Année politique Suisse 1988 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Auto-Partei (AP)
Die hauptsächlich die Interessen des motorisierten Individualverkehrs vertretende Auto-Partei erreichte mit weitgehend unbekannten Kandidaten auf Kosten der grossen bürgerlichen Parteien bei kantonalen (SG, SH, TG) und städtischen (Bern, Biel, St. Gallen) Wahlen für schweizerische Verhältnisse ausserordentliche Stimmengewinne und zog jeweils auf Anhieb in Fraktionsstärke in die einzelnen Parlamente ein. Am aufsehenerregendsten fiel der Erfolg im Kanton Schaffhausen aus, wo 11,4 Wählerprozente und ein Zehntel der Grossratssitze errungen wurden, obwohl die Parteigründung erst nach den Wahlen stattfand. Analysierende Interpretationen stellten fest, dass die AP namentlich in Gegenden mit besonders akuten Verkehrsproblemen Erfolg hatte. Wo bürgerliche Regierungsparteien eine moderate oder konsequente Umweltpolitik verfolgten, erlitten sie weniger Verluste, als dort, wo sie eine autofreundliche oder wankelmütige Politik betrieben [45].
Eine Kontroverse entspannte sich um Äusserungen von Parteipräsident Nationalrat M. Dreher (ZH), welcher gemäss einem Pressebericht "Linke und Grüne an die Wand nageln und mit dem Flammenwerfer drüber" wollte. Der führende AP-Politiker präzisierte, dass er damit nicht den politischen Gegner, sondern bloss dessen Argumente gemeint habe, sensibilisierte damit aber eine breite Öffentlichkeit für das unflätige Vokabular, welches die AP in ihren Publikationen pflegt. Gemäss SVP-Pressedienst erinnert dieses in unguter Weise an die Propagandamaschine des Dritten Reiches. Die AP begegnete Vorwürfen bezüglich Fremdenfeindlichkeit mit der Feststellung, dass sie im Gegensatz zur NA nicht gegen alle Ausländer sei, sondern einen Unterschied zwischen Europäern und Exoten mache, wobei zu den letzteren auch die Türken gehörten. Gemeinsamkeit mit der NA herrschte aber zumindest hinsichtlich parteiinternen personellen Streitigkeiten in den Sektionen, die zum Rücktritt von Sektionspräsidenten oder von eben erst gewählten Parlamentariern führten [46].
 
[45] Kantonale Wahlen: vgl. dazu oben, Teil I, Kap. le. Porträt AP SG in SGT, 24.8.88. Analysen: BZ, 9.12.88; NZZ, 19.12.88..Vgl. auch SPJ 1987, S. 306 f. und oben, Regierungsparteien.
[46] Dreher: Blick, 16.3.88; Presse vom 17.3.88; NZZ und TA, 18.3.88. Vokabular: SVP Pressedienst, Nr. 47 vom 22.11.88; AT, 24.11.88. Interne Differenzen: Vat., 17.3. und 21.10.88; NZZ, 18.3. und 18.10.88; SGT, 27.6., 11.8., 25.8. und 18.10.88.