Année politique Suisse 1987 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
Landesring der Unabhängigen
Als "grün, sozial, liberal" pries sich der Landesring der Unabhängigen (LdU) in einer Standortbestimmung und Wahlplattform an, wobei sich nach zum Teil heftigen Diskussion der "St. Galler-Flügel" um Parteipräsident F. Jaeger mit seinen radikalen Forderungen zum Umweltschutz durchsetzte und mit diesem Thema die Partei auch programmatisch dominierte. So wurden der Ausstieg aus der Atomenergie, Moratorien für den Bau von Strassen und neuen Berg- und Seilbahnen und ein Autofahrverbot bei Smog gefordert, da in der Umweltpolitik kaum mehr Kompromisse zu verantworten seien. In Kommentaren war zunächst der Wandel des LdU von einer Partei der sozial-liberalen Mitte zu einer grün-progressiven Partei als erstaunlich schnell und reibungslos gewertet worden. In der Folge distanzierte sich jedoch der Präsident der Verwaltungsdelegation des Migros-Genossenschaftsbundes, J. Kyburz, vorsichtig von der Politik des LdU und der Vizepräsident sprach gar von einer möglichen Trennung der Migros, und damit einer wichtigen Geldgeberin, von der Partei. Auch der Zürcher Regierungsrat A. Gilgen ging auf Distanz zu seiner Partei, indem er öffentlich erklärte, dass er dem LdU heute nicht mehr beitreten würde.
Bei Wahlen in den Kantonen Baselland, Graubünden, Luzern und Zürich verlor der LdU acht Parlamentsmandate, und zwar zumeist an die Grünen. Bei den Nationalratswahlen, für die in zahlreichen Kantonen bisherige Wahlbündnisse mit der EVP zugunsten von Listenverbindungen mit grünen Parteien aufgekündigt wurden, konnte die Partei ihren Wähleranteil jedoch von 4,0% auf 4,2% steigern und ihre acht Sitze behalten. Als grosser Erfolg wurde zudem der von der SVP zurückgewonnene Zürcher Ständeratssitz verbucht
[27].
[27] Programm: Presse vom 19.1., 9.2. und 11.5.87. Migros: SZ, 12.3.87. Gilgen: TA, 25.3. und 31.3.87. Zu den Listenverbindungen vgl. oben, Teil I, Id (Eidg. Wahlen: Listenverbindungen); zu den Wahlresultaten vgl. oben, Teil I, 1e (Kantonale und kommunale Wahlen) und SZ, 5.5.87. Wenig Erfolg hatte ein vom LdU erstellter "Demokratie- und Präsenztarif" (vgl. Presse vom 8.8.87). Zu einer von F. Jaeger veranlassten Studie über eine mehrwertsteuerartige Umweltsteuer vgl. Presse vom 2.9.87.
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