Année politique Suisse 1989 : Partis, associations et groupes d'interêt / Associations et autres groupes d'interêt / Arbeitnehmer
Die Mitgliederzahl des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) reduzierte sich wie bereits im Vorjahr um 0,1% und betrug Ende 1989 noch 441 449 Personen. Die Zahl der im SGB organisierten Frauen nahm um 1,6% ab, damit sank der Frauenanteil von 12,7% auf 12,5%. Die grösste Einbusse erlitt wiederum der
Metall- und Uhrenarbeitnehmerverband (SMUV) mit einem Rückgang um 3875 Personen. Während es noch 1988 danach ausgesehen hatte, als ob der SMUV die Verluste bei den männlichen Mitgliedern wenigstens zum Teil durch den Beitritt von Frauen kompensieren könnte, ging im Berichtsjahr die Zahl der im SMUV organisierten Gewerkschafterinnen wieder massiv zurück (-9,5%). Die Gewerkschaft Bau und Holz konnte ihren Mitgliederbestand um 3323 auf 122 304 erhöhen und damit ihre Stellung als grösste Gewerkschaft im SGB weiter festigen; den zweitgrössten absoluten Mitgliederzuwachs wies die Gewerkschaft Druck und Papier auf
[25].
Ein Vergleich nach
Sprachregionen zeigt, dass die Verbände des SGB nur in der Deutschschweiz mit Rekrutierungsproblemen zu kämpfen haben. Während hier die Zahl der Mitglieder in den letzten zehn Jahren um 8,3% abgenommen hat, nahm sie in der französischsprachigen Schweiz um 4,2% und im Tessin sogar um 9,0% zu. Gemäss dem Autor der hier zitierten Studie kann diese unterschiedliche Entwicklung nicht mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel erklärt werden, da in der Westschweiz der Bedeutungsverlust des industriellen Sektors, aus dem die meisten SGB-Verbände ihre Mitglieder rekrutieren, sogar grösser gewesen ist als in der Deutschschweiz. Der Mitgliederzuwachs in der Westschweiz kann ebensowenig auf einen Nachholbedarf zurückgeführt werden, denn der Organisationsgrad war in dieser Region schon zu Beginn der achtziger Jahre überdurchschnittlich hoch. Auch die Frauen sind offenbar in der Westschweiz eher zu gewerkschaftlichem Engagement bereit; sie stellen rund 30% der im SGB organisierten Frauen
[26].
Der
Christlichnationale Gewerkschaftsbund (CNG) konnte erneut einen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Er zählte Ende Jahr 111 141 Mitglieder, das sind 2343 (2,2%) mehr als 1988. Im Zehnjahresvergleich sieht die Entwicklung im CNG ähnlich aus wie beim SGB: Als eindeutig stärkste Gewerkschaft hat sich der Christliche Holz- und Bauarbeiterverband mit 45 848 Mitgliedern (+29,5%) etabliert, während die Zahl der organisierten Metallarbeiter von 27 033 auf 23 896 zurückgegangen ist
[27].
Die vor allem im industriellen Sektor und in den Werkstätten verankerten Gewerkschaften des SGB und des CNG führen ihre Mitgliedereinbussen zu einem guten Teil auf den Strukturwandel in der Wirtschaft zurück. Von der Verlagerung der Arbeitsplätze von den Fabrikhallen in die Büros konnten aber bisher die in der
Vereinigung schweizerischer Angestelltenverbände (VSA) zusammengeschlossenen Organisationen kaum profitieren. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl ihrer Mitglieder um 0,4% auf 144 175 zurückgebildet. Der direkte Konkurrent der Metallarbeitergewerkschaften des SGB und des CNG, der Verband der Angestelltenvereine der Maschinen- und Elektroindustrie, konnte aus der betriebsinternen Verlagerung der Arbeitsplätze überhaupt keinen Nutzen ziehen : er verlor in den letzen zehn Jahren mehr als einen Achtel seiner Mitglieder. Der Schweizerische Kaufmännische Verband, der als stärkster Verband rund 50% der Mitglieder der VSA stellt, hatte seinen Bestand von 1980 bis 1988 um 5872 vergrössern können, im Berichtsjahr musste er aber eine Einbusse von 1606 in Kauf nehmen
[28].
[25] H. Anderegg, "Mitgliederentwicklung der Schweizer Gewerkschaften in den 80er Jahren und im Jahre 1989", in Gewerkschaftliche Rundschau, 82/1990, S. 113 ff. Vgl. auch SPJ 1988, S. 332 f. Zur Analyse der unterschiedlichen Mitgliederentwicklung siehe auch Gewerkschaftliche Rundschau, 82/1990, S. 131 ff.
[26] H. Anderegg, a.a.O., S. 120 ff.
[27] H. Anderegg, a.a.O., S. 125 ff.
[28] H. Anderegg, a.a.O., S. 125 ff. Zur Organisierbarkeit der Angestellten vgl. Gewerkschaftliche Rundschau, 81/1989, S. 210 ff.
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