Année politique Suisse 1989 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Christlich-demokratische Volkspartei (CVP)
Bezüglich der Parolen zu den eidgenössischen Abstimmungen ging die CVP mit den beiden anderen bürgerlichen Regierungsparteien einig. Die Nein-Parole zur Kleinbauerninitiative wurde von den Delegierten mit 161:24 Stimmen gefasst und diejenige zur Tempo 100/130 mit 157:27. Nicht ganz so geschlossen wie bei der FDP und der SVP erfolgte die Verwerfung der Volksinitiative für die Abschaffung der Armee: Den 211 Delegierten, welche für Ablehnung votierten standen immerhin 4 Ja und 6 Enthaltungen gegenüber. Die nach der Volksabstimmung durchgeführte Vox-Analyse zeigte denn auch, dass der Anteil der Befürworter der GSoA-Initiative unter den Sympathisanten der CVP mit 15% rund doppelt so hoch gewesen war wie unter denjenigen der SVP und der FDP [9].
Bei den kantonalen und kommunalen Wahlen schnitt die CVP unterschiedlich ab. Im Kanton Aargau verlor sie sechs Sitze – immerhin konnte hier die CVP-nahe Junge Liste Zurzach ein Mandat gewinnen – in Solothurn büsste sie zwei Sitze ein. Hingegen gewann sie in Genf einen Sitz dazu, ebenso im Stadtparlament von Lausanne, wo sie mit der SVP auf einer gemeinsamen Liste mit dem Namen "Renouveau Centre" angetreten war. In ihren Hochburgen in den Alpen konnte sie sich gut behaupten: im Wallis verbesserte sie ihren ohnehin sehr hohen Wähleranteil und behielt mit 80 Sitzen die absolute Mehrheit im Parlament, in. Graubünden konnte sie trotz der Konkurrenz durch die erstmals antretende CSP ihre 38 Sitze halten [10].
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Christlichsoziale (CSP)
Die Thurgauer Christlichsozialen machten ihre Ankündigung aus dem Vorjahr wahr und organisierten sich als Gruppe innerhalb der CVP [11]. Im Kanton Graubünden konstituierte sich kurz nach den kantonalen Wahlen die 1987 gegründete Parteigruppe der Christlichsozialen nach längerem Zögern als eigenständige Partei. Bei den Grossratswahlen vom 7. Mai waren ihre Exponenten im Kreis Chur – wie bereits 1988 bei den Gemeindewahlen – mit einer eigenen Liste angetreten und hatten der CVP drei ihrer bisher sechs Sitze abnehmen können. Die CVP, die dank Sitzgewinnen im übrigen Kantonsgebiet diese Verluste kompensieren konnte, lehnte die von der CSP gewünschte Fraktionsbildung im Grossen Rat ab [12].
 
[9] Kleinbauerninitiative: Presse vom 1.5.89; NZZ, 2.5.89. GSoA- und Tempoinitiative: Presse vom 30.10.89; Vat., 31.5.89; Vox, Analyse der eidgenössischen Abstimmung vom 26. November 1989, Bern 1990. Einzig die Junge CVP Genf gab zur GSoA-Initiative die Ja-Parole aus (JdG, 4.9.89).
[10] Siehe dazu oben, Teil I, 1e. Vgl. dazu auch das Interview mit I. Rickenbacher in TA, 30.11.89.
[11] SGT, 23.2., 17.4. und 11.5.89; SPJ 1988, S. 318. Siehe auch Vat., 11.2. und 18.2.89 (Rickenbacher).
[12] NZZ, 22.5.89; BüZ, 8.12. (Wahlen), 22.5. und 31.5.89. Vgl. auch SPJ 1988, S. 318 f. und oben, Teil I, 1e.