Année politique Suisse 1986 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis / Äussere Linken
Die Progressiven Organisationen (POCH) gerieten nach den Zürcher und Berner Wahlen, in denen sie von den zur GPS (Grüne Partei der Schweiz) zählenden Grünen deutlich überholt wurden, in eine Identitätskrise. Dabei machten sich Spannungen zwischen der bisherigen, überwiegend männlichen und etwas verbrauchten Führungsschicht und einer doppelten Opposition geltend. Einerseits wurde das Konzept einer feministischen Partei vertreten, das sich aus dem Drängen weiblicher Mitglieder nach faktischer Gleichstellung entwickelt hatte. Die Frauen erreichten es an einer Delegiertenversammlung, dass sie in den zentralen Gremien künftig mit 60% der Sitze vertreten sein sollen und dass der Frauenfrage in der vorgesehenen Programmrevision zwar nicht die dominierende, aber doch eine prioritäre Position zuerkannt wurde. Eine Reihe von bekannten männlichen POCH-Exponenten schied aus dem Parteivorstand aus; bei der Neubesetzung der Zentralorgane zeigte sich jedoch, dass bei den Frauen die Bereitschaft, sich an der Führung zu beteiligen, für die Einlösung des weiblichen Vertretungsanspruchs nicht breit genug war
[33]. Anderseits war eine Tendenz wirksam, die POCH — über das Konzept des «grünen Bogens» hinaus — in einer umfassenderen grünen Formation aufgehen zu lassen. Einzelne Kantonalorganisationen beschlossen, ihre Vertreter bei kommenden Wahlen auf eine grüne Liste zu setzen, ohne die eigene Parteibezeichnung noch im Vordergrund stehen zu lassen. In Luzern wurde damit ausdrücklich eine Distanzierung vom früheren linkssozialistischen Kurs angestrebt. In Baselland umfasste eine entsprechende Allianz sogar die regionale Organisation der GPS
[34].
[33] Wahlen: vgl. oben, Teil I, 1e (Kantonale Wahlen, Bern; Kommunale Wahlen, Zürich; Tabelle). Identitätskrise: NZZ, 2.6.86; 6.6.86; SCT, 26.6.86. Frauen: Presse vom 16.6.86; PZ, 23, 19.6.86; vgl. dazu PZ, 13, 10.4.86 ; TA, 1.7.86 ; ferner SPJ, 1985, S. 238. Ausscheiden aus dem Parteivorstand : NZZ, 16.6.86. Vgl. auch R. Blum, «Wandel und Konstanten bei den Progressiven Organisationen (POCH) 1971-1986», in SJPW, 26/1986, S. 119 ff.
[34] Grüner Bogen: vgl. SPJ, 1984, S. 220; 1985, S. 237. Luzern: LNN, 11.10.86; 18.10.86; PZ, 37, 16.10.86; vgl. auch LNN, 24.7.86; 23.10.86; PZ, 28, 14.8.86. Baselland: BaZ, 7.11.86; PZ, 42, 20.11.86. Bereits 1985 hatten in SO die POCH-Vertreter als «Grüne» für den Kantonsrat kandidiert (SPJ, 1985, S. 32).
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