Année politique Suisse 1988 : Economie / Crédit et monnaie / Geld- und Währungspolitik
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Kapitalmarkt
Die Entwicklung am Obligationenmarkt verlief ausgesprochen ruhig und bildete die Entwicklung auf dem Geldmarkt nur in sehr abgeschwächter Form ab. Die durchschnittliche Rendite für Anleihen der Eidgenossenschaft pendelte im ersten Halbjahr um 4,1% und im zweiten um 4,2%. Die Sätze für Kassenobligationen der Banken holten ihren in der ersten Jahreshälfte verzeichneten Rückgang um ca. 0,5% bis zum Jahresende wieder auf. Bei den Hypothekarsätzen wurde hingegen der Zinsabbau um durchschnittlich 0,23% bis zum Sommer in der zweiten Jahreshälfte noch nicht wieder nach oben korrigiert [8].
Die Beanspruchung des schweizerischen Kapitalmarktes durch Emissionen nahm von 52,9 auf 56,2 Mia Fr. zu; für dieses Wachstum waren ausschliesslich die ausländischen Schuldner verantwortlich. Die nach dem Börsenkrach vom Herbst 1987 gesunkenen Aktienkurse hatten zum Attraktivitätsverlust dieser Finanzierungsform geführt. Die Aktienemissionen durch schweizerische Unternehmen gingen deshalb stark zurück. Gemessen an der Nettobeanspruchung des Kapitalmarktes dürfte die Verlagerung zu den ausländischen Schuldnern noch ausgeprägter gewesen sein, da viele inländische Schuldner ihre Verpflichtungen abbauten. So nutzte unter anderem die Eidgenossenschaft ihre gute Finanzlage und bezahlte mehr Gelder zurück, als sie auf dem Kapitalmarkt aufnahm [9].
Der bewilligungspflichtige Kapitalexport hatte zuerst im Anschluss an den Börsenkrach einen Einbruch erlitten. Die anhaltend gute Weltwirtschaftskonjunktur und das zeitweilige Absinken der schweizerischen Zinssätze führten jedoch zu einer raschen Erholung. Insgesamt nahm der bewilligungspflichtige Kapitalexport 1988 um 7,6% auf 50,9 Mio Fr. zu. Die Internationalen Organisationen traten wieder vermehrt als Schuldner auf und beanspruchten einen Anteil von 6,0% (1987: 2,2%). Der Hauptanteil der Kapitalausfuhren ging aber auch in diesem Jahr an die Industrieländer (85,5%); der Anteil der Entwicklungsländer blieb mit 4,9% nahezu unverändert [10].
Der Bundesrat befasste sich mit der 2. Preisüberwachungsinitiative der Konsumentinnenorganisationen. Diese verlangt, dass auf Märkten, die von Kartellen oder kartellartigen Organisationen beherrscht werden, auch die Kreditzinsen der Kontrolle unterstellt werden. Die Regierung beschloss, diese Volksinitiative zur Ablehnung zu empfehlen. Sie kündigte aber an, dass sie ihr einen indirekten Gegenvorschlag gegenüberstellen wolle, welcher deren Hauptanliegen über die Revision des Preisüberwachungsgesetzes verwirklichen soll [11].
 
[8] SNB, Geschäftsbericht, 81/1988, S. 34 f.; SNB, Monatsbericht, 1989, Nr. 1, S. 40. Zu den Hypothekarzinsen siehe auch unten, Teil I, 6c (Mietwesen).
[9] SNB, Geschäftsbericht, 81/1988, S. 34 f.; SNB, Monatsbericht, 1989, Nr. 6, S. 56 ff.
[10] SNB, Geschäftsbericht, 81/1988, S. 36 f.; SNB, Monatsbericht, 1989, Nr. 6, S. 56 ff.
[11] Presse vom 25.8.88 sowie oben, Teil I, 4a (Wettbewerb).