Année politique Suisse 1987 : Economie / Politique économique générale
Konjunkturlage
In den Industriestaaten setzte sich der Konjunkturaufschwung auch im Jahre 1987 fort. Die Wachstumsgeschwindigkeit blieb in den OECD-Staaten mit einem Zuwachs des Bruttosozialproduktes (BSP) von durchschnittlich rund 2,7% etwa gleich gross wie im Vorjahr. Überdurchschnittlich entwickelte sich die Wirtschaft in Grossbritannien, Japan und den USA. Die Beschäftigung nahm in den USA kräftig (+2,7%) und in Europa und Japan mässig zu (1 % resp. 0,7%). Da in Europa die Erwerbsbevölkerung ungefähr im gleichen Ausmass anwuchs, konnte die Arbeitslosenrate nicht abgebaut werden. Die Teuerung beschleunigte sich wieder; für die Steigerung um einen Mittelwert von 3,2%' waren die höheren Preise (auf Dollar-Basis) für Energierohstoffe mitverantwortlich. In den Entwicklungsländern verringerte sich gemäss ersten Schätzungen das Wachstum des realen BSP von 4% im Jahre 1986 auf 3,3%, und die Teuerungsbekämpfung konnte kaum Erfolge verzeichnen
[5].
Analog zu den meisten anderen europäischen Industrieländern schwächte sich das Wirtschaftswachstum in der Schweiz leicht ab. Es blieb aber, mit einer geschätzten Wachstumsrate von 2,5% für das reale Bruttoinlandprodukt, auf einem Stand, der ungefähr der Zunahme des längerfristigen Produktionspotentials entspricht. Entwicklungsmotor bildete wie bereits im Vorjahr ausschliesslich die Binnennachfrage (+4,1%), während sich die Exporte von Gütern und Dienstleistungen kaum veränderten. Erneut verzeichneten die Investitionen die absolut und auch relativ stärkste Expansion, wenn auch die Dynamik des Vorjahres nicht mehr erreicht wurde. Der reale Konsum der privaten Haushalte nahm um 2,7% zu, wobei vor allem die Ausgaben für Dienstleistungen und dauerhafte Konsumgüter anzogen. Die laufenden Käufe des Staates und der Sozialversicherungen wuchsen um 3,0%.
Die
Exporte stagnierten, während die starke Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ausländischer Anbieter anhielt (+ 4,3%). Die Ertragsbilanz blieb mit einem Überschuss von 11,6 Mia Fr. zwar deutlich in den schwarzen Zahlen, fiel aber um 0,5 Mia Fr. schlechter aus als im Vorjahr. Neben dem grösseren Defizit aus dem Warenverkehr trug unter anderem das starke Wachstum der Ausgaben für Lohnzahlungen an ausländische Grenzgänger zu dieser Reduktion bei
[6].
Die
Beschäftigung nahm 1987 im Jahresmittel um 1,2% zu; dies war weitgehend auf das Wachstum des 3. Sektors, und hier insbesondere des Bereichs Banken und Versicherungen zurückzuführen. Wiederum stieg die Zahl der beschäftigten Frauen stärker an als diejenige der Männer (1,8% resp. 0,9%). Die zusätzlich Beschäftigten rekrutierten sich auch 1987 per Saldo fast ausschliesslich aus ausländischen Erwerbstätigen. Die Zahl der ganz oder teilweise Arbeitslosen blieb mit 24 674 - dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 0,8% - nahezu konstant
[7].
Der Index der industriellen
Produktion erhöhte sich nur noch geringfügig (1,2%). Einen massiven Einbruch mussten die Bekleidungs- und die Uhrenindustrie in Kauf nehmen, aber auch die Maschinenindustrie trat praktisch an Ort. Starke Expansionsraten verzeichneten demgegenüber die graphische Industrie und die Chemie. Das Bestreben der Unternehmen, mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten, drückte sich in der unverändert grossen Investitionsbereitschaft aus. Die Zahl der Planvorlagen für Neu- resp. Umbauten und für die Einrichtung von industriellen Betrieben nahm um 8,6% zu. Im Baugewerbe war die Lage unverändert freundlich: trotz leicht schrumpfendem Wohnungsbau nahmen sowohl die Bautätigkeit als auch der Auftragseingang und -vorrat weiter zu. Im Tourismus konnte 1987 der leichte Einbruch des Vorjahres wieder wettgemacht werden. Markant war vor allem die Zunahme der Hotelgäste aus den USA
[8].
Mit einer Erhöhung des Konsumentenpreisindexes um durchschnittlich 1,4% konnte auch 1987 die Entwicklung der Preise im Griff gehalten werden. Während 1986 die niedrige Inflationsrate vor allem auf die stark sinkenden Preise für Auslandgüter zurückgeführt werden konnte, war im Berichtsjahr die Situation ausgeglichener. Die Preise für Auslandgüter blieben nahezu stabil (-0,6% gegenüber -4,5% im Jahre 1986), diejenigen für inländische Erzeugnisse erhöhten sich weniger stark als in der Vorperiode (2,2% gegenüber 2,9%). Der Grosshandelspreisindex nahm weiterhin ab allerdings weniger massiv als im Vorjahr
[9].
[5] SNB, Geschäftsbericht, 80/1987,S. 5 f. und 10 ff.; Die schweizerische Konjunktur im Jahre 1987 und Vorschau auf 1988. 311. Mitteilung der Kommission für Konjunkturfragen, Bern 1988, S. 3 ff.
[6] SNB, Geschäftsbericht, 80/1987, S. 19 ff.; Die schweizerische Konjunktur im Jahre 1987 und Vorschau auf 1988. 311. Mitteilung der Kommission für Konjunkturfragen, Bern 1988, S. 7 ff. Für die Wirtschaftsdaten siehe insbes. die Seiten *1 ff. in der neu konzipierten amtlichen Zeitschrift Die Volkswirtschaft, 61/1988, Nr. 1 ff.
[7] Die Volkswirtschaft, 61/1988, Nr. 6, S. *8 ff. Zum Arbeitsmarkt siehe unten, Teil I, 7a (Marché du travail).
[8] Die Volkswirtschaft, 61/1988, Nr. 6, S. *4 (Planvorlagen), S. *19 (Produktion), S. *38 (Baugewerbe) und S. *42 (Tourismus). Zum Tourismus siehe auch Die Volkswirtschaft, 61/1988, Nr. 5, S. 35 f. und Nr. 7, S. 43 ff. sowie C. Kaspar (Hg.), Jahrbuch der schweizerischen Tourismuswirtschaft 1987/88, St. Gallen 1988. Zur Entwicklung der einzelnen Branchen vgl. auch Schweizerische Bankgesellschaft, Schweizerisches Wirtschaftsjahr 1987, Zürich 1987.
[9] Die Volkswirtschaft, 61/1988, Nr. 6, S. *15 ff.
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