Année politique Suisse 1987 : Eléments du système politique / Elections / Eidgenössische Wahlen
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Listenverbindungen
Eine starke Zunahme war auch bei den Bündnissen zu verzeichnen, welche die Parteien und Gruppierungen im Hinblick auf die Nationalratswahlen eingingen. Insgesamt wurden 64 Wahlallianzen geschlossen, davon 47 in Form von Listen- und 17 als Unterlistenverbindungen (1983: 36 Listen- und 11 Unterlistenverbindungen). Ausser in Zug und Appenzell Ausserrhoden kamen in allen Proporzkantonen Listenverbindungen zustande, im Wallis und im Jura allerdings keine parteiübergreifenden. An der Spitze lagen wiederum die Kantone Bern und Zürich, gefolgt von St. Gallen, beiden Basel, Solothurn und Aargau [11].
Zu dieser Zunahme trugen vor allem die zahlreichen neuen Verbindungen im links-grünen Spektrum bei. Die verschiedenen grünen Gruppierungen, welche sich nicht auf eine einheitliche Allianzpolitik festlegten, sondern teils allein, teils mit anderen Grünen, teils mit der SP und teils mit dem LdU in den Kampf zogen, brachten die traditionellen Wahlbündnisse durcheinander [12]. So schloss sich der Landesring, der sich 1983 fast überall mit der EVP verbündet hatte, nur noch in Zürich, St. Gallen und im Aargau mit seiner Fraktionspartnerin zusammen, während er in Bern, Baselstadt und Thurgau mit den Sektionen der Grünen Partei (GPS), in Solothurn mit dem Grünen Bündnis (GBS) und in Baselland mit der SP eine Allianz einging. Die EVP ihrerseits stieg in Bern und Baselstadt allein in die Wahlen; in Baselland schloss sie sich dem Bürgerblock an.
Eine grundsätzliche Wende in der Allianzenfrage vollzogen die Sozialdemokraten. Während die Partei in der deutschen Schweiz bisher keine Wahlbündnisse geschlossen hatte, ging sie 1987 in acht Kantonen mit grünen Gruppierungen Listenverbindungen ein und gab damit ihrem "Willen zur Offnung" Ausdruck. Der häufigste Bündnispartner der SP war das Grüne Bündnis (LU, BS, SG, GR und AG). Dazu kamen die Grüne Partei (ZH), das Kritische Forum Schwyz und der LdU (BL). In die traditionelle Allianz mit der PdA in der Westschweiz (VD und GE) wurde in der Waadt auch das Grüne Bündnis aufgenommen [13].
Jedoch scheiterten umfassende Wahlallianzen aller kandidierenden rot-grünen Gruppierungen — ausser in Luzern, Schwyz und Graubünden — meist an ideologischen Differenzen. In drei Kantonen (BE, ZG und FR) fand das Grüne Bündnis keine Allianzpartner, und die Grüne Partei kämpfte in der Westschweiz (VD, VS und GE) und im Tessin allein.
Als Reaktion auf die rot-grüne Herausforderung war eine verstärkte Tendenz zum bürgerlichen Schulterschluss erkennbar. Zum ersten Mal verbanden in Schwyz die FDP und die SVP, in Graubünden die FDP, die SVP und die CVP ihre Listen; im Kanton Neuenburg versöhnten sich Liberale und Radikale wieder, und in Baselland umfasste die bürgerliche Entente als viertes Element die EVP. In neun weiteren Kantonen bestanden die gewohnten Zweier- und Dreierbündnisse. Eine Wahlallianz aller teilnehmenden bürgerlichen Parteien bestand in acht Kantonen (ZH, BS, BL, SH, GR, AG, NE und GE), ein bürgerliches Bündnis ohne die CVP in fünf Kantonen (BE, SZ, FR, TG und VD).
Unter den rechts und rechtsaussen angesiedelten Gruppierungen kamen — ausser in Zürich [14], Bern [15] und St. Gallen [16] — keine Listenverbindungen zustande: Die NA und die OFP marschierten getrennt. Ohne Partner zog ferner auch die erstmals kandidierende Autopartei in den Kampf.
 
[11] BBl, 1983, IV, S. 285 ff. und 1987, III, S. 473 ff.; TA, 31.8.87; NZZ, 9.9. und 6.10.87; SZ, 25.9.88.
[12] Ww, 5.3.87 (GPS); Presse vom 23.6.87 (GPS) und vom 15.9.87 (GBS); Vat., 24.9.87.
[13] Neue Bündnispolitik der SP: BZ, 30.1.87; NZZ, 3.2.87; TW, 12.6.87 (A. Daguet). Helmut Hubacher bezeichnete diese Allianzen als "Grundstock einer sozial-grünen Koalition" (TA, 31.8.87).
[14] NA / "Frauenbewegung Mutter und Kind" / "Vernünftige Landwirtschafts- und Konsumentenpolitik" / Republikaner.
[15] NA / "Bürgerliche Wähler für Natur und Umwelt" / "Rentner sprechen auch mit"; ÖFP / "Bernische Interessengemeinschaft für Bürgerlich-Gewerbliche Politik".
[16] NA / "Neue Bewegung: Echte Bürgermitte" / "Gruppe für ganzheitliche Politik".