtl. Bull. NR, 1985, S. 1628 ff.; Amtl. Bull. StR, 1985, S. 417 ff.; BBl, 1985, I, S. 822 ff.; Vat., 24.1.85; Presse vom 21.2.85; 20.6.85; 1.10.85; SGT, 26.3.85; BaZ, 3.12.85. Umweltschutzverbände: BaZ, 22.5.85; NZZ, 22.5.85; 31.5.85; 17.6.85; TW, 22.5.85; 17.6.85; TA, 23.5.85. Motionen Herczog (poch, ZH) und Rebeaud (écol., GE): Amtl. Bull. NR, 1985, S. 1823 f. ; NZZ, 4.9.85. Siehe auch SPJ, 1984, S. 118 f.
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