Année politique Suisse 1988 : Partis, associations et groupes d'interêt / Associations et autres groupes d'interêt
 
Andere Interessenorganisationen
In diesem Abschnitt begnügen wir uns damit, wichtige Neugründungen und programmatische Auseinandersetzungen oder Neuorientierungen zu registrieren. Über die politischen Aktivitäten von Verbänden, Interessenorganisationen und Bewegungen berichten wir im jeweiligen Sachzusammenhang [33].
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Hauseigentümer
Im März gründeten Sympathisanten der "Stadt-Land-Initiative" den "Hausverein Schweiz". Ähnlich wie der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) für die Automobilisten eine Alternative zum TCS darstellt, soll dieser für die Hausbesitzer eine Alternative zum Schweizerischen Hauseigentümerverband bilden. Die Vereinsgründer warfen dem rund 124 000 Mitglieder zählenden Hauseigentümerverband vor, dass er primär die Interessen der grossen Immobiliengesellschaften und der Kapitalanleger vertrete. Dabei gelinge es ihm aber, mit Hilfe seines Dienstleistungsangebots auch Hausbesitzer, die mit dieser Politik nicht einverstanden seien, an 'sich zu binden. Der "Hausverein Schweiz" will die Anliegen derjenigen wahrnehmen, welche eine Liegenschaft zum Eigengebrauch besitzen oder eine soziale Vermietungspolitik betreiben wollen. Zum geschäftsführenden Sekretär wurde der Berner ex-Grossrat und Sekretär der Stadt-Land-Initiative, Luzius Theiler (gps), gewählt. Der Schweizerische Hauseigentümerverband wies die Kritik an seiner Politik als unbegründet zurück und zeigte sich durch die Neugründung nicht beunruhigt [34].
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Verkehr
Die Delegiertenversammlung des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS), welche am 18. Juni in Glarus stattfand, stimmte einer Strukturreform mit dem Hauptziel einer klareren Aufteilung der Aufgaben und Kompetenzen zu. An derselben Versammlung wurde gegen den Widerstand der Berner und Westschweizer Sektionen beschlossen, das Referendum gegen die Revision des Strassenverkehrsgesetzes zu ergreifen, falls das Parlament an der Erhöhung der Maximalbreite für Lastwagen auf 2,5 Meter festhält [35].
Im Jahresverlauf traten im VCS vermehrt Spannungen über den verkehrspolitischen Kurs zutage. Namentlich Angehörige der Sektion Zürich warfen dem Zentralvorstand vor, eine allzu kompromissbereite Politik zu betreiben und zuviel Gewicht auf den Ausbau der unpolitischen Dienstleistungen für die Mitglieder zu legen. Einen ersten Anlass zur Austragung des Konflikts bot der Entscheid über die Einstellung der stark defizitären Zeitschrift "Verkehr und Umwelt", welche seit einem Jahr ein Forum für die verkehrstheoretische und -politische Meinungsbildung geboten hatte. Der Streit zwischen verkehrspolitischen Fundamentalisten und Pragmatikern entzündete sich erneut bei. der Vernehmlassung zu den Linienvarianten der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT). Der Zentralvorstand hatte ursprünglich beschlossen, die NEAT grundsätzlich abzulehnen, da von ihr kein nennenswerter Beitrag zur Entlastung der Umwelt zu erwarten sei und sie sich mobilitätsfördernd auswirken werde. An einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung am 19.11. in Göschenen setzte sich schliesslich ein Kompromiss durch, der die Zustimmung zu einem massvollen Ausbau der Eisenbahntransitlinien mit der Forderung nach dirigistischen Eingriffen in den Transitverkehr verbindet. Wie die Fronten innerhalb des VCS bei diesen Konflikten verlaufen, wurde freilich nicht klar: Zwar waren es im Zusammenhang mit der Einstellung der Zeitschrift "Verkehr und Umwelt" Angehörige der Sektion Zürich gewesen, welche dem Zentralvorstand mangelnde verkehrspolitische Radikalität vorgeworfen hatten; der Kornpromissvorschlag gegen die vom Zentralvorstand einstimmig beschlossene grundsätzliche Ablehnung der NEAT stammte jedoch aus denselben Kreisen [36].
 
[33] Siehe dazu insbesondere oben, Teil I, 1b (Öffentliche Ordnung), 1d (Jura), 3 (Défense nationale et société), 6b, 6d, 7d (Réfugiés, Condition de la femme) und 8b (Kultur, Kirchen).
[34] BZ, 19.3.88; Bund und BaZ, 21.3.88; TA, 22.3.88. Vgl. dazu auch oben, Teil I, 6c (Mietwesen).
[35] BaZ, 20.6.88; VCS-Zeitung, 1988, Nr. 4, S. 4 f. und 8. Zum angedrohten Referendum siehe auch oben, Teil I, 6b (Strassenverkehr).
[36] BaZ, 8.4.88; WoZ, 20.5.88; BZ, 6.6.88; NZZ, 21.11.88; VCS-Zeitung, 1988, Nr. 7, S. 4 f. Zur NEAT siehe oben, Teil I, 6b (Eisenbahnverkehr).